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Castor nähert sich Gorleben

7. November 2010

Ungeachter aller Proteste rollt der Castor-Transport durch Deutschland. Atomkraftgegner erzangen mehrmals Fahrtunterbrechungen. Nach Warnungen von Greenpeace musste der Zug auch auf Radprobleme geprüft werden.

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Der Zug mit den Castorbehältern (Foto: dpa)
Der Zug mit den Castorbehältern im badischen KehlBild: picture-alliance/dpa

Der Castor rollt weiter, allerdings immer wieder mit Unterbrechungen, wegen Blockaden von Atomkraftgegnern. An diesem Sonntag (07.11.2010) soll der Transport mit dem radioaktiven Müll im niedersächsischen Gorleben eintreffen. Bisher hat der Sonderzug entgegen dem ursprünglichen Zeitplan am Samstagabend eine Verspätung von vier Stunden.

Im niedersächsischen Wendland kam es zu Zusammenstößen zwischen Atomkraftgegnern und Sicherheitskräften. Nach Polizeiangaben versuchten mehrere tausend Demonstranten, nahe Hitzacker die Gleise zu blockieren. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Demonstranten ein, die versuchten, das Gleisbett zu unterhöhlen, um es unpassierbar zu machen. Einige hätten die Einsatzkräfte auch mit Reizspray angegriffen, berichtete die Polizei.

Viele aufgezwungene Zwischenstopps

In den frühen Morgenstunden hatten sich Aktivisten in der Nähe von Morschen in Nordhessen von einer Brücke über den Gleisen abgeseilt. Polizisten beendeten die Aktion nach eineinhalb Stunden. Zuvor war der Sonderzug mit den elf Spezialbehältern für eine halbe Stunde im hessischen Darmstadt zum Halten gezwungen worden.

Atomkraftgegner (Foto: dpa)
Atomkraftgegner wollen den Castor auf jeden Fall stoppenBild: picture-alliance/dpa

AKW-Gegner besetzten die Gleise in Darmstadt, bis sie von der Polizei festgenommen wurden. Auch eine Politikerin der Partei "Die Linke", die Vorsitzende der Linken-Fraktion im hessischen Landtag, Janine Wissler, war nach Angaben der Polizei daran beteiligt. Der Castor-Transport musste wegen der Gleisbesetzung im Bahnhof Darmstadt-Nord anhalten. Die Festgenommen wurden nach Überprüfung ihrer Personalien wieder freigelassen.

Greenpeace warnte am Samstagabend vor Sicherheitsmängeln am Castor-Zug. Bei Wärmebildaufnahmen habe man entdeckt, dass die Temperatur an einer Achse zwischen dem sechsten und siebten Castor-Waggon erhöht sei, teilte die Umweltschutzorganisation mit. Am frühen Sonntagmorgen wurde der Zug dann im hessischen Hünfeld überprüft. Die Untersuchung habe keine technischen Mängel ergeben, teilte ein Polizeisprecher mit.

Umstrittenes "Schottern"

Atomkraftgegner (Foto: ap)
Zehntausende kamen am Samstag ins WendlandBild: AP

Bereits am Samstag hatten zehntausende Menschen in Dannenberg im Wendland gegen den Transport demonstriert. Die Polizei sprach von 25.000 Demonstranten, die Veranstalter von 50.000. Für Aufsehen sorgte ein Aufruf von Atomkraftgegnern, massenhaft Steine aus dem Gleisbett zu entfernen, um so den Castor-Zug zu stoppen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte die Aktion am Samstag: "Was so harmlos daherkommt, Entschottern, das ist keine friedliche Demonstration, sondern ein Straftatbestand", sagte die CDU-Vorsitzende in Bonn beim Parteitag der nordrhein-westfälischen CDU.

Die Kampagne "Castor schottern" will aber nicht aufgeben. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mit vielen Menschen die Castor-Schiene unterhöhlen wollen. Dabei werden wir niemanden gefährden", hieß es von den Initiatoren. Auch Prominente unterstützten die Kampagne. "Ich bin gegen Gewalt gegen Polizisten, aber absolut für Sachbeschädigung im Dienste der guten Sache", sagte Buchautorin Charlotte Roche am Rande der Demonstration. "Schotter kann man nachkippen, aber Schäden durch Atomstrahlung sind schwerer zu beheben", sagte "Ärzte"-Musiker Bela B. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg kündigte hingegen an, Ermittlungsverfahren gegen die Unterzeichner eines Aufrufes zum "Schottern" einzuleiten.

Mit dem Castor-Transport werden elf weitere Behälter mit Atommüll aus der nordfranzösischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben gebracht. Die insgesamt 154 Tonnen radioaktiven Mülls stammen allesamt aus deutschen Atomkraftwerken.

Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Herbert Peckmann/Ursula Kissel