1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Innovation in Deutschland?

Peter Philipp, zurzeit Hannover16. März 2007

Derzeit wird viel gemäkelt an der Computermesse CeBIT in Hannover. Es fehle der Messe an Profil, heißt es. Doch der Grund für schlechte Zahlen könnte noch ganz woanders liegen, wie Peter Philipp in Hannover feststellte.

https://p.dw.com/p/A0z0
Mann vor Computerbildschirmen, Quelle: AP
Auf der Suche nach guten Ideen?Bild: AP

Innovation wird groß geschrieben auf der CeBIT 2007 - wie natürlich auch schon auf allen vergangenen Computermessen in Hannover - zumindest in den öffentlichen Ansprachen. Die Kanzlerin will sogar eine "Innovations-Offensive" anstoßen und die Aussteller überschlagen sich mit Attributen wie "fortschrittlich", "wegweisend" oder eben "innovativ".

Aber dann stellt man beim Rundgang über die Messe fest, dass es so viel Neues und Wegweisendes nun auch wieder nicht gibt und dass viele sich darauf beschränken, alten Wein in neuen Schläuchen zu präsentieren. Will sagen: bekannte Technik in moderner Verpackung und mit marginalen technischen Veränderungen zu Gunsten besseren Komforts.

Ein falsches Selbstbild

Dies gilt für alle Aussteller auf der CeBIT, aber vielleicht noch ein wenig mehr für die Deutschen. Wir scheinen uns in der Rolle zu gefallen, die uns zum Vordenker und Vorreiter in moderner Technologie macht. Und übersehen dabei, dass die Zeit der großen Erfinder vorbei zu sein scheint. Heute werden keine Autos mehr erfunden und auch keine Computer.

Und wenn schon mal eine neue Technologie in Deutschland ersonnen wird, dann machen andere das dicke Geld damit. MP3 ist vielleicht das bekannteste Beispiel hierfür: Die Audio-Daten-Komprimierung ohne Qualitätsverlust wurde vom deutschen Fraunhofer-Institut entwickelt, sie steckt heute in jedem der kleinen Musik-Player, denen man auf Schritt und Tritt begegnet, die Hersteller aber sitzen in den USA oder in Fernost, nicht in Deutschland.

Hochmut kommt vor dem Fall

Recht hat sie deswegen, die Chefin von Alcatel, Patricia Russo, wenn sie zu Beginn der CeBIT mahnt: "Innovation ist mehr als nur Ideen. Dabei geht es auch um die nötigen Ressourcen und die Partner, die solche Ideen umsetzen können." Auf Deutschland scheint dies ganz besonders zuzutreffen. Ganze Technologie-Bereiche sind davon betroffen. Machten wir uns in den Nachkriegsjahren lustig über die Japaner, die angeblich doch nur imitieren und nachbauen konnten, so ist diese Hochnäsigkeit längst zerstoben: Die Japaner überholten uns als erste, dann so manche der einstigen Tigerstaaten und jetzt dürfte China auf der Überholspur daher kommen.

Kurz hinter Island

China-Plakate auf der CeBIT, Quelle: AP
Fast jeder zehnte Aussteller kommt aus ChinaBild: AP

Und selbst an Kreativität scheint Deutschland nicht gerade viel zu bieten: So listet eines Microsoft-Untersuchung Schweden als kreativste Nation, die USA kommen an vierter, Deutschland aber erst an zehnter Stelle - drei Positionen hinter Island.

Die Gründe hierfür mögen vielgestaltig sein. Mangelnde Risikobereitschaft der deutschen Wirtschaft ist bestimmt ein Grund. Es ist nicht leicht, deutsche Firmen zu Investitionen in ein neues Produkt zu überreden und Erfindern gelingt es nur selten, für ein neues Konzept Geldgeber zu finden. Das müsse der Staat tun, heißt es dann. Ohne zu erkennen, dass der Staat anderswo - etwa in den USA - auch nicht aktiv wird. Dort sind es Stiftungen, Firmen oder private Geldgeber, die neuen Ideen zur Verwirklichung verhelfen. Der Staat kann und muss die Bildungsmöglichkeiten verbessern, echte Innovation aber bleibt Sache des einzelnen.