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Gala-Auftritt zum Abschied von Kobe Bryant

Andreas Sten-Ziemons14. April 2016

Einer der größten Basketballer aller Zeiten ist im Ruhestand. Kobe Bryant, Superstar der Los Angeles Lakers, beendet mit 37 Jahren eine Karriere, die voller sportlicher Erfolge und nicht frei von Skandalen ist.

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USA Basketball Los Angeles Lakers, Abschied Kobe Bryant (Foto: picture-alliance/dpa/M. Nelson)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Nelson

Nach 20 Jahren im Trikot der Los Angeles Lakers hat Basketball-Weltstar Kobe Bryant die NBA-Bühne triumphal verlassen. Der 37-Jährige beendete seine erfolgreiche Karriere im heimischen Staples Center unter dem Jubel von knapp 19.000 Zuschauern beim 101:96 im letzten Hauptrundenspiel gegen Utah Jazz. Bryant erzielte dabei 60 Punkte, eine der höchsten Punktzahlen, die er je erreichte - sein Rekord steht bei 81 Punkten gegen Toronto in der Saison 2005/06. Prominente Fans wie Schauspieler Jack Nicholson, Rapper Jay-Z oder Ex-Fußballer David Beckham feierten Bryant, die Basketball- und Sport-Welt würdigte den 37-Jährigen. "Ich habe alles gegeben, was in mir steckt und deshalb fühle ich mich jetzt auch wohl, wenn ich aufhöre", zog Bryant zufrieden das Fazit seiner Karriere. Was er jetzt machen werde, dass wisse er noch nicht.

Herausragende Staistiken

Der 1,98 Meter große Bryant galt und gilt als der beste Basketballer seiner Generation und wurde bereits kurz nach dem Beginn seiner NBA-Karriere im Jahr 1996 als legitimer Nachfolger des großen Michael "Air" Jordan bezeichnet. Als Bryant sein Idol im Dezember 2014 in der ewigen Bestenliste der NBA-Korbjäger von Platz drei verdrängte schrieb Jordan: "Ich habe es genossen zu sehen, wie sich sein Spiel mit den Jahren entwickelt hat und freue mich darauf zu beobachten, was er als nächstes erreicht." Fünfmal wurde Bryant, der während seiner gesamten Karriere immer für die Lakers spielte, NBA-Champion (2000, 2001, 2002, 2009 und 2010). Sein Statistikbogen weist beeindruckende Zahlen auf: Er machte 1566 Spiele - 1346 in der Liga-Hauptrunde, 220 in den Playoffs. Dabei erzielte er insgesamt 39.283 Punkte. In der Liste der besten Korbjäger, in der die Playoff-Punkte nicht mitgezählt werden, ist Bryant mit 33.643 Punkten hinter Kareem Abdul-Jabbar (38.387 Punkte) und Karl Malone (36.928) Dritter.

Pflastergemälde von Kobe Bryant vor dem Staples Center in Los Angeles (Foto: picture-alliance/dpa/Vcg)
Vor der Arena der Los Angeles Lakers verewigten Fans ihr Idol als PflastergemäldeBild: picture-alliance/dpa/Vcg

Bryant, der sich selbst den Spitznamen "Black Mamba" gab, galt stets als ein sehr eleganter Basketballspieler. Sein Talent wurde ihm in die Wiege gelegt. Seine Mutter Pamela Cox war Basketball-Trainerin, sein Vater Joe "Jelly Bean" Bryant ebenfalls NBA-Profi. Bryant Senior spielte in den 70er Jahren unter anderem für die Philadelphia 76ers, später für sieben Jahre für verschiedene italienische Vereine. Kobe Bryant wuchs daher eine Zeit lang in Italien auf, er spricht fließend Italienisch und Spanisch. Als Bryant zwölf Jahre alt war, kehrte die Familie nach Philadelphia zurück. Dort machte Bryant als High-School-Basketballer die NBA-Klubs auf sich aufmerksam. Als einer von wenigen Spielern schaffte er 1996 direkt von der High School den Sprung in die Profiliga. Als 13. Spieler der ersten Auswahlrunde wurde er von den Charlotte Hornets ausgewählt, dann aber umgehend gegen den serbischen Center Vlade Divac zu den Los Angeles Lakers getauscht.

Phil Jackson: "Arrogant und unreif"

Dort nahm ab 1999 der legendäre NBA-Trainer Phil Jackson entscheidenden Einfluss auf Bryants Karriere. Jackson, der in den 90er Jahren die Chicago Bulls mit Superstar Michael Jordan sechsmal zum Titel führte, formte Bryant zu einem herausragenden Spieler. Die Beziehung der beiden war allerdings nicht konfliktfrei. Als Jacksons Liebling im Team der Lakers galt Center Shaquille O'Neal - mit dem sich Bryant einen jahrelangen Streit lieferte. Jackson rechnete später in zwei Büchern kritisch mit Bryant ab.

