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Jetzt wird abkassiert!

8. Dezember 2015

Augsburgs Torhüter Marwin Hitz soll bei der Kölner Sportstätten GmbH das Stück Rasen bezahlen, das er absichtlich mit seinen Stollen zerstört hat. Eine Forderung, die Schule machen sollte, findet Andreas Sten-Ziemons.

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Deutschland, Marwin Hitz
Bild: imago/T-F-Foto

"Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt", mit diesem Spruch hat sich der damalige Mönchengladbacher Manager Rolf Rüssmann in die Zitate-Fibel der Bundesliga-Historie eingetragen. In etwas abgewandelter Form ist danach am Samstag auch Augsburgs Torhüter Marwin Hitz verfahren. Nämlich getreu dem Motto: "Wenn der Schiri schon zu Unrecht Elfmeter pfeift, dann mache ich wenigstens den Rasen neben dem Elfmeterpunkt kaputt." Nachdem der Schiedsrichter auf eine dreiste Schwalbe des Kölner Stürmers Philipp Hosiner hereingefallen war, puhlte der Schweizer mit seinen Stollen im weichen Rasen der Kölner Arena herum - direkt neben dem Elfmeterpunkt. Die Folge: Kölns Schütze, Anthony Modeste, rutschte prompt in der "Hitz-Falle" aus und vergab den Strafstoß.

Der an diesem Tag ohnehin etwas blinde Schiedsrichter hatte Hitz' Rasenattentat nicht gesehen, auch der DFB verzichtete darauf, den Augsburger Torwart im Nachhinein für seine nicht ganz astreine Aktion zu bestrafen. Dafür meldete sich zwei Tage später die Kölner Sportstätten GmbH (KSS), der das Kölner Stadion und damit auch der darin wachsende Rasen gehört. 122,92 Euro soll Hitz für das "mutwillige Zerstören von Eigentum der KSS" berappen.

Es ist zwar nicht ganz klar, wie der krumme Preis zustande kommt, aber grundsätzlich ist das doch mal eine gute Idee, die den Kommunen in Zeiten leerer Stadtkassen und fehlender Subventionierung von städtischen Sportstätten ganz neue Einnahmequellen eröffnet. Warum zum Beispiel muss man dulden, dass sich Torhüter oft vor dem Abstoß mit dem Rücken an den Pfosten lehnen und ihre Schuhsohlen gegen das Aluminium schlagen, um so den Schlamm aus den Stollen zu entfernen. Das Tor wird davon jedenfalls nicht besser! Das kostet künftig 117,12 Euro. Der Preis berechnet sich in diesem Fall übrigens ganz einfach und für jeden nachvollziehbar: 2,44 (Torhöhe in Metern) + 7,32 (Torbreite in Metern) = 9,76 x 12 (Breite der Pfosten in Zentimetern).

x mal y plus Quersumme

Und auch die Feldspieler sind keinen Deut besser als ihre Hintermänner: Muss denn wirklich wild gegrätscht werden, sodass neben dem gebrochenen Knöchel des Gegenspielers immer auch ein hässlicher brauner Streifen im makellosen Grün zurückbleibt? Unerhört! Das muss bezahlt werden. Die zugrunde zu legende Formel lautet hier ganz simpel: "x mal y plus Quersumme" - wobei x die Schuhbreite und y die Länge des Streifens im Rasen sei. Bei Schuhgröße 42 und einer Bremsspur von 50 Zentimetern käme man da auf Summen zwischen 350 und 400 Euro. Das läppert sich.

Und was ist eigentlich mit Spucken? Wird ein ganz normales Fußballspiel im Fernsehen gezeigt, so fällt auch dem Laien schnell auf: Hier wird ständig und gerne auch in Großaufnahme auf den Boden gerotzt. Ein Wunder, dass viele Bundesliga-Profis auch bei kleinsten Berührungen bereitwillig zu Boden sinken, obwohl sie doch rein statistisch davon ausgehen müssen, sich auf jedem Quadratmeter des Spielfelds im Auswurf von mindestens zwei Mitspielern zu wälzen. Das ist so ekelig wie lukrativ: Denn auch hier könnte man doch kassieren. Zwei Wochen Bundesliga und man hätte den Betrieb im städtischen Hallenbad für die nächsten zwei Monate locker finanziert.

Hertha BSC Berlin - 1. FC Köln, der Kölner Kapitän Matthias Lehmann spuckt auf den Rasen
Bild: picture-alliance/dpa/A. Hilse

Natürlich müsste es einen Mengenrabatt geben: einmal Spucken für 60 Cent, fünfmal Spucken für 2 Euro, zehnmal Spucken kostet einen Fünfer und ab 25 Mal Spucken, darf man drei Mal gratis das Lama machen. Allerdings: vorher Nase hochziehen kostet natürlich extra…