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BVB-Triumph mit einem Verlierer

21. April 2018

Im Duell zweier Champions-League-Kandidaten zerlegt Borussia Dortmund regelrecht Bayer Leverkusen. Nur der BVB-Kapitän macht ein langes Gesicht.

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BVB-Trainer Peter Stöger mit Ersatz-Kapitän und Doppeltorschütze Marco Reus. Foto: dpa-pa
BVB-Trainer Peter Stöger mit Ersatz-Kapitän und Doppeltorschütze Marco ReusBild: picture alliance/dpa/I. Fassbender

Es war eine mutige Entscheidung. Peter Stöger, Trainer von Borussia Dortmund, reagierte auf die bittere 0:2-Niederlage im Revierderby vor einer Woche auf Schalke mit einer Personalie, die sicher in keinem Trainerlehrbuch steht. Der Österreicher verbannte BVB-Kapitän Marcel Schmelzer nicht nur aus der Mannschaft, sondern sogar aus dem Kader. Der 30 Jahre alte Außenverteidiger musste das wichtige Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen, einen direkten Konkurrenten im Kampf um einen Champions-League-Startplatz, von der Tribüne aus verfolgen. Schmelzer sei über seine Ausbootung "not amused", verriet BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor dem Anpfiff. Schließlich saß Bundestrainer Joachim Löw auf der Ehrentribüne in Dortmund, um sich ein Bild von der Form der Nationalspieler auf beiden Seiten zu machen.

Nicht robust genug

"Es ist ein sportliches Statement", kommentierte Stöger seine Entscheidung, auf den Kapitän zu verzichten. "Ich habe das Amt nicht eingeführt. Es muss jemand geben, der die Jungs rausführt. 'Schmelle' ist ein wichtiger Faktor. Er hat aber in den letzten Wochen nicht seine optimale Leistung abgerufen. Wir brauchen ein gewisses Maß an Robustheit." Dafür sollte auf der linken Seite statt Schmelzer nun Manuel Akanji sorgen. Der Schweizer Nationalspieler war in der Winterpause zu den Dortmundern gestoßen. Stögers Schuss hätte durchaus nach hinten losgehen können. Wer einen Kapitän so rigoros aus dem Team nimmt, riskiert, dass sich andere Spieler mit ihrem bisherigen Boss auf dem Platz solidarisieren und den Trainer sabotieren. Doch das Gegenteil war der Fall.

Reus und Sancho wirbeln Bayer-Abwehr durcheinander 

Die BVB-Elf wirkte wie ausgewechselt, zeigte all das, was sie in den vergangenen Monaten so oft hatte vermissen lassen: Einsatz, Schnelligkeit, Spielfreude. Der 4:0 (1:0)-Erfolg gegen Leverkusen war auch in dieser Höhe verdient. Dabei wirkte Bayer 04 zunächst durchaus erholt von der 2:6-Pokalniederlage am Dienstag gegen den FC Bayern und hielt am Anfang dagegen. Doch sehr schnell war die Werkself vorwiegend damit beschäftigt, gegen entfesselt aufspielende Dortmunder nicht unterzugehen. Vor allem der 18 Jahre alte Engländer Jadon Sancho und der für Schmelzer als Kapitän eingesprungene Nationalspieler Marco Reus spielten die Leverkusener Abwehr ein ums andere Mal schwindelig. Auch Mario Götze, der WM-Held von 2014, zeigte endlich wieder seine Klasse.

Jadon Sancho bejubelt seinen Treffer zum 1:0 gegen Leverkusen. Foto: Imago
Jadon Sancho nach seinem Treffer zum 1:0 - der Brite war von der Bayer-Abwehr kaum zu stoppenBild: Imago/J. Huebner

Höchster BVB-Sieg unter Stöger

Schon in der ersten Halbzeit hätte Dortmund höher führen können, eigentlich sogar müssen. Nach dem 1:0 durch Sancho (13. Minute) zappelte der Ball nach einem fulminanten 14-Meter-Schuss von Reus (34.) erneut im Netz des Leverkusener. Doch nach Videobeweis wurde der Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung von Maximilian Philipp nicht gewertet. Wütend schleuderte Reus seine Wasserflasche auf den Platz. Ähnlich impulsiv hätte er auch drei Minuten später reagieren können. Da scheiterte er mit einem Foulelfmeter an Bayer-Torwart Ramazan Özcan (37.). In der zweiten Hälfte klappte es dann beim BVB besser mit dem Toreschießen: Reus besorgte nach Vorarbeit von Götze das 2:0 (55.), Philipp nach glänzender Vorarbeit von Akanji und Sancho das 3:0 (63.) und Reus schließlich per Kopf nach einer Flanke Sanchos das 4:0 (79.). Es war der bisher höchste Sieg des BVB unter Trainer Stöger und ein wichtiger Schritt Richtung Champions League.

"Es wird nicht leicht für ihn"

Marcel Schmelzer im Spiel in München. Foto: Imago
Harte Zeiten für Marcel SchmelzerBild: Imago/DeFodi

"Es ist noch nichts erreicht", mahnte Stöger nach dem Abpfiff. "Aber es war schon wichtig." Dem Schmelzer-Ersatz Akanji auf der linken Verteidigerposition bescheinigte der Trainer eine starke Leistung: "Er hat seine Nominierung mehr als gerechtfertigt." Stöger war die Erleichterung anzumerken. Alles richtig gemacht. "Wir haben Körperlichkeit hereingebracht", antwortete Stöger auf die Frage nach dem Erfolgsrezept gegen Leverkusen."Ich weiß, dass das nicht unbedingt unsere Grundtugend ist." Das konnte durchaus als Seitenhieb auf den aussortierten Marcel Schmelzer verstanden werden. Stöger machte klar, dass sich der Kapitän auch in den finalen Wochen der Bundesligasaison dem Leistungsprinzip stellen müsse: "Wenn die Mannschaft so spielt wie heute, wird es nächste Woche nicht unbedingt leicht für ihn." Marcel Schmelzer war - auf der Seite des BVB - der einziger Verlierer an diesem Abend in Dortmund.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter