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Neues im Achenbach-Prozess

5. Januar 2015

Ein "Whistleblower" hat Licht in den Betrugsprozess um den Kunstberater Achenbach gebracht. Seinem Mitarbeiter, dem Kunsthistoriker Thomas Kellein, waren bereits 2012 Unregelmäßigkeiten aufgefallen.

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Betrugsprozess gegen Kunstberater Helge Achenbach 15.12.2014
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Helge Achenbach habe bei Kunstverkäufen an den Pharma-Unternehmer und Sammler Christian Behringer "hohe Preisaufschläge" vorgenommen, sagte Kellein am Montag als Zeuge im Prozess gegen den Kunstexperten Achenbach aus. Thomas Kellein gilt als Schlüsselfigur in dem Betrugsprozess. Er wurde im Landgericht Essen, wo der Prozess am Montag (5.1.) fortgesetzt wurde, ausführlich vernommen.

Mit seiner Information über Unregelmäßigkeiten bei überhöhten Rechnungen hatte der angesehene Kunsthistoriker 2014 den Stein ins Rollen gebracht. Achenbach hatte den früheren Direktor der Bielefelder Kunsthalle als Berater für den Aufbau der Sammlung Boehringer engagiert. Da er als enger Mitarbeiter Einblick in die Geschäftsmethoden des ehemals einflussreichen Kunstberaters hatte, habe er bereits zwischen Dezember 2012 und Mai 2013 bemerkt, dass da "irgendetwas nicht stimmt", sagte er vor Gericht.

Deutschland Kunstberater Helge Achenbach mit Bentley S1
Kunst- und Oldtimer-Händler: Helge Achenbach mit dem Bentley S 1, der früher Joseph Beuys gehörteBild: picture-alliance/dpa/A. Endermann

Kriminelle Verkaufsenergie

Achenbach habe Preisaufschläge vorgenommen, die Kellein als seriöser Kunsthistoriker nicht mittragen konnte - und wollte. Er habe damals die Gesellschafter der privaten Berenberg-Bank umgehend über die Vorgänge bei der "Berenberg Art Advice" informiert. Achenbach beriet dort als Kunstberater vor allem wohlhabende Kunden beim Auf- und Ausbau ihrer Sammlungen. "Ich habe gemerkt: Es ging darum, Kunst billig einzukaufen und teuer weiter zu verkaufen", empörte sich Kellein vor Gericht. "Und das sollte Kunstberatung sein!"

Auf Grund der damaligen Aussagen von Thomas Kellein sei die Sparte des ART Advice bei der Privatbank aufgelöst worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 62-jährigen Helge Achenbach vor, nicht nur Kunden der Berenberg Art Advice, sondern auch den 2012 gestorbenen Aldi-Erben Bertold Albrecht um Millionenbeträge betrogen zu haben. Bei 22 Kunst- und Oldtimer-Verkäufen hatte Achenbach den Milliardär mit überhöhten Rechnungsaufschlägen in Höhe von rund 23 Millionen Euro geschädigt. Für den 22. Januar ist die Witwe von Bertold Albrecht als Zeugin vor Gericht geladen.

Zeuge Thomas Kellein
Thomas Kellein ist ein wichtiger Zeuge im Achenbach-ProzessBild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Kunst fürs WM-Quartier der Nationalelf

Eine Anzeige der Albrecht-Kinder hatte Ende April 2014 die Ermittlungen in dem Betrugsfall ausgelöst. Im Juni war Achenbach - nachdem die Kriminalpolizei seine Geschäftsräume durchsucht hatte - noch auf dem Flughafen Düsseldorf verhaftet worden. Er kehrte gerade aus dem Quartier der deutschen Fussball-Nationalmannschaft in Brasilien zurück, das er für die Zeit der WM mit Kunst ausgestattet hatte.

Die Seriosität des Kunstexperten war allerdings auch vorher nicht unumstritten. "Ein Filou war der immer schon", sagte der Maler Gerhard Richter über den seit einem halben Jahr inhaftierten Achenbach. Auch bei Kunstverkäufen an den Kunstsammler Boehringer habe Berater Achenbach diese nicht nachvollziehbaren Preisaufschläge vorgenommen, sagte der Zeuge Kellein am Montag bei der zweieinhalbstündigen Vernehmung aus.

Achenbach selbst hatte Mitte Dezember ein Teilgeständnis abgelegt. Er habe die Preise auf den Rechnungen eigenhändig geändert und diese so "mit unberechtigten Aufschlägen" an seinen Duzfreund Albrecht weitergeleitet. "Das bedauere ich sehr."

hm/suc (dpa/epd)