1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chinas Raumsonde vom Mond zurück

17. Dezember 2020

Zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten gibt es frisches Mondgestein auf der Erde. Die chinesische Kapsel Chang'e 5 ist mit Gesteinsproben vom Trabanten sicher zurückgekehrt.

https://p.dw.com/p/3mpmf
China Rückkehr Chang'e 5 Mondsonde
Bild: Ren Junchuan/Xinhua/picture alliance

An einem Fallschirm schwebte Chang'e 5 mitten in der Nacht zur Erde zurück. Mithilfe von Wärmebildkameras gelang es den Suchtrupps, die Kapsel in der nordchinesischen Steppe aufzuspüren. An Bord: rund zwei Kilogramm Bodenproben vom Mond. Damit ist China nach den USA und der Sowjetunion erst die dritte Raumfahrtnation, der es gelungen ist, Mondgestein zur Erde zu bringen - das erste Mal seit 44 Jahren.

"Sie ist in einem guten Zustand", kommentierte ein Experte im Staatsfernsehen die Landung der Kapsel. Die Bergung wurde durch Dunkelheit und harsches Winterwetter mit Schnee, Wind und Temperaturen von unter Minus 20 Grad erschwert. Trotzdem fanden die Suchmannschaften die Kapsel nur etwa eine halbe Stunde nach der ersten Nachricht von der Landung und damit schneller als erwartet.

China Rückkehr Chang'e 5 Mondsonde
Chang'e-5-Bergung in der nordchinesischen Steppe: Dunkelheit und harsches WinterwetterBild: Lian Zhen/Xinhua/picture alliance

Die Kapsel wurde auf ihren Zustand untersucht, aber nicht am Landeort geöffnet. Vielmehr sollte sie komplett abtransportiert werden, um dann das Mondgestein kontrolliert auszuladen und Verunreinigungen zu vermeiden.

Zeugen der Mondgeschichte

Forscher warten gespannt auf das Mondgestein, das viel jünger ist als alle bisher gesammelten Proben der USA und der Sowjetunion. Die Untersuchung könnte neue Erkenntnisse über die vulkanische Aktivität und die Geschichte des Mondes liefern. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Die Sowjetunion sammelte mit unbemannten Missionen etwa 300 Gramm ein.

Der Lander von Chang'e 5 hatte in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) genannten Vulkangebiet aufgesetzt, das im "Ozean der Stürme" liegt. Diese Region im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes ist erst 1,2 Milliarden Jahre alt. Dagegen wird das Alter des Mondgesteins, das die USA und die Sowjetunion in den 1960er- und 70er-Jahren gesammelt hatten, auf 3,1 und 4,4 Milliarden Jahren geschätzt.

Chang'e 5 beim Probensammeln auf dem Mond
Chang'e 5 beim Probensammeln auf dem Mond: Junges Gestein aus dem "Ozean der Stürme"Bild: CNSA/Xinhua/AFP

Einige der Proben sollen auch Wissenschaftlern in anderen Ländern zur Verfügung gestellt werden. Die Forscher hoffen, dass die Proben ihnen helfen werden, etwas über den Ursprung des Mondes, seine Entstehung und die vulkanische Aktivität auf seiner Oberfläche zu erfahren.

Pflanzliche Passagiere

Wissenschaftler warten auch auf Pflanzensamen, die Chang'e 5 mit ins All genommen hatte. Darunter sind Reis, Orchideen, Alfalfa und Hafer, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldet. Die Idee ist, die Samen der Schwerelosigkeit und kosmischer Strahlung auszusetzen, wodurch vielleicht Mutationen ausgelöst werden, die höhere Erträge oder bessere Qualität versprechen. Solche Veränderungen sind nach Angaben von Wissenschaftlern aber unmöglich vorherzusagen und zeigen sich erst nach der Rückkehr zur Erde und weiteren Züchtungen.

Mit der erfolgreichen Rückkehr von Chang'e 5, die Ende November von der Insel Hainan aus zum Mond gestartet war, hat China weiter zu den großen Raumfahrtnationen aufgeschlossen. Der Flug war auch eine wichtige Vorbereitung für eine bemannte Mondlandung, die das Land bis Ende des Jahrzehnts plant.

AR/fw (dpa, afp, rtr)