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Bundeswehr gibt Feldlager auf

30. November 2012

Die Pläne für den Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan werden konkreter: 2013 macht die Bundeswehr ihren gefährlichsten Stützpunkt Kundus dicht.

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Schützenpanzer der Bundeswehr im Feldlager Kundus (Foto: dapd)
Bild: Sascha Schuermann/dapd

In dem Camp im Norden Afghanistans, dem zweitgrößten Bundeswehr-Standort am Hindukusch, sind derzeit noch etwa 1100 deutsche Soldaten im Einsatz. Noch vor Kundus wird nach Angaben des Bundesverteidigungsministerium der Stützpunkt North in der Provinz Baghlan dichtgemacht. Dort sind noch etwas 600 Angehörige der Bundeswehr stationiert.

Mit der Schließung von Kundus geht für die Bundeswehr ein langes Kapitel zu Ende. Das erste Vorauskommando traf im Oktober 2003 in dem Ort ein, der sich als einer der gefährlichsten für die Bundeswehr erweisen sollte. In der dortigen Provinz wurden 15 deutsche Soldaten bei Anschlägen und Angriffen der Taliban getötet - mehr als in jeder anderen Region Afghanistans. Insgesamt kostete der Einsatz am Hindukusch 52 Angehörige der Bundeswehr das Leben, 34 davon starben bei Anschlägen und Angriffen. Seit anderthalb Jahren jedoch gab es dort keine deutschen Toten mehr zu beklagen.

Traurige Berühmtheit erlangte Kundus durch die Bombardierung zweier von den aufständischen Taliban entführter Tanklastwagen im September 2009. Der damalige befehlshabende Bundeswehroffizier, Oberst Georg Klein, hatte Luftangriffe der US-Streitkräfte auf die Fahrzeuge veranlasst. Mehr als hundert Afghanen wurden getötet, unter ihnen viele Zivilisten.

Abschlussbericht zur Kundus-Affäre

Gleichzeitig mit den Schließungsplänen für Kundus gab das Verteidigungsministerium die Beförderung von Klein bekannt. Der 51-Jährige wird an diesem Samstag (1. Dezember) Abteilungsleiter im neuen Bundeswehr-Amt für Personalmanagement in Köln. Das hat dann in einigen Monaten die Ernennung zum Brigadegeneral zur Folge. Ermittlungen der deutschen Justiz gegen Klein wegen des Bombenangriffs waren 2010 eingestellt worden. Ein Disziplinarverfahren der Bundeswehr gegen den Offizier gab es nicht.

Macht Karriere: Oberst Georg Klein, hier im September 2009 in Kundus Foto: ddp images/AP)
Der deutsche Oberst Georg KleinBild: dapd

Die Ankündigung der Schließung von North und Kundus zeigt, wieweit die Pläne zum Abzug der Kampftruppen der Bundeswehr bereits gediehen sind. Nach Beschlüssen der NATO soll der von der Allianz geleitete Einsatz der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe 2014 zu Ende gehen. Afghanische Polizei und Militär sollen dann die volle Verantwortung für die Sicherheit im Land übernehmen.

Die Bundeswehr ist nach den USA und Großbritannien der drittgrößte Truppensteller in Afghanistan. Derzeit sind dort etwa 4600 deutsche Soldaten im Einsatz. Ein von der Bundesregierung beschlossenes neues Mandat sieht eine Verringerung der Truppen-Obergrenze auf 3300 Soldaten vor. Die Zustimmung des Bundestags dazu gilt als sicher.

wl/ml (dpa, afp, rtr)