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China investiert in Griechenland

4. Oktober 2010

Der chinesische Ministerpräsident hat in Griechenland lohnende Geschäfte und Finanzhilfen für das marode EU-Mitglied angekündigt. Die griechische Regierung nimmt die Geldspritzen dankbar an. Was will China erreichen?

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Papandreou und Wen (Foto: AP)
Gemeinsam auf der Akropolis: Papandreou und WenBild: AP

Das Preis-Leistungs-Verhältnis für eine direkte Investition in Griechenland sei für chinesische Staatsunternehmen derzeit ausgesprochen gut, heißt es in einer Analyse der chinesischen Investmentberatung World Capital Market. Die Gelegenheit sei günstig, denn die griechische Regierung brauche Geld und sei deshalb bereit, Zugeständnisse zu machen. Ganz so uneigennützig, wie der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao sein Engagement in China beim Spaziergang über die Akropolis darstellen wollte, sind die geschlossenen Abkommen sicherlich nicht.

Handschlag, im Vordergrund die chinesische und die griechische Fahne (Foto: AP)
China will Milliarden investierenBild: AP

China baut Vorposten aus

China möchte sich in Griechenland eine Art Brückenkopf bauen, von dem aus der Handel mit Europa, dem Balkan, Nordafrika und dem Nahen Osten organisiert und verbessert werden kann. Das haben die griechische und die chinesische Regierung bereits in einem Vorvertrag im Juni 2010 festgelegt. Das staatliche chinesische Transportunternehmen COSCO betreibt bereits seit 2008 den Containerhafen von Piräus. Jetzt soll der Hafen von Thessaloniki im Norden Griechenlands dazu kommen. China hat auch Interesse, Teile der griechischen Eisenbahnen und andere Zweige der Infrastruktur zu kaufen. Außerdem bekommen griechische Reeder einen Kredit von 3,6 Milliarden Euro, um in China Schiffe einzukaufen, mit denen wiederum chinesische Waren nach Europa geschafft werden.


"Freunde müssen helfen"

Wen Jiabao und der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou schwärmten von einer strategischen Partnerschaft. Der chinesische Gast versprach, dem guten Freund Griechenland in der Finanznot zu helfen. China will weiter griechische Staatsanleihen kaufen, die Athen auf dem freien Markt nur schwer loswird. Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao kündigte an, China sei an einem gesunden Euro interessiert und werde auch anderen angeschlagenen Mitgliedern der europäischen Währungsunion gerne helfen. Wen wird neben Belgien auch noch Italien und die Türkei besuchen. Griechische Gewerkschaften haben Bedenken gegen die neuen Arbeitgeber aus China angemeldet. Aber diese Einwände waren wegen der knappen Kassen in Griechenland schnell vom Tisch gewischt.

Container im Hafen (Foto: AP)
Fest in chinesischer Hand: Containerhafen in PiräusBild: AP

Große Reserven in China

China verfügt inmitten der Weltwirtschaftskrise über große Währungsreserven, die es gewinnbringend anlegen will, um seine Versorgung mit Rohstoffen und hochwertigen Technologien langfristig zu sichern. Die Währungsreserve Chinas wird auf rund 1,8 Billionen Euro geschätzt. Während viele internationale Unternehmen wegen der Finanzkrise ihre Investionen stark zurückgefahren haben, hat China in den vergangenen zwei Jahren seine Direktinvestionen verdoppelt. Weltweit sind der chinesische Staatsfonds und staatliche Unternehmen auf Einkaufstour, um sich Rohstoffe und Minen zu sichern. Vermehrt bemühen sich chinesische Investoren aber auch um Firmenzukäufe im Bereich von Hochtechnologie. 2009 übernahm China einen Hersteller von Flugzeugkomponenten in Österreich und die schwedische Autofirma Volvo. China besitzt die führenden Firmen zur Herstellung von Lithium-Batterien, die vor allem in Elektro-Automobilen eingesetzt werden. Nicht überall ist die chinesische Einkaufspoltik so erfolgreich wie in Griechenland. Frankreich und Australien verweigerten die Übernahme von Unternehmen.

Werben beim Gipfel

Beim ASEM-Gipfel asiatischer und europäischer Staaten diese Woche in Brüssel will Chinas Ministerpräsident weiter für die chinesische Politik werben. Allerdings wird er sich auch kritische Fragen zu seiner Währungspolitik anhören müssen. Viele Europäer und die USA kritisieren China, weil es seine Währung künstlich unterbewertet und so seine Exportchancen erhöht. Eine kürzlich angekündigte Aufwertung des Yuan reicht den USA nicht aus. Der US-Kongress droht mit Strafzöllen. Am Mittwoch wollen die Europäische Union und China bei einem Gipfeltreffen über offene Handelsfragen sprechen. Wen hatte bereits angekündigt, dass China die Urheberrechte europäischer Hersteller künftig besser achten wollen. In China werden europäische Markenartikel massenhaft kopiert.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Herbert Peckmann