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Politik

Christine Keeler stirbt mit 75

6. Dezember 2017

In den 60er-Jahren war die junge Britin beinahe so berühmt wie die Beatles. Immerhin brachte sie einen Kriegsminister erst um den Verstand und dann um sein Amt: in der "Profumo-Affäre".

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Christine Keeler
Bild: Getty Images/Hulton Archive

Christine Keeler war in einen der größten Sex- und Politskandale der Nachkriegszeit verwickelt. Allein ihr Verhältnis mit dem britischen Kriegsminister John Profumo hatte das Zeug zu einem handfesten Skandal. Immerhin war er Mitglied im Kabinett des konservativen Premiers Harold Macmillan, und noch dazu verheiratet. Sie tanzte in einem Nachtclub.

Die Profumo-Affäre

John Profumo Kriegsminister Großbritannien
John ProfumoBild: picture-alliance/empics

Weil Keeler zur gleichen Zeit auch eine Beziehung zum sowjetischen Marineattaché Jewgeni "Eugene" Iwanow unterhielt, wurde die Angelegenheit politisch höchst brisant. Mitten im Kalten Krieg war keine Sorge größer als die, beim Bettgeflüster könnten sensible Militärgeheimnisse verraten worden sein. Und weil John Profumo sich nicht allzu geschickt verteidigte, war die Regierungskrise nicht mehr weit.

Ein Abgeordneter der oppositionellen Labour-Party offenbarte Anfang März 1963 vor dem Parlament die Verstrickungen Profumos und dessen Bekanntschaft zu Christine Keeler. Der Kriegsminister bestritt jegliches Fehlverhalten und kündigte rechtliche Schritte gegen die Opposition, aber auch gegen die Presse an, die in zahllosen Schlagzeilen die Affäre ausschlachtete. Während seine Frau, die Schauspielerin Valerie Hobson, anwesend war, beteuerte Profumo vor dem Parlament, sämtliche Vorwürfe seien von der Opposition und der Presse erfunden worden: "In meiner Bekanntschaft mit Miss Keeler gab es keinerlei Fehlverhalten."

Eugene Ivanov
Jewgeni "Eugene" Iwanow Bild: picture-alliance/United Archives

Drei Monate später musste der Kriegsminister einräumen, dass er vor dem Parlament die Unwahrheit gesagt hatte. Profumo trat zurück. Im Oktober stürzte die Regierung Macmillan.

Mit Aktbildern zur Pop-Ikone

Auf dem Höhepunkt der Affäre entstand eine Aktfotografie, die Christine Keeler nackt auf einem Stuhl sitzend zeigt, ihre Blöße von der Lehne knapp bedeckt. Das Bild zählt zu den bekanntesten britischen Fotos der 1960er-Jahre und machte die junge Frau zur Pop-Ikone. Sie verbrachte den Rest ihres Lebens damit, dieser Berühmtheit zu entkommen.

"Ich war nur ein 19-jähriges Mädchen, das eine gute Zeit hatte. Ich habe jede Minute davon geliebt", sagte sie einmal rückblickend auf den Skandal. Doch wenn sie gewusst hätte, was alles passieren würde, wäre sie wohl doch weggerannt - zu ihrer Mutter, sagte Keeler.

Mit 75 Jahren starb sie in einer Klinik im südenglischen Farnborough an den Folgen einer chronischen Lungenerkrankung.

rb/kle (dpa, afp)