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Claudio Pizarro: zwischen Fußball und Pferden

Daniel Martínez16. September 2006

Claudio Pizarro ist gewohnt zu pokern, nicht umsonst sind Rennpferde seine Leidenschaft. Wenn es um die noch bestehende Vertragsverlängerung bei Bayern München geht, bleibt der Peruaner genau so cool wie an der Rennbahn.

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Claudio PizarroBild: AP

"Es ist alles noch offen, wir haben noch Zeit, mein Vertrag läuft bis 2007, und so lange werde ich bei Bayern bleiben." Denkbar ist, dass es nicht zu einer Einigung kommt. Pizarro bleibt auch da gelassen: "Dann werde ich mir einen anderen Verein suchen müssen."

Der Stürmer hat klare Vorstellungen, welche Voraussetzungen sein neuer Klub erfüllen muss: "Obwohl ich keine bestimmte Mannschaft favorisiere, wird es eine, genau so groß und stark wie Bayern, eine, die um den Titel der Champions League kämpft." Spanien wäre schön, muss aber nicht sein: "Ich habe kein Problem mit den Sprachen, ich passe mich ganz schnell an. Vielleicht Italien oder England."

Pferdewetten und Schewtschenko

Der stolze Stallbesitzer (50 Rennpferde aus Argentinien) empfängt zu hause per Satellit einen TV-Pferdesender, mit dem er die wichtigsten Pferderennen in der USA verfolgt. Die Entwicklung seiner eigenen Pferde kontrolliert er übers Internet. Keine große Summe hat Pizarro bei den Pferdewetten gewonnen, maximal waren es 300 US-Dollar, einmal auch 500 Dollar, aber da haben sich auch Freunde an der Wette beteiligt. Etwas, dass er macht, weil es Spaß bedeutet und Stress abbaut.

Er weiß, dass es beim FC Bayern um wesentlich mehr Geld geht. Viel mehr, etwa in der Größenordnung des Gehalts von Superstar Schewtschenko, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beklagt. "Das sind Spekulationen von der einen oder der anderen Seite, jeder hat seine eigene Art, die Situation zu sehen", sagt Pizarro und auf die Frage, ob die Vorstellung begründet ist, fügt er lächelnd hinzu: "Selbstverständlich, das ist nichts anderes, als das was jeder Spieler, der seine Sache gut macht, verlangen würde."

Unzufrieden mit Jokerrolle

Claudio Pizarro
Claudio Pizarro bejubelt sein Tor gegen Spartak MoskauBild: pa / dpa

Sein Tor gegen Spartak Moskau hat ihm neues Selbstvertrauen gegeben. "Es hat ein bisschen gedauert, bis ich wieder fit war, der Trainer hat sehr geduldig auf mich gewartet und ich bin froh, dass mein Tor den Weg zum Sieg geöffnet hat." Pizarro sieht sich selbst ab jetzt als Stammspieler. "Ich hoffe es, ich glaube daran, ich werde mit Sicherheit nicht nur die Jokerrolle in der Mannschaft spielen, wenn ich 100 Prozent auf meinem Niveau bin."

Es ist auch nicht so einfach, wenn man berücksichtigt, dass Lukas Podolski und Roque Santa Cruz die Nase vorn haben. Der Peruaner, dessen erster Job nach der Schule Aushilfe in der Druckerei seines Vaters war, bleibt gelassen. "Es ist gut, dass der Trainer so viele Optionen hat, wir spielen in verschiedenen Wettbewerben und es kann nur gut für uns sein, eine Rotation zu üben, so sind wir alle frisch."

Der Spaßvogel aus Peru, der gern tanzt (brasilianische Musik ist sein Favorit) und es bei jeder Gelegenheit zum Feiern krachen lässt, versteht sich prima mit allen seinen Mitspielern. "Hier wird nur offiziell Deutsch geredet, aber fast alle können Spanisch." Fast alle? Auch der Urkölner "Prinz Poldi"? Dazu Pizarro:"Wir bringen ihm langsam Spanisch bei. Grüßen und fluchen hat der Poldi von uns schon gelernt" - fast akzentfrei, erfährt man.

Zwei Träume

Pizarro hat noch zwei Träume, die er unbedingt erfüllen möchte. Der erste wäre, mit seinem Land an einer WM teilzunehmen. Deshalb ignoriert er die Kritik bezüglich seiner langen Reisen zu Spielen mit der peruanischen Nationalmannschaft. "Ich werde es weiter machen, so lange mein Land mich braucht, das steht nicht zur Diskussion." Der zweite Traum ist, die Champions League zu gewinnen, vielleicht mit Bayern. "Hier gibt es Spieler, die schon so eine Ehre gehabt haben, mir fehlt es noch und dafür strenge ich mich sehr an. Wenn nicht hier, dann irgendwo anders, aber diesen Traum möchte ich erreichen."

Nur eines ist in der Zukunft von Claudio Pizarro bisher sicher: ein Besuch beim Friseur. "Ich trage einen Zopf, weil meine Haare zurzeit viel zu lang sind, das ist keine Mode, ich habe keine Zeit gehabt, um mir die Haare schneiden zu lassen … OK, ich hatte die Zeit, aber ich war zu faul, um den Termin wahrzunehmen, aber es ist schon überfällig."