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Großes Theater

9. Mai 2010

Die Gewinner der Saison heißen Bayern und Schalke, und auch die Fußballfans kamen auf ihre Kosten, meint Deutsche Welle-Sportredakteur Stefan Nestler. Ganz ohne Schattenseite blieb jedoch auch diese Spielzeit nicht.

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Themenbild Kommentar
Bild: DW

Bayern München Meister, Schalke 04 Vizemeister, eine Saison zum Gähnen? Von wegen. Die Fußball-Bundesliga bot häufig genug großes Theater. Beginnen wir mit dem Meister. Der FC Bayern München hat sich seinen 22. Meistertitel redlich verdient. Nachdem der Motor anfangs gestottert hatte, kam der Bayern-Express schlussendlich so richtig ins Rollen. Trainer Louis van Gaal gelang es, das Millionen-Ensemble taktisch auf Kurs zu bringen, die Superstars Arjen Robben und Franck Ribery verbreiteten spielerischen Glanz. Und endlich sind die Bayern auch wieder international eine Top-Adresse. Das tut dem Ruf der Bundesliga wirklich gut.

Junge Teams sorgten für Furore

Stefan Nestler (Foto: DW/Per Henriksen)
Stefan NestlerBild: DW

Van Gaal setzte nicht nur auf die Stars, sondern schenkte auch jungen Spielern wie Thomas Müller oder Holger Badstuber das Vertrauen. Ein Rezept, das Schule machen sollte - und mit dem auch zwei andere Teams dafür sorgten, dass die Saison so lange spannend blieb. Bayer Leverkusen verblüffte mit einer Erfolgsserie, die kaum jemand der jungen Mannschaft des Ex-Bayern-Trainers Jupp Heynckes zugetraut hatte. Als Leverkusen zu schwächeln begann, blieb der FC Schalke 04 übrig, um den Münchnern Paroli zu bieten. Felix Magath bewies einmal mehr, welch exzellenter Trainer er ist. Nach dem Meistercoup mit Wolfsburg nach Schalke gewechselt, machte er aus der Not der leeren Vereinskasse eine Tugend. Magath formte eine junge, ehrgeizige Mannschaft, die vielleicht nicht immer schön spielte, dafür aber fleißig Punkte sammelte. Die Vizemeisterschaft, verbunden mit dem Champions-League-Ticket, ist ein Riesenerfolg, ohne Wenn und Aber. Magath wird sich damit sicher nicht zufrieden geben.

Osten ohne Bundesligist

Größter Verlierer der Saison ist Hertha BSC. Die Berliner, die in der vergangenen Saison noch um den Meistertitel mitgespielt hatten, rauschten fast im freien Fall in die zweite Liga. Der Club steht vor einem Scherbenhaufen, sportlich und finanziell. Und nicht nur die Hauptstadt, sondern der gesamte Osten Deutschlands hat nun keinen Erstligisten mehr aufzuweisen. Das ist schade.

Und darüber hinaus? Wie schon in den vergangenen Jahren ließ die spielerische Qualität vieler Bundesliga-Partien zu wünschen übrig. Die Mannschaften der unteren Tabellenhälfte boten über weite Strecken Fußball zum Abgewöhnen. Immerhin aber blieb auch der Abstiegskampf bis zum Saisonende packend.

Auf Spannung ganz anderer Art würden wir gerne verzichten: So stürmten Mitte März in Berlin mit Eisenstangen bewaffnete Randalierer den Platz. Auch andernorts gab es Ausschreitungen und Pöbeleien. Noch fielen die Strafen des DFB für die Clubs eher milde aus. Ein Bundesligaspiel vor komplett leeren Rängen könnte jedoch in absehbarer Zeit durchaus Realität werden. Denn die Chaoten sterben nicht aus – leider.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher