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Reisewarnung für Teile der Türkei aufgehoben

4. August 2020

Die türkische Regierung hatte es schon länger gefordert und auf Corona-Sicherheitskonzepte verwiesen. Nun hat die Bundesregierung grünes Licht für Urlaubsreisen an die türkische Südwestküste gegeben.

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Türkei - Tourismus in Antalya
Dieser Strand in Antalya wird wohl bald wieder mehr deutsche Urlauber sehenBild: DW/D. Cupolo

Mit sofortiger Wirkung entfällt die deutsche Reisewarnung für die vier türkischen Küstenprovinzen Antalya, Izmir, Aydin und Mugla. Das teilte Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin mit. Grundlage ist demnach eine Vereinbarung mit der türkischen Regierung über sicheren Reiseverkehr in der Corona-Pandemie. Diese enthält allerdings Auflagen, darunter Pflicht-Tests für Reisende vor der Rückkehr. Zu den vier Provinzen im Südwesten der Türkei zählen auch beliebte Reiseziele rings um die Orte Kas, Bodrum oder Kusadasi. Für andere Orte, insbesondere die Metropole Istanbul, bleibt die Warnung dagegen vorerst bestehen.

Demmer begründete die Entscheidung zur teilweisen Aufhebung der Reisewarnung des Auswärtigen Amts damit, dass in den genannten Provinzen mit etwa fünf Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen die Ansteckungsgefahr relativ gering sei. Auch habe die Türkei ein spezielles Tourismus- und Hygienekonzept entwickelt.

Coronatests vor der Rückreise

Weiter hieß es in Berlin, Ankara werde "von sämtlichen Personen, die aus der Türkei nach Deutschland zurückreisen, bei der Ausreise die Vorlage eines negativen Corona-Testnachweises verlangen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf". Dies gelte für alle Türkei-Reisenden, unabhängig davon, in welchen Provinzen sie sich aufgehalten haben. Die Kosten zwischen 15 und 30 Euro sollen die Reisenden demnach selbst tragen.

Das Auswärtige Amt wies darauf hin, dass sich an der Einstufung der gesamten Türkei als Corona-Risikogebiet nichts ändere, auch nicht an geltenden Quarantänevorschriften für Rückkehrer nach Deutschland. Falle der Corona-Test vor der Rückreise positiv aus, müssten die Reisenden sich in der Türkei in Quarantäne sowie wenn nötig in ärztliche Behandlung begeben.

Unabhängig von der Corona-Pandemie warnt das Auswärtige Amt auch weiterhin vor willkürlichen Festnahmen in der Türkei oder Ausreisesperren auch für deutsche Staatsbürger, denen nach türkischem Recht Vergehen vorgeworfen werden.
 

Leere Strände in der Türkei

"Mit den Absprachen ist es gelungen, Tourismus in die Türkei dort zu ermöglichen, wo er in Einklang mit den erforderlichen Vorgaben des Infektionsschutzes gebracht werden kann", erklärte Demmer. "Zugleich ist es gelungen, insgesamt den Rückreiseverkehr aus der Türkei nach Deutschland so zu gestalten, dass sich die Gefahr des Eintrags neuer Infektionen in unser Land verringert." Die Entwicklung der Lage werde fortlaufend geprüft und Warnungen würden wenn nötig entsprechend angepasst.

Druck aus Ankara

Bisher zählte die Türkei zu den etwa 160 Ländern außerhalb der Europäischen Union und des Schengen-Raums, für die die Reisewarnung eigentlich bis zum 31. August galt. Sie ist kein Verbot, hat aber eine erhebliche abschreckende Wirkung. Allerdings hat sie auch eine positive Seite: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Die Türkei ist neben Großbritannien damit erst das zweite Land außerhalb der Europäischen Union und des grenzkontrollfreien Schengen-Raums, für das die Reisewarnung teilweise aufgehoben wird - abgesehen von europäischen Kleinstaaten wie Andorra, Monaco, San Marino und dem Vatikanstaat. Die Türkei hatte viele Wochen auf diesen Schritt gedrungen.

Cavusoglu in Berlin

Erst Anfang Juli war der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach Berlin gereist, um im Gespräch mit seinem deutschen Kollegen Heiko Maas auf eine Überprüfung der Regelungen hinzuwirken. Die Türkei sei ein sicheres Reiseland, so Cavusoglu damals.  Die Deutschen sind nach den Russen die zweitwichtigste Urlaubergruppe an den türkischen Stränden am Mittelmeer. Im vergangenen Jahr kamen etwa fünf Millionen Touristen aus Deutschland in Türkei.

Deutschland Maas und Cavusoglu in Berlin
Die Außenminister Maas (l.) und Cavusoglu am 2. Juli in BerlinBild: picture-alliance/AA/C. Ozdel

Die deutsche Tourismusbranche hatte in dem Streit um die Reisewarnung der Bundesregierung zuletzt für einen Kompromiss geworben. Der Vorstandschef des Reisekonzerns TUI, Fritz Joussen, empfahl Ende Juli, die türkischen Urlaubsgebiete am Mittelmeer von der allgemeinen Reisewarnung freizustellen. Der "Rheinischen Post" sagte er: "Wir plädieren für einen pragmatischen Ansatz: Weil die Touristenregionen an der türkischen Riviera am Mittelmeer einen sehr hohen Sicherheits- und Qualitätsstandard haben, sollte Deutschland für diese Ziele die Reisewarnung in einem Pilotprojekt aufheben." Es gehe um "sehr weitläufige Urlaubsresorts", nicht um die Städte. Der Manager erinnerte daran, dass auch die Lockerungen für Mallorca-Reisen schrittweise über ein Pilotprojekt gekommen seien.

kle/qu (dpa, afp)