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Geld und Grass-Roots

Ranty Islam3. Oktober 2007

Die demokratischen Wettbewerber um die Präsidentschaftskandidatur können auf viel Geld und Engagement der Parteibasis zählen. Doch ob Clinton oder Obama das Rennen machen, entscheidet möglicherweise ein Dritter.

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Hillary Clinton (links) und Barack Obama sitzen nebeneinander und heben beide beschwichtigend die linke Hand (Quelle: AP)
Show me the money - Clinton und Obama scheffeln Geld für die VorwahlenBild: AP
Die Spendenkampagnen für die potentiellen US-Präsidentschaftskandidaten brechen immer neue Rekorde. Allen voran die beiden demokratischen Wettbewerber Hillary Clinton und Barack Obama. Beide sind auf bestem Wege, jeweils rund 100 Millionen Dollar zu sammeln. Damit lassen sowohl die New Yorker Senatorin als auch der redegewandte Anwalt aus Chicago alle Bestmarken – und alle Republikaner – hinter sich. Das Geld soll ein Ziel erreichen helfen: die Vorwahlen ("Primaries") zu gewinnen, die im nächsten Frühjahr beginnen und darüber entscheiden, wen die Republikaner und die Demokraten ins Rennen um das Präsidenten-Amt schicken.

Alleine in den Monaten Juli bis September hat die Obama-Kampagne nach eigenen Angaben 19 Millionen US-Dollar für seinen Vorwahlkampf eingenommen. Im vorangegangenen Quartal waren es noch 31 Millionen. Hillarys Team konnte sogar 27 Millionen Dollar verbuchen und rückte damit wieder an die Spitze. Im zweiten Quartal hatte Obama sie bei den Spenden noch überrundet.

Republikaner mit weniger Geld

Mitt Romney (links) und Rudy Giuliani sitzen auf Stühlen und lachen sich an, zwischen ihren Stühlen steht ein Beistelltisch mit zwei Flaschen Wasser (Quelle: AP)
Gut lachen mit weniger Geld - die republikanischen Kandidaten Romney und GiulianiBild: AP

Bei den führenden Wettbewerbern für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, konnte Mitt Romney, ehemaliger Gouverneur von Massachusetts, im letzten Quartal "nur" rund zehn Millionen Dollar einsammeln. Dazu kommen allerdings sechs Millionen aus der Privatschatulle des vermögenden ehemaligen Investmentbankers.

Auch New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani liegt noch immer stark im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Dennoch macht sich im Team "Rudy" Nervosität breit. Der Ex-Bürgermeister hat seinen obersten Spendensammler entlassen und bewundert das Spendenaufkommen der Demokraten öffentlich als "phänomenal", schreibt die New York Times.

Obama befeuert die Basis

Doch Geld ist nicht gleich Geld. Senator Obama aus Illinois hat nicht nur viele Dollars gesammelt, sondern auch einen neuen Rekord bei der Zahl individueller Spender aufgestellt. 351.356 Menschen sind "Teilhaber" seiner Kampagne, verkündet Obama auf seiner Webseite. Doch nur wenige haben mehr als jeweils ein paar Hundert Dollar springen lassen.

Damit setzt Obama einen Trend fort, den der Demokrat Howard Dean bei seiner Kampagne 2004 anstieß, indem er nicht zuletzt über das Internet besonders viele der so genannten Grass-Roots-Aktivisten ansprach – Menschen an der Parteibasis. "Darunter sind viele junge Leute und besonders gut gebildete", sagt Josef Braml, Experte für US-Innenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Damit ist Obama näher am einzelnen Wähler dran." Nicht nur das – diese Parteigänger können im eigenen Familienkreis, unter Freunden und der lokalen Community genau auf die Leute zugehen, die andere Kandidaten nur über Anzeigen in den Medien erreichen, die viel Geld kosten. Geld, das Obama durch seine Basis-PR weniger investieren muss. "Obama nutzt eine neue politische Währung", sagt Braml. Wenn nötig, kann Obama außerdem auf seinen großen Pool von Spendern zurückkommen, um sie noch einmal anzuzapfen.

Großspender neigen zu Hillary

Daraus zu schließen, dass Obama an der Basis schon längst gewonnen hat, wäre vorschnell. Für Hillary Clinton spricht nicht nur, dass sie bei vielen Menschen das bekanntere Gesicht ist und mit Ehemann und Ex-Präsident Bill einen gewieften Spendensammler an ihrer Seite hat. "Da der Vorwahlkampf diesmal besonders früh begonnen hat, haben 80 Prozent der traditionellen Spender noch gar kein Geld gegeben", sagt Braml. "Dieses Geld bekommt erfahrungsgemäß der Kandidat, der sich bislang am erfolgreichsten präsentiert hat" – als Spendensammler und, noch wichtiger, als Sieger der ersten Vorwahlen etwa in Iowa oder New Hampshire. Das könne Clinton zugute kommen, da sie in den Umfragen teils deutlich vor Obama liegt.

Sind die Großspender, die sich bisher zurückgehalten haben also nur Opportunisten, die erstmal abwarten, für wen das bessere Lüftchen weht? Nicht ganz. "Clinton ist eine Establishment-Kandidatin", sagt Thomas Greven vom John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin. Sie hat bisher zwar weniger Spender als Obama, aber jeweils größere Geldgeber mit mehr Einfluss. Ein Trend, der im weiteren Verlauf noch deutlicher werden könne, wenn die großen Spender sich erst einmal voll engagieren.

Der dritte Mann

John Edwards in Menschenmenge, lacht und zeigt mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger in die Menge vor ihm (Quelle: AP)
Wird John Edwards zum Königsmacher? (Archivbild)Bild: AP

Was mit den Millionenbeträgen passiert, ist weit weniger aufregend als das Spendensammel-Spektakel vermuten lässt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Doch "zwei Drittel der Einnahmen werden für TV-Werbung wieder ausgegeben", schätzt Greven. Ein Großteil vom Rest geht für weitere PR, Administration und bezahlte Klinkenputzer drauf. Auf die sind besonders die Kandidaten angewiesen, die keine "Graswurzel"-Armee von Freiwilligen mobilisieren können, wie etwa ein Obama.

Darüber, wen die Demokraten ins Rennen um das Weiße Haus schicken, könnten letztlich weder Geld noch Grass-Roots entscheiden – sondern John Edwards. Wenn der in den Umfragen gegenwärtig an dritter Stelle rangierende Wettbewerber für die demokratische Präsidentschaftskandidatur bei den Primaries im nächsten Jahr früh aus dem Rennen fällt, dann könnte das Camp seiner Unterstützer auf sein Geheiß zum Königsmacher werden – entweder für Obama oder Clinton.