Brisantes Erbe: Riefenstahl-Nachlass geht nach Berlin
Ihre geniale Filmkunst stellte sie in den Dienst der Nazis: Das Erbe von Leni Riefenstahl soll jetzt in Berlins staatlichen Museen gesichtet und aufgearbeitet werden.
Triumph des Willens
In "Triumph des Willens" stand Hitler im Mittelpunkt. Der Propagandafilm über den Reichsparteitag der NSDAP 1934 in Nürnberg zählt zu den bekanntesten Werken von Leni Riefenstahl. Die Uraufführung fand am 28. März 1935 im UFA-Palast am Zoo in Berlin statt. Er war der zweite Teil von Riefenstahls Parteitags-Trilogie, nach "Der Sieg des Glaubens" und vor "Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht."
Fragen nach Kunst, Politik und Ethik
"Triumph des Willens" wurde schnell zu einem der prominentesten NS-Propagandafilme überhaupt. Seine Ästhetik beeinflusste auch nach nach dem Zweiten Weltkrieg noch Spielfilme und Dokumentarfilme bis hin zur Werbung. Aber der Film warf Fragen auf - zum Verhältnis von Kunst, Politik und Moral. Für "Triumph des Willens" (1934) erhielt Leni Riefenstahl den Nationalen Filmpreis 1934/35.
Faschistischer Körperkult
In "Oympia" dokumentierte Riefenstahl das Berliner Sportfest von 1936 als ein Fest der Völker. Der Film spaltete die Kritiker: Zwar galt er als ästhetisch meisterhaft inszeniert. Doch kritisiert wurden die propagandistischen Elemente, vor allem ein "faschistischer Körperkult". Unser Bild zeigt die Entzündung des olympischen Feuers während der Eröffnungszeremonie am 1. August 1936.
Viele Preise, doppeltes Honorar
Für "Olympia" wurde Leni Riefenstahl mit Preisen überschüttet. Es begann bei der Pariser Weltausstellung 1937. Es folgten Auszeichnungen in Deutschland, Schweden, Italien und Frankreich. Das TIME-Magazin zählt den Film noch heute zu den "100 besten Filmen aller Zeiten". Propagandaminister Goebbels verdoppelte das Honorar der Regisseurin noch während der Dreharbeiten auf 400.000 Reichsmark.
Häftlinge als Statisten
Um 1940 entstand diese Aufnahme von Dreharbeiten zu "Tiefland". Für das in den Pyrenäen spielende Bergdrama, in dem Leni Riefenstahl die weibliche Hauptrolle spielte, zwangsrekrutierte sie über 100 Roma aus dem bei Salzburg befindlichen sogenannten "Zigeunerlager Maxglan". Da echte Spanier nicht zur Verfügung standen, organisierte die Regisseurin kurzerhand "südländisch" wirkende Häftlinge.
Glühende Verehrerin
"Meinem lieben Führer in tiefster Verehrung", schrieb Leni Riefenstahl in dieser Widmung vom 20. Juni 1933. Wer hatte da noch Zweifel an der politischen Gesinnung der Filmemacherin? Dieses Buch des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, das Riefenstahl Hitler zum Geschenk machte, gehört heute zur "Dritte Reich Sammlung" der Library of Congress in Washington DC.
Impressionen unter Wasser
"Impressionen unter Wasser" nannte Leni Riefenstahl einen Dokumentationsfilm über die farbenprächtige Unterwasserwelt des Pazifischen Ozeans. Sie brachte ihn 2002 heraus, kurz vor ihrem 100. Geburtstag. Für das Tauchen hatte die Künstlerin noch im hohen Alter den Tauchschein erworben.
Brisantes Erbe
Umzugskisten voller Bücher, Filmrollen und Fotoarchive - bis November 2017 lagerte Leni Riefenstahls Hinterlassenschaft noch in ihrer Villa in Pöcking am Starnberger See. Jetzt vermachte ihn die Alleinerbin Gisela Jahn, Riefenstahls ehemalige Sekretärin, den staatlichen Museen zu Berlin. Dort soll das Material aufgearbeitet werden.