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Brexit: Berenberg-Chefvolkswirt warnt vor Domino-Effekt

Steffen Heinze15. Februar 2016

Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, hält die Folgen eines Austritts Großbritanniens aus der EU für nicht abwägbar. „Viele möchten eine Debatte über die Folgen lieber vermeiden."

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Chefvolkswirt der Berenberg Bank: Holger Schmieding

Wenn ein gewichtiges Mitglied die EU verlasse, „werden sich auch andere Länder fragen, ob sie nachziehen“, sagte Schmieding in einem Interview der Deutschen Welle. „Der Knackpunkt beim Brexit ist: Wir wissen nicht, ob danach die Handelsbeziehungen mit dem restlichen Europa noch freundschaftlich wären, was den Schlag für London abmildern würde“, so Schmieding.

Wären die Handelsbeziehungen in der Folge beschädigt, „würde die britische Wirtschaft sehr leiden“. Es stehe „eine Menge auf dem Spiel. London hat sich in ein Dienstleistungszentrum für Europa entwickelt. Wenn der freie Zugang zum europäischen Markt nicht mehr garantiert ist, müssten eine Reihe von Unternehmen ihre Beschäftigten in London reduzieren.“

Clemens Fuest: Brexit würde „das Gewicht der EU in der Welt stark schwächen“

Der Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, sagte der DW, ein Austritt Großbritanniens würde „das Gewicht der EU in der Welt stark schwächen. Das Ganze wäre ein sehr negatives Signal und würde für viel Unsicherheit sorgen.“

Fuest vertrat die Ansicht, „die schwache wirtschaftliche Erholung, die wir in Europa haben, würde sicher beschädigt. Letztlich kann dadurch niemand gewinnen. Es spricht alles dafür, dass die Europäer einige britische Forderungen aufnehmen, dass man sich einigt und Großbritannien drin bleibt.“

Für Fuest besteht das „Worst Case Szenario“ darin, „dass der Protektionismus nach Europa zurückkommt. Es wird Kräfte geben, die die City of London vom restlichen europäischen Markt kappen wollen. Im Gegenzug könnte Großbritannien den Handel mit der EU verbannen.“

Fuest über den britischen Regierungschef: „Es gibt einige Dinge, die David Cameron sagt, über die die Europäer durchaus nachdenken sollten. Dinge, die nicht nur im britischen Interesse, sondern im Interesse ganz Europas sind. Speziell die Vorstellung, dass Migration als Einwanderung in den Arbeitsmarkt verstanden werden sollte. Und nicht als Einwanderung in die Sozialsysteme.“

15. Februar 2016