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Plädoyer für Meinungsfreiheit

13. Oktober 2015

Der bedrohte Autor Salman Rushdie sieht die Freiheit des Wortes nicht nur in Diktaturen in Gefahr, sondern auch dort, wo dieses Recht selbstverständlich sein sollte. Er kam zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse.

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Salman Rushdie wirbt bei der Pressekonferenz in Frankfurt für das Recht auf freie Meinung (Foto: dpa)
Salman Rushdie wirbt bei der Pressekonferenz in Frankfurt für das Recht auf freie MeinungBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Mit dem eindringlichen Appell, die Meinungsfreiheit und damit dieses Menschenrecht stets aufs Neue zu verteidigen, hat der indisch-brititsche Schriftsteller Salman Rushdie die Pressekonferenz der Buchmesse eröffnet. "Ohne diese Freiheit muss jede andere Freiheit scheitern", betonte er. Menschen seien Sprachwesen und existierten, indem sie sich ihre Geschichten erzählten.

Warnhinweise auf Büchern in den USA?

Der Autor machte deutlich, dass er Schriftsteller und Verleger zunehmend bedroht sieht durch Gewalt und Terrorismus, aber auch durch eine die Meinungsfreiheit einschränkende "Political Correctness", wie sie in westlichen Ländern existiere. So denke man in den USA darüber nach, Bücher mit Warnhinweisen zu versehen, dass die darin enthaltenen Ideen den Leser herausfordern könnten, erklärte Rushdie. "Das wäre lustig, wenn es nicht so wenig lustig wäre."

Literatur und Kunst hinterfragten die Wirklichkeit. Deshalb seien sie gefährlich für diejenigen, die die Geschichte kontrollieren wollten. Schriftsteller hätten selten Diktaturen überlebt, aber ihre Kunst habe die Diktaturen überlebt, erinnerte der 68-Jährige.

Irans Führung sagt Teilnahme ab

Wie bedeutend der Kampf für Meinungsfreiheit ist, zeigt auch die Tatsache, dass der Iran aus Protest gegen Rushdies Auftritt seine Teilnahme an der Buchmesse abgesagt hat. In diesem Land war der indisch-stämmige Autor Anfang 1989 vom damaligen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini mit einer "Fatwa" zum Tode verurteilt worden. Muslime in aller Welt wurden aufgerufen, das Urteil zu vollstrecken. Bis heute ist das Todesurteil offiziell nicht aufgehoben worden.

Rushdies neues Werk "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" (Foto: dpa)
Rushdies neues Werk "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte"Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Auch das neue Buch Rushdies "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" richte sich indirekt gegen religiöse Werte und Überzeugungen, begründete das zuständige iranische Ministerium den Rückzug von der Messe. Einige iranische Verleger werden nach Angaben der Verantstalter dennoch anreisen.

"Ruf nach Freiheit"

Wie Rushdie hoben bei der Pressekonferenz auch der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, und der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, das Recht auf freie Meinungsäußerung hervor. Von dieser Buchmesse müsse der Ruf nach Freiheit und Toleranz in die ganze Welt gehen, forderte Riethmüller.

Auf dem weltgrößten Branchentreff werden bis zum 18. Oktober mehr als 7000 Aussteller aus 100 Ländern in Frankfurt am Main erwartet. Gastland ist in diesem Jahr Indonesien.

se/sti (dpa, kna, epd)