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Der Bruder rückt nach

Tobias Käufer17. Juli 2013

Die unblutige Verhaftung von Miguel Ángel Treviño, dem Kopf des mexikanischen Kartells "Los Zetas", ist ein großer Erfolg für die Sicherheitskräfte - aber noch lange nicht das Ende der Drogenkriminalität.

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Fahndungsfotos von Miguel Angel Trevino (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Die Tageszeitung "Excelsior" jubelt: "Sie haben die Zetas enthauptet!" Doch wie immer wenn ein Drogenboss gefasst wird, steht sein Nachfolger schon bereit: Omar Ángel Treviño - Kennnummer "Z-42" - und Bruder des derzeit prominentesten mexikanischen Häftlings soll an die Spitze des mächtigen Drogenkartells "Los Zetas" rücken, meldet das Blatt unter Berufung auf Polizeikreise.

Der Aufstieg von Miguel Ángel Treviño zum Kopf eines der gefährlichsten und mächtigsten Drogenkartelle der Welt endete am Montag (15.07.2013) auf einer kleinen Landstraße im Norden Mexikos. Ein Hubschrauber der mexikanischen Marine hatte das Fahrzeug verfolgt und zum Stehen gebracht. Ohne einen Schuss abzufeuern gingen der Chef von "Los Zetas", einer dessen Finanzmanager sowie ein Leibwächter den Fahndern in Netz. Eine bemerkenswerter Vorgang: Bislang gingen Verhaftungen von mexikanischen Drogenbossen meist mit blutigen Schusswechseln und vielen Opfern einher.

"Zetas" auch in Europa aktiv

Die Festnahme von Miguel Ángel Treviño ist zunächst einmal ein großer Fahndungserfolg für die mexikanischen Behörden, der auch international bedeutend ist. Denn nach Angaben der europäischen Polizeibehörde Europol sind die führenden mexikanischen Kartelle "Los Zetas" und "Sinaloa" mittlerweile zu "globalen Marktkoordinatoren für den Kokainschmuggel nach Europa und Nordamerika" geworden. Auch in Europa versuchen sie offenbar zunehmend an Einfluss zu gewinnen.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto im Wahlkampf 2012 (Foto: dpa)
Hat den Kartellen den Kampf angesagt: Mexikos Präsident Enrique Peña NietoBild: picture-alliance/dpa

Treviños Verhaftung reiht sich ein in eine Serie beachtlicher Fahndungsergebnisse in Kolumbien und Mexiko. Offenbar haben die Fahnder detaillierte Informationen über die Aufenthaltsorte der Drogenbosse. Mehr als ein Dutzend führender Kartellköpfe ist in den vergangenen Monaten den Sicherheitskräften ins Netz gegangen: Erst vor wenigen Tagen hatte die kolumbianische Polizei den Drogendealer Roberto Pannunzi in Bogotá verhaften können. Der Italiener soll vor allem den Schmuggel über den Atlantik organisiert haben. Kolumbiens und Mexikos Kartelle sind eng verzahnt. Kolumbien gilt als wichtigster Kokain-Produzent, Mexiko als Transitland Nummer eins in den wichtigsten Markt: die USA.

In den USA aufgewachsen

Miguel Ángel Treviño ist nach mexikanischen Medienberichten in Dallas/Texas aufgewachsen und hat dort auch seine kriminelle Karriere in einem von lateinamerikanischen Einwohnern bewohnten Vorort der US-Metropole begonnen. Seine familiären Verbindungen in die USA haben ihm auch dabei geholfen, innerhalb des Kartells schnell Karriere zu machen.

Roberto Pannunzi nach seiner Verhaftung (Foto: AP)
Ging vor wenigen Tagen den Fahndern ins Netz: Drogendealer Roberto Pannunzi (Mitte)Bild: picture alliance/AP

Die "Zetas" sind eine Absplitterung des Golf-Kartells und wuchsen rasch zu einer der einflussreichsten kriminellen Organisationen Mexikos. Viele Mitglieder sind ehemalige Militärs. Die "Zetas" sind bekannt für ihre Brutalität und Skrupellosigkeit bei der Durchsetzung ihrer Interessen.

Miguel Ángel Treviño selbst kultivierte seinen Ruf als sadistischer Mörder. Das Image eines kaltblütigen Folterers verschaffte ihm in den eigenen Reihen Respekt und flößte seinen Gegnern Angst ein. Ihm werden zahlreiche sadistische Foltertechniken zugeschrieben. Unter anderem ließ er seine Opfer in ein Fass stecken und bei lebendigem Leib verbrennen.

Illegale in den Fängen des Kartells

Besonders betroffen von der Gewalt in Mexiko sind die vielen tausend illegalen Einwanderer aus Mittel- und Südamerika, die sich über Mexiko bis in die USA durchzuschlagen versuchen. Viele von ihnen gehen der mexikanischen Drogenmafia ins Netz. Frauen werden zur Prostitution gezwungen, Männer müssen als Drogenkuriere arbeiten. Zur Polizei können die Migranten nicht, weil sie sich illegal in Mexiko aufhalten. Wollen sich die verzweifelten Opfer dennoch weigern, werden sie von der Mafia ermordet.

Das wird Treviño nun auch zur Last gelegt. Vor drei Jahren soll "Z-40" die Ermordung von 72 Einwanderern aus Mittelamerika in San Fernando angeordnet haben. Das Massaker wurde weltweit mit Bestürzung zur Kenntnis genommen. Vor allem in Honduras und El Salvador trauerten die Menschen um ihre ermordeten Angehörigen. Der grausame Vorfall löste in der Region eine Debatte über die Lage der Einwanderer in Mexiko aus.