1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Business ist Business

Ute Schaeffer 30. Oktober 2006

Noch ist China - nach den USA und Frankreich - der drittstärkste Handelspartner Afrikas. Doch das könnte sich rasch ändern: Spätestens 2010 will China der größte Wirtschaftspartner Afrikas sein.

https://p.dw.com/p/9GTn
Eine chinesische Firma lässt Telefonleitungen in Nigeria verlegenBild: AP

Es ist eine große Chance für Afrika, für seine Integration in den Welthandel - das neue Interesse Chinas und Indiens am afrikanischen Kontinent. So ist es in einer vor kurzem von der Weltbank vorgelegten Studie nachzulesen. Der Süd-Süd-Handel ist ein neuer Trend - und er wird weit reichende Folgen haben für die Weltwirtschaft.

Manche Beobachter befürchten inzwischen, dass China mit seiner pragmatischen Afrikapolitik der europäischen Entwicklungszusammenarbeit, die an Bedingungen wie gute Regierungsführung geknüpft ist, den Rang ablaufen könnte. Dadurch könnten, so die Sorge, autoritäre und undemokratische Regime wie im Sudan oder in Simbabwe gestärkt werden.

Blick nach Osten

Präsidententreffen in Beijing: Robert Mugabe und Hu Jintao (Juli 2005) vor der chinesischen Flagge
Präsidententreffen in Peking: Robert Mugabe und Hu Jintao (Juli 2005)Bild: AP

Diese Gefahr sieht auch David Coltart, einer der wenigen Oppositions-Abgeordneten in Simbabwe. Druck und Isolation Simbabwes durch die Europäer hätten dazu geführt, dass sich das autoritäre Mugabe-Regime nun China zugewandt habe. Seit Robert Mugabe in den vergangenen sechs Jahren eine "Look-East-Policy" eingeführt habe, engagiere sich China vermehrt in dem südafrikanischen Land. Coltart verweist etwa darauf, dass es in Simbabwe inzwischen drei chinesische Passagierfluglinien gibt und Peking dem Regime kürzlich einen Kredit von einer halben Milliarde Dollar gewährt habe.

Chinesische Textilien verdrängten die heimische Industrie, klagt der Politiker. Doch das Hauptinteresse gelte dem Energiemarkt und Simbabwes Minen, insbesondere dem Platin. "Unter normalen Umständen ist eine solche Zusammenarbeit produktiv", sagt Coltart. "Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen sind wir in der Opposition sehr besorgt über die Rolle, die China spielt."

Afrika als Chefsache

Bis vor kurzem war Simbabwe noch zweitgrößte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika. Doch die Politik des autoritären Zanu-Pf Regimes unter Präsident Mugabe machte das Land in den vergangenen fünf Jahren zu dem Staat, mit dem es - weltweit - am schnellsten abwärts geht. In dem an Bodenschätzen reichen Land leiden mehr als vier Millionen Menschen an Hunger.

Deutsche Entwicklungshelfer helfen in Niger beim Brunnenbau
Deutsche Entwicklungshelfer helfen in Niger beim BrunnenbauBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Die Beziehungen zu Afrika sind Chefsache in China - seit ihrem Neubeginn mit der Reise des chinesischen Präsidenten Jiang Zemin auf den afrikanischen Kontinent vor genau zehn Jahren. Das afrikanisch-chinesische Handelsvolumen ist seither stetig gewachsen; allein zwischen 2000 und 2005 hat es sich von 10 auf 40 Milliarden Dollar vervierfacht. Anfang November werden sich in Peking zum dritten Mal Regierungschefs und Minister beim Kooperationsforum Afrika-China treffen. Vertreter der Europäischen Union sind von Peking nicht einmal als Beobachter zu dem Treffen zugelassen.

Der Hunger nach Energieträgern bestimmt die chinesische Afrikapolitik. Künftig wollen die Chinesen etwa ein Viertel ihrer Ölimporte aus Afrika beziehen. Afrikanisches Öl soll die Abhängigkeit von den Ölquellen am Golf verringern, so der Politikwissenschaftler Xuewu Gu, der die chinesische Poltik auf dem Nachbarkontinent seit Jahren beobachtet. Bezog China Mitte der 1990-er Jahre noch 60 Prozent seines Erdöls aus dem Nahen Osten, sind es inzwischen nur noch 37 Prozent. "Lieferungen aus Afrika haben hierzu entscheidend beigetragen", sagt Xuewu. Afrika stelle 21 Prozent des nach China importierten Öls, vorrangig aus Angola und dem Sudan.

Impuls zum Umdenken?

Chinas Partner in Afrika sind vielfach Länder, mit denen die Europäer nur eingeschränkt zusammenarbeiten, da sie wie im Falle Sudan die Menschenrechte missachten. Doch Kritiker wenden ein, dass viele Millionen Euro Entwicklungshilfe ohne Effekt nach Afrika geflossen sind. Die klassische Entwicklungspolitik ist an vielen Stellen gescheitert.

Insofern könnte von der aktiven Afrika-Politik der Chinesen auch ein Impuls zum Umdenken an die Adresse der Europäer ausgehen. Dennoch sind sich EU-Vertreter und afrikanische Demokraten, wie der simbabwische Oppositionelle Coltart einig: Der an den Werten von guter Regierungsführung und Demokratisierung orientierte Ansatz der EU ist richtig. "Wir sehen das als einen Anreiz und nicht als Bedingung, wie es die Chinesen behaupten, denen das nicht so lieb ist", sagt Uwe Wissenbach von der EU-Kommission. "Auch die Afrikaner sehen inzwischen, dass sie im Sinne der Entwicklung des Kontinents gute Regierungsführung stärken müssen."

Im neuen Europäischen Entwicklungsfonds (EEF), der für die Jahre 2008-2013 insgesamt 22 Millionen Euro umfasst, sind deshalb immerhin drei Millionen Euro für eine good-governance-Tranche reserviert. Sie werden an Länder ausgezahlt, die gute Regierungsführung besonders gut implementieren. Doch die pragmatische Afrika-Politik Chinas könnte eine historisch einmalige Chance für Afrika werden. Sie könnte. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie über den bisher dominierenden Hunger nach Ressourcen und die Suche nach neuen Absatzmärkten hinausgeht. Erst dann kann sie zum Impuls werden für die vollständig Integration Afrikas in den Welthandel.