1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Brände wüten im "Dschungel von Calais"

26. Oktober 2016

Seit Montag wird das wilde Flüchtlingscamp von Calais geräumt. Nur Stunden, nachdem die Behörden mit dem Abriss begonnen haben, brechen dort mehrere Brände aus. Ein Flüchtling wird verletzt.

https://p.dw.com/p/2RiCZ
Frankreich Evakuierung des Dschungels in Calais
Bild: Picture-Alliance/dpa/T. Vandermersch

Das Flüchtlingslager von Calais steht in Flammen und wird deshalb komplett geräumt. Das berichtete der französische Nachrichtensender BFMTV. Sicherheitskräfte würden die letzten verbliebenen Flüchtlinge wegbringen. Medienvertretern sei der Zugang zum sogenannten Dschungel verwehrt. In dem Lager brennt es an mehreren Stellen, schwarze Rauchwolken stiegen auf.

"Unsere Zelte stehen in Flammen"

In dem als "Dschungel von Calais" bekannten Flüchtlingslager in Nordfrankreich waren in der Nacht Gasflaschen explodiert. Dabei wurde ein Mensch verletzt, wie der Sender Radio France berichtete. Der syrische Flüchtling wurde mit Verletzungen des Trommelfells in ein Krankenhaus gebracht. "Unsere Zelte stehen in Flammen. Jemand hat sie angezündet, aber ich weiß nicht wer", sagte ein 16-jähriger Flüchtling der Nachrichtenagentur AFP. Die Präfektin des Départements Pas-de-Calais spielte das Feuer gegenüber der BBC herunter: "Es ist Tradition bei den Flüchtlingen, ihre Häuser zu zerstören, bevor sie gehen."

Zwei Drittel haben Camp verlassen

Am Montag hatten die französischen Behörden begonnen, das wilde Lager am Rande einer Industriezone der Hafenstadt am Ärmelkanal zu räumen. Die Bewohner werden in Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt. Bis Dienstagabend hatten rund zwei Drittel der schätzungsweise 6500 Migranten das Camp verlassen. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Ländern wie Afghanistan, Äthiopien, Eritrea und dem Sudan. Viele waren mit der Hoffnung auf eine Weiterreise nach Großbritannien nach Calais gekommen.

Das wilde Camp bietet derzeit ein Bild der Verwüstung. Viele Hütten einer improvisierten Ladenstraße sind leer, auf dem Boden liegt Müll. Immer wieder lodern kleine Feuer auf. Bulldozer wurden nicht eingesetzt, sagte ein Sprecher der Präfektur Pas-de-Calais, Müll werde mit kleinen Schaufelbaggern entfernt.

Auflösung soll eine Woche dauern

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen kritisierte, dass nur sehr grob anhand eines Gesichtschecks überprüft werde, wer minderjährig sei und damit auf das spezielle Asylverfahren hoffen dürfe.

Die Regierung will das Entstehen neuer illegaler Camps in Calais und an der Küste verhindern. "Die Ordnungskräfte vor Ort werden Kontrollen durchführen, vor allem an den Bahnhöfen", hatte der französische Innenminister Bernard Cazeneuve angekündigt.

Die Auflösung soll nach Angaben der Präfektur etwa eine Woche dauern. Wie mit den sogenannten Widerspenstigen umgegangen werden soll, die unbedingt bleiben wollen, wird nicht offen gesagt. Inoffiziell ist zu hören, dass am Ende auch Polizei eingesetzt werden könnte.

cr/SC (afp, dpa, bbc)