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Politik

Bundeswehr bekommt jüdische Seelsorger

20. Dezember 2019

Im Ersten Weltkrieg gab es schon einmal Rabbiner in der deutschen Armee. Jahrzehnte nach der Schoah soll die Tradition wiederbelebt werden. In Berlin wurde dazu jetzt ein wichtiger Schritt vollzogen.

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Gemeindetag des Zentralrats der Juden in Deutschland | Kramp-Karrenbauer | Schuster
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Jüdische Militärseelsorger sollen in Zukunft jüdische Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr betreuen. In den kommenden Monaten werden zunächst zehn Militärrabbiner ihren Dienst aufnehmen, kündigte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) an. Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, unterzeichnete die Ministerin auf dem jüdischen Gemeindetag in Berlin einen entsprechenden Staatsvertrag. Sobald im nächsten Jahr auch der Bundestag zugestimmt hat, kann der Vertrag praktisch umgesetzt werden. 

Schuster sprach von einem "historischen Tag" in der Beziehung zwischen den Juden und dem deutschen Militär. Seitdem mit Hitlers Machtantritt 1933 die jüdischen Soldaten aus der Wehrmacht ausgeschlossen wurden, gehörten dem Militär auch keine Rabbiner mehr an. Auch nach 1945 sei das Verhältnis der Juden zur Bundeswehr lange gespalten gewesen. Heute sehe die jüdische Gemeinschaft die Armee als selbstverständlichen Teil der Demokratie.

"Zeichen der Vielfalt"

Kramp-Karrenbauer sprach von einer "gebrochenen Geschichte" der Bundeswehr und der Juden. Die Aufnahme von Militärrabbinern sei ein Zeichen der Vielfalt des Militärs. So wie in Deutschland seien auch in der Bundeswehr Juden heute zuhause. Der Sitz des Militärrabbinats soll in Berlin sein. Die fachliche Aufsicht der Geistlichen soll beim Zentralrat liegen, die Dienstaufsicht bei der Bundeswehr.

Die Rabbiner sollen jüdische Soldatinnen und Soldaten im In- und Ausland betreuen. Sie werden damit die gleichen Aufgaben übernehmen wie die evangelischen und katholischen Seelsorger. Unter den rund 180.000 Soldaten der Bundeswehr dienen Schätzungen zufolge etwa 90.000 Christen, 3.000 Muslime und 300 Juden. Die Religionszugehörigkeit der Soldatinnen und Soldaten wird nur auf freiwilliger Basis erfasst, daher gibt es keine exakten Zahlen.

bri/ka (dpa, kna)