Kobe Bryant neben Michael Jordan (Foto: picture-alliance/dpa/M. Nelson)
Jungspund und Idol: Kobe Bryant (l.) war als Jugendlicher großer Fan von Michael "Air" Jordan (r.)Bild: picture-alliance/dpa

Er verglich ihn mit seinem Chicagoer Musterschüler Jordan, dem er deutlich bessere Führungsqualitäten zuschrieb als Bryant: "Einer der größten Unterschiede zwischen diesen beiden Stars waren in meinen Augen Jordans überlegene Fähigkeiten als Leader", schreibt Jackson. "Kobe konnte zwar große Reden schwingen, hatte aber die kalte Wahrheit dessen, was einen Anführer ausmacht, einfach noch nicht so verinnerlicht wie Jordan." In einem anderen Buch wirft Jackson Bryant vor, er sei aufgrund einer befremdlichen Mischung aus Unreife, Arroganz und Borniertheit nicht trainierbar. Dennoch kehrte Jackson 2005 nach einem Jahr Pause als Coach der Lakers zurück, blieb bis 2011 und gewann mit Kobe Bryant noch zwei Meistertitel.

Neben den fünf Meisterschaften hat Bryant zahlreiche andere Auszeichnungen errungen: 18 Mal stand er im Aufgebot des Allstar-Teams, wurde als wertvollster Spieler der Finals (2009, 2010) und einmal als wertvollster Spieler der Hauptrunde (2008) ausgezeichnet. 2008 in Peking und 2012 in London gewann er mit der US-Mannschaft Olympisches Gold. Deutschlands Basketball-Superstar Dirk Nowitzki, mit dem sich Bryant jahrelang ein Duell um die Vorherrschaft im Westen lieferte, würdigte den langjährigen Weggefährten: "Talent. Leidenschaft. Hingabe. Killerinstinkt. Er hatte alles", schrieb Nowitzki voller Anerkennung bei Twitter über Bryant, der seine erfolgreiche Karriere nun beendet hat.

Seitensprünge und Vergewaltigungs-Prozess

Ganz ohne Skandale kam der zweifache Familienvater Bryant in seiner Laufbahn aber nicht aus: Als er 2001 seine Freundin Vanessa heiratete, brach sein Vater den Kontakt ab. Joe Bryant wollte keine Frau mit lateinamerikanischen Wurzeln zur Schwiegertochter haben. 2003 zeigte eine 19-jährige Hotelangestellte Kobe Bryant wegen Vergewaltigung an. Der Prozess dauerte elf Monate und wurde schließlich eingestellt, nachdem das vermeintliche Opfer seine Aussage zurückzog. Bryant, damals bereits Vater einer kleinen Tochter, gestand zwar den Geschlechtsverkehr mit der Hotelangestellten, beteuerte aber, dieser sei nicht gegen den Willen des Teenagers geschehen. Durch das Gerichtsverfahren bekam das Image des Superstars eine Delle, er verlor zahlreiche Sponsoren.

Kobe Bryant mit seinen Töchtern Gianna und Natalia (Foto: picture-alliance/dpa/L. W. Smith)
Stolzer Vater: Kobe Bryant mit seinen Töchtern Gianna und NataliaBild: picture-alliance/dpa/L. W. Smith

Bryants Ehe überstand die Affäre, allerdings reichte Vanessa Bryant 2011 nach weiteren Seitensprüngen ihres Ehemanns die Scheidung ein. Das Paar lieferte sich einen monatelangen Rosenkrieg um das Sorgerecht für die beiden Töchter, um sich 2013 schließlich doch wieder zu versöhnen.

Nun geht Bryant in Basketball-Rente. Was er künftig machen möchte, weiß er nicht. Zumindest hat er noch keine Pläne offenbart. Einen Einstieg als Trainer kann er sich derzeit nicht vorstellen. Möglicherweiser kehrt er als Schauspieler zurück. Die Erfahrung zahlreicher aufwendig produzierter Werbespots hat Bryant bereits. Zudem spielte er sich schon oft in TV-Serien und einem Kinofilm selbst. "Ich bin ein Geschichtenerzähler. Ich liebe es Storys zu erzählen", sagte er kürzlich nach einem Spiel der Lakers. Und auf dem Walk of Fame am Hollywood Boulevard hat er sich auch schon verewigt - als erster Sportler durfte er dort 2011 seine Hand-und Fußabdrücke im Zement hinterlassen.