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Europa im Visier

Hao Gui13. September 2007

Billig und gut - mit diesem Image wollen Autos "Made in China" auf dem europäischen Markt Erfolg haben. Zwar erfüllen die ersten Wagen noch nicht alle Sicherheitsstandards, doch die Chinesen versprechen Besserung.

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Vorderansicht eines 'CEO', Quelle: AP
Chinas Autos drängen auf den europäischen Markt - hier ein 'CEO' auf der IAA 2007Bild: AP

Trotz schwerer Geburtsfehler sind sie wieder da, die Autos aus China. Der erste Jeep Landwind, der seit knapp drei Jahren für 15.000 Euro in Holland und Belgien zum Verkauf steht, ist wegen Sicherheitsproblemen vom deutschen Markt genommen worden.

China-Limousine Brilliance BS6 im ADAC Crashtest, Quelle: ADAC
Da möchte man nicht drinstecken: der Brilliance BS6 nach einem CrashtestBild: ADAC

Der zurzeit einzige in Deutschland erhältliche China-Pkw, die Mittelklasselimousine Brilliance BS6, erreicht zwar den gesetzlichen Mindeststandard für die Zulassung, entspricht aber bei weitem nicht den europäischen Sicherheitsstandards. Der Automobilklub ADAC stellte nach den Crashtests erhebliche Sicherheitsmängel fest. "Die Aufprallenergie von dem Crash, die normalerweise über das Dach, die Tür und den Schweller weitergeleitet wird, hat im Test nicht funktioniert", sagt Ralf Ambos, Testleiter vom ADAC. "Die Fahrgastzelle ist ein ganz wichtiger Bestandteil und muss besonders stabil sein. Und wenn sie kollabiert wie in diesem Fall, kann man nicht von Insassensicherheit sprechen."

Arrogante deutsche Ingenieure oder Angst vor China?

Ein nach einem Crashtest zerstörter Landwind, Quelle: Landwind
Im ADAC-Crash-Test ebenfalls durchgefallen: der LandwindBild: Landwind

Der chinesische Hersteller lässt sich jedoch nicht von den schlechten Crashtest-Ergebnissen beirren. Sie wollen den europäischen Markt erobern, um jeden Preis, kündigt der Verkaufsvorstand von Brilliance, Yang Bo, an: "Uns liegen Sicherheit, Qualität und Service sehr am Herzen. Unsere Autos fahren in Asien, Afrika und Südamerika. Wir haben große Erwartungen vom deutschen und europäischen Markt." Brilliance wolle bis 2011 etwa 160.000 Autos in 22 europäischen Ländern verkaufen. Die Geschäftsführung des chinesischen Autobauers führt die vermehrte Kritik an der Sicherheit von Brilliance auf die Arroganz der deutschen Ingenieure zurück.

Qi Yumin, Vorstandsvorsitzender von Brilliance, räumte indes ein, er habe den deutschen Markt zu optimistisch eingeschätzt: "Die Probleme in Deutschland haben weniger mit unseren Autos als vielmehr damit zu tun, dass die Deutschen vor China Angst haben. Sie fürchten, dass chinesische Autos den deutschen Markt wie die Textilien oder Haushaltsgeräte überschwemmen." Qi Yumin versucht zu beruhigen: "Deutschland exportiert im Jahr 600.000 Oberklasseautos nach China, Brilliance will vorerst nur 15.000 Autos im Jahr nach Europa verkaufen. Ist das fair?"

Jeder vierte Deutsche bald im chinesischen Auto unterwegs?

Die letzte repräsentative Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts zeigt: jeder vierte deutsche Fahrer könnte sich vorstellen, chinesische Autos zu fahren. Viele Experten sehen ebenfalls große Chancen für die Autos aus dem Reich der Mitte.

Burkhard Welkener, der frühere VW-Vorstand und Geschäftsführer der VW-Werke in Shanghai, glaubt daher, dass die Angst vor den Chinesen berechtigt ist: "Sie werden den Qualitätsmaßstab der Welt haben, weil sie heute sehr viel Erfahrungen aus den Beteiligungen ausländischer Automobilfirmen in China saugen können. Sie sind durch die heutige Computerindustrie und weltweite Netze an alle Informationen angebunden, die es weltweit auf dem Sektor der Technologie, der Fertigung und der Kundenorientierung gibt."

Die Chinesen fahren ihr eigenes Tempo. Qualitätsverbesserung und Markterschließung stehen gleichzeitig auf der Agenda. So stellt Brilliance auf der diesjährigen IAA noch ein weiteres Modell vor - das vierte für Europa binnen 20 Monaten.