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Anuga 2009

12. Oktober 2009

Alle zwei Jahre findet die Anuga statt - in diesem Jahr sind 6520 Aussteller aus 97 Ländern nach Köln gekommen. Zum 30. Mal gibt es die Messe nun. <I>Von Silke Wünsch</i>

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Auf der Anuga (Foto: Koelnmesse)
Köstlichkeiten auf der Anuga in KölnBild: Koelnmesse

Die weltweit größte Nahrungsmittelmesse startete am Samstag (10.10.2009) in Köln. Trotz Wirtschaftskrise kann sich die Anuga wieder über eine große Teilnehmerzahl freuen. Und über weiteres Wachstum - denn die Messe ist so groß geworden, dass unter ihrem Dach allein zehn Fachmessen für verschiedene Lebensmittelbereiche vereint sind, verteilt auf eine Größe von mehreren Fußballfeldern. Wer sich in den elf Messehallen umfassend über Biokost, Tiefkühlware, Getränke oder Delikatessen informieren möchte, braucht Ausdauer.

Türkei ist Partnerland

Jede Anuga hat ein Partnerland, das besonders hervorgehoben wird. In diesem Jahr darf sich die Türkei auf einer Riesenfläche präsentieren. Die Besucher werden mit Essen, Musik und Tanzeinlagen unterhalten. Aus allen Regionen werden türkische Spezialitäten angeboten, von eingelegtem Gemüse bis zu Blätterteigspeisen. Die beliebteste Speise ist und bleibt Baklava - ein Gebäck aus Blätterteig, gefüllt mit Nüssen und eingelegt in Honig - für den westeuropäischen Geschmack fast ein bisschen zu süß.

Gemeinschaftsstand Türkei(Foto: Koelnmesse)
Der Gemeinschaftsstand der Türkei - in diesem Jahr Partnerland der AnugaBild: Kölnmesse
Eines findet man bei den türkischen Ausstellern allerdings nicht: Döner ist in der Türkei kein Nationalgericht - das sei eine Legende, erklärt eine türkische Ausstellerin. "Wenn man in der Türkei Döner isst, dann nicht zwischen einem Brötchen mit ganz viel Salat, sondern schön auf einem Teller mit Joghurt-Soße und Paprika."

Wort des Jahres: Convenience

Die Trends bei dieser 30. Anuga sind nicht neu: Das Hauptinteresse liegt auf Bioprodukten, Wellness-Lebensmitteln und so genanntem Anti-Fat-Food - das ist fett- und zuckerreduzierte Nahrung. Ein neues Zauberwort hört man dennoch in allen Messehallen: Convenience. Es bedeutet nichts anderes als: einfach. In diesem Fall: Vorgekochtes Essen, das ohne Schwierigkeiten in der Mikrowelle erhitzt werden kann - ein schnelles Essen und trotzdem von hoher Qualität. Die Zielgruppe sind Menschen, die viel arbeiten und keine Zeit zum Kochen haben. Doch Convenience kann auch mehr heißen, sagt ein Hersteller solcher Produkte: "Convenience kann auch eine Verpackung sein, die sich leicht öffnen lässt. Oder wenn ich mir im Laden um die Ecke schnell was kaufen kann. Unkompliziert muss es sein. Das ist Convenience." Er zeigt auf ein großes Sortiment von eingeschweißten Fertigmenüs, die entweder tief gefroren oder im Kühlregal angeboten werden. Die Auswahl ist groß und bedient alle Geschmacksrichtungen - von typisch deutsch bis hin zu exotischen Speisen.

Pasteten und Foie Gras im Glas

Hausgemachte Pasteten aus der Bourgogne (Foto: DW)
Hausgemachte Pasteten aus der BourgogneBild: DW/Wünsch
Nach wie vor ist viel Frisches zu sehen. Unter anderem wird in der Fleisch-Halle live gekocht, überall darf man Wurst und Schinken probieren und an Delikatessen mangelt es auch nicht. Eine kleine Firma aus der französischen Bourgogne bietet Soufflés, Pasteten und Gänseleber an - Delikatessen, die man sich nicht jeden Tag gönnt. Die kleinen "Schweinereien" sind zwar etwas teurer, aber die Preise sind nicht allzu utopisch, versprechen die freundlichen Damen hinter der Glastheke. Nicht weniger ansprechend ist auch die Verpackung: "Ein spanisches Chorizo-Mousse mit Zucchini und Karotten, und alles zusammen wird serviert in kleinen Gläschen. Wir haben uns vom Nachtisch inspirieren lassen, der auch in Deutschland schon ganz oft in Gläschen kommt. Und wir füllen die Gläschen mit allen möglichen Köstlichkeiten." Übrigens ist es kein Wunder, dass gerade diese Firma so himmlisches Essen macht: Firmensitz ist die Kleinstadt Saint-Amour - Heilige Liebe.

Schräg, trendy und uralt

Weniger überzeugend sind Neuheiten wie Käse aus der Tube, ein Würstchen aus Thunfisch, eine säuerlich-rote Frucht aus China namens Yumberry oder Bio-Eis aus Ziegenmilch. Lecker sind dagegen die neuen Lutscher mit Buttercreme-Füllung, wertvoll und politisch korrekt ist 540 Millionen altes Himalaya-Salz aus Fairem Handel, und Luxusspeisen wie Schokolade mit Blattgold kann man auch schon im Bioladen bekommen.

Besucher auf der Anuga (Foto: Koelnmesse)
Die Besucher kommen aus vielen Ländern nach KölnBild: Koelnmesse

Was es garantiert nicht im Bioladen gibt, sind jede Menge Energy-Drinks. Auf der Anuga überschlagen sich die Hersteller mit Fitmachern und Coffein-Drinks. Geht es nach ihnen, trinkt man nicht mehr, um einfach Durst zu löschen, sondern um stärker und gesünder zu werden und schneller, höher, weiter zu kommen. Highlight unter den Fitmachern und vergleichsweise harmlos ist die neue Chili-Cola - Coffein, Zucker und Schärfe für lange Partynächte. Entstanden ist die Chili-Cola in einer Hamburger Szenebar. Einer der Erfinder erzählt: "Einer sagte zu später Stunde: Mensch, was sollen wir heute Abend machen, darauf erwiderte der andere: Mensch, ich brauch noch was Scharfes!" Und dann fing das Gepansche an: "Wir haben uns alle Chili in die Cola gemixt, aus einer Chiliflasche, die den ganzen Abend über den Tresen wanderte. Dann haben wir festgestellt: Mensch, das schmeckt ja rebellisch." Zwei Jahre lang probierte man herum bis man den endgültigen Geschmack getroffen hat: die optimale Ausgewogenheit zwischen scharf und süß. Seit Juni 2009 ist die neue Cola auf dem Markt - erste Feldversuche in Norddeutschland zeigen bereits Erfolge.

Genießen trotz Krise

Überhaupt scheint die deutsche Ernährungsindustrie nicht so schlimm unter der Wirtschaftskrise zu leiden wie andere Branchen. Die Umsätze sind zwar leicht zurückgegangen, dennoch bleibt man angesichts der guten Stellung auf dem deutschen Markt und der Exportmenge optimistisch. Auch die Preissenkungswelle bei den deutschen Discountern lässt die Branche nicht erzittern. Und so zeigt man sich auch auf der weltweit wichtigsten Drehscheibe für den Handel mit Nahrungsmitteln und Getränken in allerbester Laune.

Autorin: Silke Wünsch
Redaktion: Hartmut Lüning