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Erika Mustermann auf der CeBIT

5. März 2010

Ab 1. November wird der elektronische Personalausweis eingeführt. Auf der CeBIT will das Innenministerium Sicherheitsbedenken zerstreuen. Die Wirtschaft freut sich: Sie kann Kosten sparen und neue Dienste anbieten.

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Ein Muster des neuen Personalausweises (Foto: DW)
Erika Mustermann zu Besuch auf der CeBITBild: DW/Insa Wrede
Ein Zeigefinger über einem Personalausweis (Foto: dpa)
Der Fingerabdruck im neuen Dokument ist freiwilligBild: picture-alliance/Bildfunk

Knapp die Hälfte aller Deutschen begrüßt ihn, und die andere Hälfte lehnt ihn ab, den scheckkartengroßen elektronischen Personalausweis, der zum 1. November die alten Ausweise ersetzen wird. Der neue Ausweis wird einen Chip enthalten, auf dem verschiedene Daten gespeichert sind. Und das macht viele Bürger misstrauisch. Deshalb hat das Bundesinnenministerium auf der CeBIT in der Halle neun einen riesigen Stand angemietet, um für den neuen Ausweis zu werben und seine Akzeptanz zu erhöhen. "Wir bieten mit dem neuen Ausweis maximale Sicherheit", sagt zum Beispiel Henning Köhler vom Bundesinnenministerium. "Es gibt mehrere Sicherheitsstufen übereinander."

Der neue Ausweis wird eine PIN enthalten, eine persönliche Identifikationsnummer, die - anders als bei den EC-Karten - sechsstellig ist. "Wenn die PIN ausgespäht wird und ich davon erfahre, kann ich sie jederzeit von Zuhause aus wieder ändern. Man sollte natürlich vermeiden, sein Geburtsdatum zu benutzen", sagt Köhler. Genauso sollte man es tunlichst vermeiden, seine PIN auf den Ausweis zu schreiben oder zusammen mit dem Ausweis aufzubewahren – aber diese Ratschläge sollte man ohnehin schon bei seiner EC-Karte beherzigt haben. "Und wenn man sich daran hält, dann ist das auch sicher", so Köhler.

Nichts geht ohne PIN

Der neuen Ausweis vor einem Auto (Foto: DW)
Ein neues Auto anmelden kann man künftig vom Schreibtisch ausBild: DW/Insa Wrede

Die sechsstellige PIN erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern gibt jedem Bürger die Hoheit über seine eigenen Daten, meint Jens Bender vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): "Das Auslesen von Daten ist nur nach der Eingabe der PIN möglich. Das heißt, der Nutzer kann jederzeit entscheiden, ob Daten ausgelesen werden oder nicht."

Oft wird der Personalausweis im privaten Umfeld genutzt: Man möchte ein Bankkonto eröffnen, Einschreiben bei der Post abholen oder Produkte erwerben, die einer Altersbeschränkung unterliegen. Und immer mehr dieser Transaktionen verlagern sich ins Internet. Mit dem neuen Personalausweis soll man sich auch in der Online-Welt ausweisen können – worauf die Wirtschaft schon lange gewartet hat. Rund 30 Unternehmen nehmen seit dem 1. Januar an einem Feldversuch teil, um neue Internet-Geschäftsmodelle und -prozesse zu entwickeln.

Die Wirtschaft freut sich

Ein Müll-Lastwagen (Foto: AWISTA GmbH)
Auch in der Abfallwirtschaft wird vieles leichterBild: AWISTA GmbH, Düsseldorf

Doch nicht jeder darf die Daten seiner Kunden auslesen: "Ein Diensteanbieter, der Daten auslesen möchte, muss sich durch ein Berechtigungszertifikat ausweisen. Das kann er nur beim Bundesverwaltungsamt ab dem 1. April beantragen", sagt Jens Bender vom BSI. "So können nur berechtigte Diensteanbieter an diesem System teilnehmen."

Rund um den Messestand des Bundesinnenministeriums zeigt eine Reihe von Firmen und Institutionen, wie man den neuen Ausweis für Prozesse und Transaktionen nutzen kann. Die Deutsche Kreditbank zum Beispiel ist eine Internet-Bank. Wer dort ein Konto eröffnen will, muss bis jetzt noch zur Post laufen und sich persönlich ausweisen. Für Patrik Matzner von der Deutschen Kreditbank ist der neue Ausweis deshalb "ganz klar ein Qualitätsvorteil. Und er beitet dem Kunden mehr Bequemlichkeit. Der ganze Prozess, zur Post zu gehen, noch mal mit Papier sich auszuweisen, der fällt künftig weg."

Auch Veit Hering, Betriebsgruppenleiter der Provinzial-Versicherung, freut sich: "Der neue Ausweis vereinfacht deutlich unsere Arbeit. Wir können einerseits sicher auf die Daten des Kunden zurückgreifen, es gibt keine Übertragungsfehler mehr. Und andererseits stärkt es auch unsere Vertrauensposition im Internetgeschäft gegenüber dem Kunden. Der Kunde weiß ganz genau, dass er es auch mit der Provinzial zu tun hat."

Besserer Bürgerservice

Gebäude der Provinzial-Versicherung in Düsseldorf (Foto: dpa)
Die Provinzial Versicherung will den Ausweis für Geschäfte im Internet nutzenBild: picture-alliance / dpa

Aber auch im kommunalen Bereich soll vieles einfacher werden. Wer sein Auto oder ein Gewerbe anmelden will, kann das künftig vom Schreibtisch aus tun, wenn er seinen Ausweis mit einer elektronischen Signatur versehen hat. Auch in der Abfallwirtschaft wird vieles einfacher, sagt Adrian Gieseler von der Firma Fritz & Macziol. Erzeuger, Transporteure und Entsorger müssen nämlich die für die Entsorgung nötigen amtlichen Nachweise nicht mehr schriftlich erbringen: "Das ganze Nachweisverfahren war ziemlich umständlich und mit viel Papier verbunden. Zukünftig wird das ganze elektronisch passieren."

Einer Umfrage des Branchenverbandes BITKOM zufolge würden 14 Millionen Deutsche gerne am 1. November ihren alten Ausweis abgeben, noch bevor er abgelaufen ist. Insbesondere bei den Internet-Nutzern ist die Zustimmung besonders hoch. Sie wissen hoffentlich, dass der neue Ausweis nur die persönliche Identifikation erleichtert, aber nicht vor Viren, Würmern oder anderen Schadprogrammen im Netz schützt.

Autor: Rolf Wenkel

Redaktion: Klaus Ulrich