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Cholera-Seuche breitet sich weiter aus

12. November 2010

Seit Wochen grassiert die Cholera-Epidemie in Haiti. Die Opferzahlen steigen täglich. Derzeit werden mindestens 800 Tote gemeldet. Mehr als 11.000 sind infiziert. Die Dunkelziffer liegt aber weit höher.

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Cholera-Epidemie in Haiti gerät außer Konrolle. Eine Mutter hält ihr erkranktes Kind (Foto: ap)
Cholera-Epidemie in Haiti gerät außer KonrolleBild: AP

Haiti kommt nicht zur Ruhe. Anfang des Jahres legte ein schweres Erdbeben den Inselstaat in Trümmer - über 250.000 Menschen starben. Seit drei Wochen grassiert nun die hoch ansteckende Cholera-Epidemie in Haiti – mindestens 800 Tote werden gemeldet. Noch vor wenigen Tagen traf der Hurrikan Tomas die Region und verursachte Überschwemmungen und Verwüstungen, wodurch die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Durchfallerkrankung gestiegen ist.

Höchste Alarmstufe

Kinder sind besonders stark von der Durchfallerkrankung betroffen. Zwei Kinder liegen auf der Intensivstation, eins davon ist vor wenigen Minuten gestorben (Foto: ap)
Kinder sind besonders stark von der Durchfallerkrankung betroffenBild: AP

Die Cholera sei zu einer Frage der "nationalen Sicherheit" geworden, erklärte das haitianische Gesundheitsministerium. In den Krankenhäusern werden mehr als 11.000 Menschen mit Durchfallerkrankungen behandelt. "Die Lage hier wird jeden Tag schlimmer", sagte eine Mitarbeiterin des US-Gesundheitsministeriums am Donnerstag (11.11.2010). Die US-Behörden befürchten sogar ein Übergreifen der Krankheit auf Nachbarländer wie die USA.

Besonders besorgniserregend ist die Lage in der drei Millionen Hauptstadt Port-au-Prince. Über eine Million Obdachlose leben in der Region nach wie vor in provisorischen Zeltlagern unter katastrophalen Bedingungen. Genau in solchen Armenvierteln befürchten die Behörden eine ungebremste Ausbreitung der Cholera. "Port-au-Prince ist ein riesiger Slum mit schlechten Wasser- und Sanitärbedingungen, wodurch sich die Cholera besonders schnell ausbreiten kann", warnte der UN-Gesundheitsvertreter Jon Andrus. "Darauf müssen wir vorbereitet sein."

Dunkelziffer liegt weit höher

Ein Mann wäscht sich auf den Straßen von Port au Prince. Die hygienischen Bedingungen in Haiti sind katastrofal und es fehlt an sauberem Wasser (Foto: ap)
Die hygienischen Bedingungen in Haiti sind katastrofal und es fehlt an sauberem WasserBild: AP

Inzwischen werden zehn Todesopfer allein in der Hauptstadt bestätigt. Die Dunkelziffer der Erkrankten wird von der Hilfsorganisation Caritas deutlich höher geschätzt. Verheerend sei, dass die Krankheit "in 80 Prozent der Fälle sehr mild" verlaufe, erklärte Caritas. Daher fühlten sich die Erkrankten häufig nicht elend und verbreiteten die Bakterien als unerkannte Fälle weiter. Die Organisation rechnet daher damit, dass die wahre Zahl der Erkrankten vier Mal höher liegt als die

offizielle. "Wenn die Fälle weiterhin so rasant steigen, sind wir bald völlig überlastet", sagte der Leiter für Infektionskrankheiten im größten Krankenhaus von Port-au-Prince, Yves Lambert.

"Zahlen werden steigen"

"Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahlen noch steigen", warnt auch Anton Markmiller, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. "Unsere Kollegen vor Ort berichten von stehendem Wasser in den Straßen und katastrophalen hygienischen Zuständen." Auch aus anderen Regionen wurden steigende Ansteckungsraten gemeldet.

Das Auswärtige Amt stellte zur Bekämpfung der Epidemie 200.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung. Die Mittel seien für die Aufbereitung von Trinkwasser und für Hygienemaßnahmen bestimmt, teilte das Ministerium in Berlin mit. Die Maßnahmen werden von den Hilfswerken World Vision und Arbeiter Samariter Bund umgesetzt.


Autorin: Rayna Breuer (rtr, dpa, afpd)
Redaktion: Marko Langer