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China reagiert auf Tibet-Eklat

20. November 2017

Wegen einiger Demonstranten auf der Tribüne kam es beim ersten Auftritt der chinesischen U20 gegen einen Regionalligisten zum Eklat. Der DFB verweist auf die Meinungsfreiheit - Chinas Außenministerium kritisiert scharf.

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Fussball TSV Schott Mainz - U20 China - Protest gegen die chinesiche Tibet-Politik
Bild: picture alliance/dpa/H. Bratic

Der Eklat während des Freundschaftsspiels zwischen dem Fußball-Regionalligisten TSV Schott Mainz und der chinesischen U20-Nationalmannschaft (3:0) hat am Montag die politische Ebene erreicht. Das chinesische Außenministerium verurteilte den Zwischenfall und kritisierte Deutschland für sein Verhalten als Gastgeber. "Wir sind entschieden gegen jedes Land oder jedes Individuum, das separatistischen, anti-chinesischen und terroristischen Aktivitäten oder Aktivitäten zur Verteidigung der Unabhängigkeit Tibets in irgendeiner Form oder unter irgendeinem Vorwand Unterstützung anbietet", sagte Ministeriums-Sprecher Lu Kang in Peking: "Ich muss betonen, dass gegenseitiger Respekt das ist, was der offizielle Gastgeber seinen Gästen bieten sollte - und dass der Respekt zwischen zwei Ländern gegenseitig sein sollte."

Lu bezog sich auf die Vorkommnisse beim ersten Auftritt des chinesischen Juniorenteams im Rahmen der ohnehin umstrittenen Freundschaftsspiele gegen Mannschaften aus der Regionalliga Südwest am Samstag. Mitte der ersten Halbzeit hatten die Chinesen eine Gruppe von sechs Zuschauern bemerkt, die tibetische Fahnen aufgehängt hatten. Daraufhin weigerten sich die Gäste aus dem Reich der Mitte weiterzuspielen und verließen den Platz. Auch der anwesende ehemalige chinesische Nationaltrainer Klaus Schlappner mischte sich ein und forderte die Aktivisten auf, ihre Fahnen zu entfernen. "Das hat nichts mit dem Spiel zu tun und nichts mit den jungen Leuten, die hier zu Gast sind" sagte er der ARD.

DFB-Vize Zimmermann verweist auf Meinungsfreiheit

Insgesamt gab es eine etwa 30-minütige Unterbrechung. Danach rollten die vier Flüchtlinge aus Tibet und die beiden deutschen Aktivisten die Fahnen des von China annektierten Gebietes freiwillig wieder ein. Das Spiel, das live in China übertragen wurde, wurde anschließend fortgesetzt. Verantwortlich für die Aktion war die "Tibet-Initiative Deutschland".

DFB-Vizepräsident rät China zu Gelassenheit

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte differenziert: "Die Proteste können wir nicht verbieten, es gibt das Recht auf freie Meinungsäußerung", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann: "Wir wollen aber auch gute Gastgeber sein. Insofern sind wir nicht glücklich über diese Vorkommnisse." Im Vorfeld der nächsten Partie am Samstag beim FSV Frankfurt will der DFB auf die Chinesen einwirken. "Wir werden nun noch einmal das Gespräch mit der chinesischen Delegation zu diesem Thema suchen und ihr empfehlen, gelassener mit solchen Aktionen umzugehen", sagte Zimmermann.

Das DFB-Projekt ist ohnehin umstritten: 16 von 19 Regionalligisten hatten grünes Licht für die Kooperation mit Chinas U20 gegeben. Diese Klubs tragen freiwillig je ein Testspiel gegen die Gäste aus Fernost aus, die sich so auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereiten wollen. Jeweils 15.000 Euro erhalten die Vereine dafür. Waldhof Mannheim, die Stuttgarter Kickers und die TuS Koblenz hatten sich gegen eine Teilnahme an der DFB-China-Kooperation entschieden.

asz/ck (sid)