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Das geheimnisvolle Quinoa-Genom

12. Februar 2017

Forscher haben das Genom von Quinoa geknackt. Was das heißt? Sie könnten damit nun an speziellen Sorten des Pseudogetreides tüfteln. Derzeit übersteigt die Nachfrage das Angebot - dank Superfood-Hype.

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Quinoa-Samen
Bild: CC BY-SA 3.0/ Michael Herrmann

Quinoa hat eine steile Karriere hingelegt. Vor 6000 Jahren diente das Korn noch einzig den Inkas in den Hochanden von Peru und Bolivien als Grundnahrungsmittel - eine besonders robuste Pflanze, die auch unter unvorteilhaften Umweltbedingungen wie Trocken- und Salzstress wächst. 

In Südamerika wird es auch heute noch zu 80 Prozent angebaut. Deshalb ist Quinoa (ausgesprochen "kienwah") auch als Inka-Korn, Anden-Hirse oder Peru-Reis bekannt.

Auch aus ernährungsphysiologischer Sicht haben es die kleinen Körner in sich. Quinoa gilt als eine der besten pflanzlichen Eiweißquellen weltweit. Die Körner enthalten alle neun essenziellen Aminosäuren, krankheitsbekämpfende Antioxidantien, sie sind reich an Mineralien - und vor allem: glutenfrei.

Infografik Quinoa im Trend

Letzteres trug besonders zum Durchbruch des Pseudogetreides als Superfood bei. Mit einem unschönen Beigeschmack: Fehlende Nachhaltigkeit und horrende Preise.

Bis der leckere Quinoa auf unseren Tellern landet, muss er einen langen Weg zurücklegen. Nicht gerade erfreulich fürs Klima und die Biodiversität, genauso wenig wie für die Heimat des Quinoas. Längst übersteigt die Nachfrage das Angebot. Die Pflanze ist nun ein Exportschlager. Die Folge: industrielle Monokulturen und verarmte Kleinbauern.

Tipp: Wie bei allen Superfoods gibt es jedoch in der Regel ein regionales Gegenstück - das womöglich nur nicht ganz so sexy vermarktet wird.

Aber vielleicht hat Quinoa als "Korn für alle" doch eine Chance! Forscher berichten nun im Wissenschaftsmagazin Nature, dass sie das Genom der Pflanze entschlüsselt haben.

Geheimnis gelüftet

"Quinoa war eine Hauptkulturart der alten Anden-Zivilisationen, aber nach der Eroberung durch die Spanier verlor sie stark an Bedeutung. Das bedeutet, dass Quinoa nie vollständig domestiziert wurde und ihr genetisches Potenzial trotz des ausgewogenen Verhältnisses an positiven Inhaltsstoffen bis heute nicht ausgeschöpft wurde", sagt Professor Mark Tester von der König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technologie in Djiddah, Saudi-Arabien, der maßgeblich an der Studie beteiligt war. 

Störende Bitterstoffe ade

Wer Quinoa schon einmal zubereitet hat, kennt es: Erst müssen die Samen gewaschen werden. