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Musik

Was bringt das Verbot von Bushidos Album?

Nadine Wojcik mit dpa
31. Oktober 2019

"Sonny Black" ist jugendgefährdend, bestätigte das Bundesverwaltungsgericht. Die Tonträger dürfen also nicht an Minderjährige verkauft werden. Die hören aber eh online - und werden im Netz problemlos fündig.

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Deutschland Leipzig Bundesverwaltungsgericht | Prozess Rapper Bushido
Bild: picture-alliance/dpa/S. Willnow

Zwei Klicks und schon findet der User die verbotenen Songs des Rappers Bushido - und das obwohl das Album bereits seit vier Jahren auf dem Index steht und damit als nicht jugendfrei gilt. Im Wortschwall des Gangster-Rappers fallen obszöne und vulgäre Bezeichnungen, die frauen- und homosexuellenverachtend sind. "Die hemmungslose Gewaltdarstellung zieht sich durch die Titel", urteilte Thomas Heitz, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.

"Sonny Black", das 10. Studioalbum des Berliner Rappers, wurde 2015 von der zuständigen Bundesprüfstelle als jugendgefährdend eingestuft. Bushido ging daraufhin durch alle rechtlichen Instanzen: Das Verwaltungsgericht in Köln wies seine Klage ab, das Oberverwaltungsgericht gab ihm im Berufungsverfahren Recht, nun entschied das Bundesverwaltungsgericht erneut für die Indizierung des Albums.

Mehr Aufmerksamkeit dank Index

Jedes dieser Gerichtsverfahren wurde mit entsprechender Berichterstattung verfolgt und die verbotenen Formulierungen des umstrittenen Rappers medial diskutiert. Damit wurde dem Album wohl mehr mediale Aufmerksamkeit geschenkt als ohne Indizierung.

Zudem hat die Einstufung der Bundesprüfstelle an Schlagkraft verloren. "Schon in den 1980er Jahren hat die Indizierung nicht funktioniert, heute, im digitalen Zeitalter, ist das ein Witz", sagte Marc Urlen vom Deutschen Jugendinstitut der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr würde die Musik durch eine Tabuisierung für Jugendliche erst recht interessant.

Bushido in weißer Hose und weißem Pulli zieht mit verschränkten Armen auf einem Tisch eines Gerichtssaals (Foto: picture-alliance/dpa/S. Willnow).
Bushido vor Gericht: Der Rapper im Saal des Bundesverwaltungsgerichtes in LeipzigBild: picture-alliance/dpa/S. Willnow

Während deutsche Behörden gegen den Verkauf von Tonträgern am Ladentisch vorgehen können, entzieht sich das Internet zum größten Teil ihrer Kontrolle - insbesondere wenn die entsprechenden Seiten auf ausländischen Servern lokalisiert sind. "Das Internet hat Jugendmedienschutz schwieriger gemacht als er früher war, aber hat ihn nicht völlig obsolet gemacht", sagte Frank Hölscher, Anwalt der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. So würden die großen Streamingdienste wie Spotify und Amazon die Indizierung beachten. Allerdings lassen sich die Song auch auf den gerade bei Jugendlichen beliebten, kostenlosen Plattformen wie YouTube problemlos finden.

Bushido will an seinem Image arbeiten

Dennoch nahm Bushido das Urteil nicht gelassen hin. Er sei "abgeschmiert auf ganzer Linie", sagte er nach dem Prozess. Große Hoffnungen hätte er sich allerdings nicht gemacht, schließlich sei es schwierig mit der Rapper-Sprache in einer "komplett anderen Abteilung auf Verständnis zu stoßen". Tatsächlich gelobte er gar Besserung, wolle in Zukunft weniger Gründe für eine Indizierung liefern: "Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass ich nicht frauen- und schwulenfeindlich bin", so der tunesisch-deutsche Rapper.

Bushido im Smoking und Fliege, neben ihm seine Frau mit Hochsteckfrisur und einem langen, silbernen Ohrring (Foto: AFP/Getty Images).
Bushido posiert mit seiner Frau Anna Maria Lagerblom bei der Bambi-Verleihung 2011Bild: AFP/Getty Images

Es ist nicht das erste Bushido-Album, das von der Bundesprüfstelle verboten wurde. Bereits das erste Studio-Album "Vom Bordstein bis zur Skyline" landete 2005 auf dem Index, sein zweites war mehrere Jahre ebenfalls indiziert. Seit dem aktuellen Gerichtsverfahren 2015 hat Bushido mittlerweile drei weitere Alben, diesmal jugendfrei, herausgebracht. Mit insgesamt 13 Alben ist der 41-Jährige einer der produktivsten Rapper Deutschlands. Machte er keine Schlagzeilen mit jugendgefährdenden Songs, provozierte er öffentlich andere Rapper oder Prominente - und stilisierte sich damit gekonnt zum Gangsta-Rapper. Während die Öffentlichkeit sich vermeintlich echauffierte, wurden ihm zeitgleich diverse renommierte Preise verliehen wie der Echo oder MTV Europe Music Award - und 2011 tatsächlich auch der Bambi für Integration.

Bushido nun richtig einzuordnen, ist für Minderjährige daher gar nicht so einfach, insbesondere da sich indizierte Titel problemlos im Netz wiederfinden lassen. "Kinder und Jugendliche müssen von klein auf lernen, mit Angeboten der Medien kritisch umzugehen", sagte Marc Urlen vom Deutschen Jugendinstitut. Dazu gehöre auch, zu hinterfragen, welches Anliegen Bushido mit seinen Texten verfolgt und welchen Nutzen der Rapper aus einer Skandalisierung zieht.