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China wird weiter beben!

15. April 2010

Mehr als 1.700 Menschen starben beim Erdbeben in Qinghai. Rund 90.000 Tote waren es beim großen Sichuan-Beben von 2008. Auch in Zukunft muss mit gewaltigen Erderschütterungen in China gerechnet werden, meinen Experten.

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Durch Erdbeben zerstörte Straße (Foto: AP)
Bild: AP

Die Ursache für die immer wiederkehrenden Beben im indochinesischen Raum liegt weit unter der Erdoberfläche. Dort stieß vor etwa 50 Millionen Jahren die indische Kontinentalplatte an die asiatische und bohrt sich seitdem immer weiter in sie hinein. Deswegen kommt es in dieser Region schon seit abertausenden von Jahren zu teilweise gewaltigen Erschütterungen.

Wie ein brodelnder Topf

"Die Erde ist ständig in Bewegung", betont Rainer Kind vom Geoforschungszentrum in Potsdam. Die Dynamik im Erdinneren vergleicht der Geophysiker mit den Bewegungen in einem heißen Kochtopf: "Am Boden des Topfes befindet sich die Wärmequelle, von wo aus die Hitze nach oben an die Erdoberfläche steigt." Dort treiben die Erdplatten, die von der aufsteigenden Wärme in Bewegung gebracht werden. Dort treiben die Erdplatten, die von der aufsteigenden Wärme in Bewegung gebracht werden.

Himalaya (FFoto: picture-alliance/dpa)
Das Dach der Welt, majestätisch aufgefaltetBild: picture-alliance / dpa

"Ungeheure Kräfte" lauern unter Tibet

Im Gegensatz zu anderen tektonischen Kollisionen, wie etwa im Westen Südamerikas, wo die Erdplatte mit der geringeren Dichte für ein Ausweichmanöver nach unten gedrückt wird, stoßen die indische und die asiatische Platte frontal aufeinander. Fünf bis sechs Zentimeter weit bohrt sich die indische jährlich in die asiatische Platte hinein. Das Krustenmaterial, das sich dadurch aufschiebt, formt in beeindruckender Weise das höchste Gebirge der Welt, den Himalaya. Auch das 5.000 Meter hohe Tibet-Plateau ist ein Ergebnis dieser Plattenkollision, unter dem "ungeheure Kräfte" zu Gange sind, erläutert der Geophysiker Rainer Kind. Die ständigen Spannungen in der Tiefe bilden bis heute den Motor für die Plattenbewegungen und damit auch die immer wieder kehrenden Erbeben.

Karte der tektonischen Grenzen in Europa und Asien Deutsch (Grafik: DW)

Von dieser gewaltigen Plattendynamik ist oftmals der östliche Teil Asiens betroffen. Denn das Erdkrustenmaterial, das durch das Ineinanderschieben nach oben gedrückt wird, kann nur in den freiliegenden ostasiatischen Raum in Richtung des pazifischen Ozeans entweichen. Diese Bewegung gleiche dem Herausdrücken von Zahncreme aus einer Tube, erklärte Kind. Gerade in der Mitte Tibets schiebe sich besonders viel Krustenmaterial heraus.

Deshalb handele es sich beim jüngsten Erdbeben im nordöstlichen Qinghai in China um kein ungewöhnliches. Besonders war allerdings, dass nun eine bewohnte Region von den Folgen der Erschütterung betroffen war. "Normalerweise ereignen sich die Tibet-Beben in relativ unbevölkerten Gebieten", sagt Kind.

Keine Aussicht auf Ruhe im Erdinneren

Für die Zukunft gibt der Geo-Experte keine Entwarnung: "Es wird noch viele Millionen Jahre so weiter gehen." Allerdings trage sich ein Erdbeben nur selten am gleichen Ort zweimal zu, versichert Kind. "Die für den ostasiatischen Raum typischen Erschütterungen der Erde werden sich über Tibet verteilt ereignen und das Gebiet immer wieder in Mitleidenschaft ziehen. "

Autorin: Sina Schlimmer
Redaktion: Judith Hartl