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Demonstranten fordern Ende der privaten Rente

22. August 2016

Seit 1981 gibt es in Chile ein kapitalgedecktes Rentensystem. Weil es nur sehr niedrige Renten auszahlt, sind viele Bürger unzufrieden. Jetzt tragen Hunderttausende ihren Frust auf die Straßen und fordern eine Reform.

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Demonstration in Santiago de Chile gegen das Rentensystem AFP (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/C. Reyes

Hunderttausende Chilenen haben an Protestmärschen gegen das System privater Pensionskassen teilgenommen. Allein in der Hauptstadt Santiago de Chile demonstrierten nach Polizeiangaben am Sonntag knapp 100.000 Menschen gegen das private Rentensystem, das die Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) eingeführt hat. Die Organisatoren des Protestzugs in Santiago de Chile gaben die Zahl der Teilnehmer mit 300.000 Menschen an. Ähnliche Kundgebungen fanden in rund 50 weiteren Städten statt.

Nach Angaben der staatlichen Aufsichtsbehörde der Pensionskassen beziehen die chilenischen Pensionäre durchschnittlich 197.726 Pesos (298 Dollar oder 265 Euro). Das jetzige System bindet die Pensionen an die Rentabilität von sechs privaten Pensionsfonds, die sogenannten Pension Fund Administrators (AFP). Sie verwalten ein Kapital von umgerechnet rund 160 Millionen Dollar. Kritiker führen an, dass das kapitalgedeckte Rentensystem viele Rentner in die Altersarmut gedrängt hat. Die von Gewerkschaften und Sozialverbänden gegründete Bewegung "No More AFPs" hatte bereits zum zweiten Mal zu diesem Protest aufgerufen. Eine erste Demonstration hatte Ende Juli stattgefunden.

Unmut auch über Reformvorschläge

Kurz danach legte die Mitte-Links-Regierung der Präsidentin Michelle Bachelet ein Reformpaket mit zwölf Vorschlägen vor. Es sieht unter anderem die Einführung einer Mindestrente, Einschnitte bei den Provisionen der Fonds und die Erhöhung der Rentenkassenbeiträge um fünf Prozentpunkte vor. Diese Reformvorschläge überzeugen viele Demonstranten jedoch nicht. Sie pochen auf eine Umwandlung der Pensionskassen in ein Umverteilungssystem. Im Parlament ist eine breite Unterstützung für Reformvarianten absehbar, die zu einer Erhöhung der Altersbezüge führen.

Demonstrationen gegen das Rentensystem AFP (Foto: Getty Images)
Aufgebrachte Demonstranten in Santiago de ChileBild: Getty Images/AFP/C. Reyes

Chile ist eines der wenigen Länder weltweit, das sein Sozialversicherungssystem privatisiert hat. Mehrere Studien haben die großen Defizite des Rentensystems mit hohen, willkürlich festgesetzten Verwaltungskosten belegt. Zudem bekommen Rentner weit weniger als die eingezahlten Beiträge heraus. Das Pinochet-Regime hat einst ein Rentenniveau von 70 Prozent des letzten Monatsgehalts in Aussicht gestellt. Das wird derzeit bei weitem nicht erreicht.

kle/as (epd, dpa, afpe, rtre)