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Politik

Chinese Qu Dongyu wird neuer FAO-Chef

23. Juni 2019

China baut seinen Machtanspruch auch in Organisationen der Vereinten Nationen aus. Künftig leitet der Chinese Qu Dongyu die Ernährungsorganisation der UN. Europa und Deutschland haben das Nachsehen.

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Italien Rom | Qu Dongyu, Der neue Präsident der FAO
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Medichini

Der chinesische Vize-Minister für Landwirtschaft, Qu Dongyu (Artikelbild), ist zum neuen Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gewählt worden. Der Biologe erhielt im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Er ist der erste Chinese an der Spitze der FAO. Mit 108 Stimmen setzte sich der erfahrene Agrarpolitiker gegen die ehemalige Leiterin der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Französin Catherine Geslain-Lanéelle (71 Stimmen), und den früheren georgischen Landwirtschaftsminister Davit Kirvalidse (12 Stimmen) durch.

Qu sprach von einem "historischen Datum". Der 45-Jährige versprach, sich für den Kampf gegen den Hunger in der Welt einzusetzen, und "alles zu tun, um unparteiisch und neutral zu sein".

Mit der Wahl löst der 45-jährige Qu zum 1. August den Brasilianer Jose Graziano da Silva an der Spitze der FAO ab, der die UN-Einrichtung seit 2012 leitete. Kritiker bemängelten, die Rolle der FAO bei den Vereinten Nationen habe sich während der Amtszeit da Silvas geschwächt. Dabei kommt der Organisation mit der UN-Agenda 2030 eine zentrale Rolle bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele (SDG) der Vereinten Nationen zu.

Heftiger Wettstreit im Hintergrund

Die Kandidatur von Qu war von Ländern wie Brasilien, Argentinien und Uruguay unterstützt worden, während die USA den georgischen Ex-Agrarminister Kirvalidze favorisierten. Die EU setzte sich erfolglos für die Französin Geslain-Laneelle ein. Die 55-jährige Agrartechnikerin wurde von deutschen Regierungsvertretern als fachlich versiert und international erfahren beschrieben.

Für Beobachter kommt Qus Sieg wenig überraschend. Peking versuche seit einigen Jahren mit aller Macht, seinen Einfluss in UN-Organisationen auszubauen, sagte Richard Gowen von Forschungsinstitut International Crisis Group der Nachrichtenagentur AFP.

Kritiker befürchten, dass China seine Rolle in der FAO nutzen wird, um eigene Wirtschafts- und Investitionsziele in Afrika und Asien zu verfolgen, und dabei Themen wie Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung und Bildung nachordnet. Im Vorfeld der FAO-Konferenz bekräftigte China seine Partnerschaft mit den G77, einem hauptsächlich von Entwicklungs- und Schwellenländern gebildeten Verband.

Vorstellung der Kriterien des Tierwohlkennzeichens | Julia Klöckner
Bundesernährungsministerin Klöckner bietet dem neuen FAO-Chef Zusammenarbeit anBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Klöckner gratuliert

Für die Bundesrepublik Deutschland hatte Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) an der FAO-Tagung teilgenommen. Sie bot Qu anschließend "eine enge und auch vertrauensvolle Zusammenarbeit" an. Wichtig sei, dass sich die FAO unter seiner Leitung wieder stärker auf die Wissensvermittlung in der Landwirtschaft und Ernährungssicherung ausrichte. Ernährungssicherung sei Friedenssicherung; es gebe ein Menschenrecht auf Nahrung, betonte Klöckner.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Rom hat die Aufgabe, die Ernährungssicherheit weltweit zu verbessern. Aktuell sind 194 Staaten sowie die EU Mitglieder der FAO. Im aktuellen Haushalt sind Ausgaben von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro geplant. Größter Einzelgeber sind die USA, gefolgt von Japan, China und Deutschland.

kle/haz (afp, kna, dpa)