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Bud gegen Bit - wie sich die FIFA gegen WM-Trittbrettfahrer wehrt

Mario Quadt 30. März 2006

Mit der WM möchte fast jedes Unternehmen in Deutschland gute Geschäfte machen. Doch nicht jeder darf auch mit ihr werben. Die FIFA hat strenge Kriterien für Slogans und Sponsoren festlegt - und setzt sie auch durch.

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WM-Schickschnack: Maskottchen Goleo und Fußball-TaschentücherBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Goleo fährt Bahn
Die Bahn gehört zu den offiziellen SponsorenBild: AP

Nicht alle Firmen sind eingeladen, rund um das Fußball-Fest ihre Waren anzupreisen. In Szene setzen darf sich nur, wer als offizieller Sponsor beim Welt-Fußballverband FIFA zugelassen ist, wie etwa der koreanische Autohersteller Hyundai, die amerikanische Brauerei Anheuser Busch, die Fluglinie Emirates, Adidas und 12 weitere Unternehmen. Für Trittbrettfahrer kann es teuer werden, wie Andreas Herren, Pressesprecher der FIFA weiß: "Erwerber dieser Rechte haben natürlich ein Anrecht darauf, dass sie auch gegen das so genannte Ambush-Marketing, also gegen Trittbrettfahrer, geschützt werden."

Justitias Blutgrätsche

Fußball Freundschaftsspiel Deutschland gegen USA Weltmeister
Optimistische Fans verfolgen das Spiel Deutschland gegen die USABild: AP

Rund 45 Millionen Euro haben die Unternehmen jeweils gezahlt, um die WM exklusiv für ihre Werbung nutzen zu können. Daneben gibt es die so genannten nationalen Förderer, zu denen die Bahn, die Baumarktkette Obi oder die Postbank gehören. Sie zahlen jeweils 13 Millionen Euro, dürfen aber nur im Inland mit dem Kicker-Championat werben. Und: Die Unternehmen bezahlen nicht nur für die gute Werbung, sie liefern auch Know-how und Sachleistungen, erklärt Herren. Durch die Sachleistungen in den Bereichen Transport, Flugtransport und Informationstechnologie sei dafür gesorgt, dass das Organisationskomitee geringere Kosten habe.

Wer versucht, Geschäfte mit der WM zu machen, ohne dafür zu bezahlen, muss damit rechnen, dass Justitia zur Blutgrätsche ansetzt. Bei der letzten Weltmeisterschaft 2002 deckte die FIFA Betrügereien in 1900 Fällen und 88 Ländern auf. Weltweit wurden rund 3,2 Millionen Produkte beschlagnahmt. Vor allem die Marken "Fußball-Weltmeisterschaft 2006" oder "WM 2006" genießen besonderen Schutz. Wer diese Markenrechte verletzt, handelt sich Ärger ein, wie Martin Chakraborty, Markenrechter der Anwaltskanzlei Lovells in Düsseldorf, erklärt: "Wenn jemand eine solche Bezeichnung unbefugt verwendet, um sie beispielsweise auf T-Shirts und Kappen aufzudrucken, die im Umfeld der WM-Stadien dann verkauft werden, dann droht ihm ein gerichtliches Verbot, das die FIFA erwirken könnte und zusätzlich drohen ihm auch Schadensersatzforderungen durch die FIFA."

Nackte Besucher?

Oliver Kahn grüßt Flitzer beim dem Spiel Bayern München gegen SV Werder Bremen
Ein "Flitzer" beim Spiel Bayern München gegen Werder Bremen im August 2002Bild: AP

Pochten die Stadionbetreiber auf ihr Hausrecht, könnten sich merkwürdige Szenen vor den Stadien abspielen. Die Ordner am Stadion könnten Besucher mit nicht lizenziertem T-Shirt dazu auffordern, das Kleidungsstück zu verhüllen oder gleich auszuziehen. Wer sich beharrlich weigert, dem kann der Zugang zum Stadion verweigert werden. "Es wäre zu überlegen, dass der Stadionbetreiber oder die FIFA als Ausrichter der WM ihr Hausrecht geltend machen möchte und es verbietet, mit einer solchen Kappe oder einem T-Shirt, das nicht lizenziert ist, das Stadion zu betreten", sagt Chakraborty.

Doch dieser mögliche "Striptease" der internationalen Fußball-Massen aus aller Welt sei nicht rechtens, meint der Fachanwalt: "Im Ergebnis wird sich hier aber das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder die Handlungsfreiheit des Stadionbesuchers durchsetzen müssen, der frei entscheiden kann, welche Kleidungsstücke er trägt und sich das nicht vom Stadionbetreiber verbieten lassen muss."

Ärger für AOL

Ärger mit der FIFA handelte sich bereits die AOL-Arena in Hamburg ein. Das Software-Unternehmen hatte mit Hinweis auf die WM geworben: "AOL-Arena, Austragungsort der WM 2006". AOL ist jedoch kein offizieller Sponsor des Fußball-Festes - also, so die FIFA, darf der Internetanbieter auch nicht mit der WM werben. Sie drohte bereits damit, Hamburg nicht als Austragungsort der WM zuzulassen. Chakraborty widerspricht jedoch:Der geschützte Begriff "WM 2006" sei in diesem Fall nicht als Marke verwendet worden, sondern als beschreibender Hinweis auf die AOL-Arena."

Einen Burgfrieden haben bereits die deutsche Brauerei Bitburger und der amerikanische Braukonzern Anheuser Busch geschlossen. Zwar sind die Amerikaner WM-Sponsor, sie dürfen aber mit ihrer Biermarke "Bud" in Deutschland nicht werben - wegen der Namensähnlichkeit zu "Bit". Der Deal: "Bud" darf für die Zeit der WM in Deutschland werben, dafür darf "Bit" in den WM-Stadien ausgeschenkt werden.

Groteske Blüten

Elektrobetriebe, die Fernseher zur WM 2006 anpreisen, müssen wohl keine gelbe Karte von der FIFA erwarten, wenn sie mit der WM für ihre TV-Geräte werben. Auch Bäckermeister müssen nicht mit einer Strafe rechnen, wenn sie in ihrer Backstube Weltmeisterbrötchen anpreisen - denn "Weltmeister" ist kein geschützer Begriff. "Es wäre jedoch eine Markenverletzung, wenn der Bäcker ein "WM 2006-Brot" anbieten würde, denn dabei handelt es sich um eine zugunsten der FIFA geschützte Marke", sagt Chakraborty.

Mitunter treibt die Exklusivität der Sponsoren groteske Blüten. So stellt Hyundai den Fahrzeugpark zur WM und übernimmt die Transporte. Die Crux: Die Koreaner exportierten aber keine Busse nach Europa und werden auch keine zur WM nach Deutschland bringen. Die Lösung ist ungewöhnlich: Deutsche Fremdfabrikate wie Mercedes werden einfach mit dem Hyundai-Logo versehen, wie der Autobauer ankündigte. Nicht überall, wo ein Sponsor draufsteht, ist also auch ein Sponsor drin.