1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Leere Ränge, neue Trainer und viel Ungewissheit

15. Mai 2020

Die Welt blickt auf die Bundesliga: Als erste Top-Liga Europas nimmt die höchste deutsche Spielklasse nach der Corona-Pause den Spielbetrieb wieder auf. Ein Blick auf die neun Partien und die besonderen Umstände.

https://p.dw.com/p/3cH1o
Fussball, Bundesliga | Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Das ist anders beim Neustart der Fußball-Bundesliga:

Die Spiele finden wegen der Corona-Pandemie vor leeren Zuschauerrängen statt. Nur Stadionpersonal, Sicherheitskräfte, Mannschaftsbetreuer, Vereinsoffizielle, Schiedsrichter, Spieler und wenige Medienvertreter sind zugelassen. Insgesamt rund 300 Personen werden so in den Stadien anwesend sein. Fan-Zusammenkünfte vor den Spielstätten sind verboten und innerhalb der Stadien herrschen strenge Hygienevorschriften. Außerhalb des Rasens besteht für alle Anwesenden (mit Ausnahme der Trainer) Maskenpflicht, ein Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden. Auf dem Platz soll es keinen gemeinsamen Torjubel geben. Umarmungen oder Abklatschen sind ebenfalls untersagt. Die Trainer dürfen statt drei nun fünf Spieler auswechseln - allerdings nur zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten während des Spiels und in der Halbzeitpause. Damit soll verhindert werden, dass die höhere Zahl an erlaubten Wechseln genutzt wird, um am Spielende Zeit zu schinden.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr)

BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl erwartet das "ungewöhnlichste Derby der Geschichte". Sportdirektor Michael Zorc versucht, den Faktor "Geisterspiel" nicht zu hoch zu hängen: "Als wir angefangen haben, Fußball zu spielen, waren auch keine Fans da und die Bedingungen nicht schön." Die Dortmunder müssen beim Revierklassiker weiter auf ihren verletzten Kapitän Marco Reus verzichten, auch die Mittelfeldspieler Emre Can und Axel Witsel fallen für das Spiel des Tabellenzweiten gegen den Sechsten aus. Schalke-Trainer David Wagner kann dagegen wieder auf Stammspieler wie Suat Serdar, Daniel Caligiuri und Salif Sané zurückgreifen, die während der zweimonatigen Pause ihre Verletzungen auskuriert haben. "Wir können dem BVB in den richtigen Räumen wehtun", sagt Wagner.

Das Revierderby zwischen Dortmund und Schalke gibt es am Samstag ab 15 Uhr MESZ im DW-Liveticker.

RB Leipzig - SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr)

"Ich bin gottfroh, dass wir spielen dürfen", freut sich Freiburgs Trainer Christian Streich auf das Spiel in Leipzig und sieht "teilweise nicht nachvollziehbare Widerstände" gegen den Neustart der Liga. Leipzigs Coach Julian Nagelsmann erwartet kein spielerisches Feuerwerk: "Ich glaube, dass es in den ersten Spielen um das Verteidigen gehen wird." Mit einem 1:0-Sieg wäre der Trainer des Tabellendritten aus Leipzig zufrieden. Der schwedische Offensivspieler Emil Forsberg fehlt, weil er mit einer Mandelentzündung nicht die einwöchige Quarantäne der Leipziger vor dem Spieltag antreten konnte. Dafür ist der französische Verteidiger Ibrahima Konaté nach siebenmonatiger Verletzungspause wieder einsatzbereit.

1899 Hoffenheim - Hertha BSC (Samstag, 15.30 Uhr)

Deutschland Berlin | Hertha BSC Berlin, Vorstellung Trainer Bruno Labbadia
Bruno Labbadia soll Hertha auf die Erfolgsspur bringenBild: Imago Images/Eibner

Auf der Hertha-Bank gibt Bruno Labbadia nach einem Jahr sein Comeback als Bundesliga-Trainer. Er hatte während der Spielpause Alexander Nouri als Cheftrainer abgelöst. "Es geht darum, dass wir die Liga halten. Wir brauchen noch viele Punkte", sagt der neue Trainer der Berliner. Hertha steht aktuell auf Rang 13 und sorgte während der Liga-Unterbrechung für reichlich Schlagzeilen, unter anderem mit dem Skandal-Video von Salomon Kalou, das einen sorglosen Umgang mit den Hygienevorschriften offenbart hatte. Der Tabellenneunte Hoffenheim muss auf seinen Topstürmer Andrej Kramaric verzichten, der bisher neun Saisontreffer erzielt hat. Den Kroaten plagt sein Sprunggelenk. Die TSG wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg.

Fortuna Düsseldorf - SC Paderborn (Samstag, 15.30 Uhr)

"Von diesem Spiel hängt nicht ab, ob wir in der Liga bleiben oder nicht", sagt Fortuna-Trainer Uwe Rösler vor dem Kellerduell des Sechzehnten gegen Schlusslicht Paderborn. Für die Gäste ist die Lage noch prekärer: Sechs Punkte fehlen Paderborn zum Relegationsplatz, zehn zum Nichtabstiegsplatz 15. "Wir wissen natürlich, dass wir in einer Situation sind, wo wir jeden Punkt brauchen", sagt Paderborns Coach Steffen Baumgart: "Wir fahren nach Düsseldorf, um das Spiel zu gewinnen."

FC Augsburg - VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr)

Heiko Herrlich wird Trainer des FC Augsburg
Fauxpas in der Quarantäne: Heiko HerrlichBild: picture-alliance/dpa/F. Gambarin

Heiko Herrlich verpasst sein Bundesliga-Debüt als Trainer der Augsburger wegen seines Blackouts in der Quarantäne vor dem Spieltag: Um Zahnpasta und Hautcreme einzukaufen, verließ Herrlich das Hotel und verstieß damit gegen die Auflagen des DFL-Hygienekonzeptes. "Ich habe einen Fehler gemacht", räumte der neue FCA-Coach ein: "Ich kann es nicht ungeschehen machen." Beim Spiel gegen Wolfsburg darf Herrlich nicht im Stadion sein und wird von seinem Assistenten vertreten. Erst wenn Herrlich zweimal negativ auf das Coronavirus getestet wird, darf er wieder übernehmen. Bei den "Wölfen" muss Trainer Oliver Glasner auf mehrere Stammspieler verzichten, etwa auf den gesperrten Wout Weghorst und den verletzten Kapitän Josuha Guilavogui.

Eintracht Frankfurt - Bor. Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr)

"Das Geisterspiel ist für uns das kleinste Thema dabei. Ich werde mein Coachingverhalten nicht anpassen", kündigte Gladbachs Coach Marco Rose an. Neben seinem Kölner Kollegen Markus Gisdol ist er der einzige Bundesliga-Trainer, der schon ein Liga-Spiel vor so gut wie leeren Rängen hinter sich hat: das erste Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte, das die Borussia am 11. März mit 2:1 gewann. Der Tabellenvierte ist bei Eintracht Frankfurt, aktuell auf Rang zwölf, zwar in der Favoritenrolle, doch Frankfurts Trainer Adi Hütter ist trotzdem positiv gestimmt: "Nach Spielpausen sind wir immer gut reingekommen. Wir müssen es in jedem Fall besser machen als vor der Corona-Pause."

1. FC Köln - FSV Mainz 05 (Sonntag, 15.30 Uhr)

Geißbock Hennes 1. FC Köln
Geißbock Hennes IX. muss im Stall bleibenBild: picture-alliance/dpa/R. Ibing

Die Kölner müssen beim ersten "Heim-Geisterspiel" der Vereinsgeschichte auf Geißbock Hennes IX. verzichten. Lebende Maskottchen im Stadion sind nach dem DFL-Hygienekonzept nicht erlaubt. Mit einem Sieg gegen die Mainzer könnten die Kölner, derzeit Tabellenzehnter, einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Die Mainzer, aktuell auf Rang 15, dürfen sich eigentlich keinen Ausrutscher leisten. FSV-Trainer Achim Beierlorzer kehrt als Trainer erstmals an seine alte Wirkungsstätte zurück. Köln hatte Beierlorzer im vergangenen November entlassen. Damals stand der FC auf dem vorletzten Tabellenplatz.

1. FC Union Berlin - FC Bayern München (Sonntag, 18.00 Uhr)

Die Bayern peilen den achten Meistertitel in Serie an. In Berlin ist auch Robert Lewandowski wieder dabei. Der Top-Torjäger der Liga, der in dieser Saison bereits 25 Tore erzielte, hat seine Knieverletzung auskuriert. "Ich fühle mich besser als je zuvor, weil ich in den zwei Monaten noch spezifischer als sonst an meiner körperlichen Fitness arbeiten konnte", sagt der 31-Jährige. Hochmotiviert für den Saison-Endspurt ist auch Bayern-Trainer Hansi Flick, der in der Spielpause einen neuen Vertrag bis 2023 unterschrieben hat: "Es ist ein kleines Turnier, eine Power-Saison." Union-Trainer Urs Fischer wird am Sonntag nicht auf der Bank der Berliner sitzen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters kehrt er zwar am Samstag aus der Schweiz zurück, muss sich dann aber zwei Coronavirus-Tests unterziehen, bevor er die Mannschaft wieder betreuen darf.

Werder Bremen - Bayer Leverkusen (Montag, 20.30 Uhr)

Der Tabellenvorletzte Werder war Wortführer der Opposition gegen den Plan der DFL, im Falle eines vorzeitigen Saisonabbruchs die beiden dann schlechtplatziertesten Teams absteigen zu lassen. "Das ist eine Regelung, die unglaublich viel nach sich zieht", mahnte Werder-Aufsichtsratschef Marco Bode an. Die Bremer stehen mit dem Rücken zur Wand - im Gegensatz zu den Leverkusenern, die als Tabellenfünfter auf Europapokal-Kurs liegen. Die Bayer-Profis freuen sich nach den Worten von Verteidiger Jonathan Tah darauf, wieder in den Wettkampf einzusteigen. Er tue das "ohne Angst", sagt Tah: "Ich hatte viel Zeit, um mich präventiv auf alle möglichen Situationen vorzubereiten." 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter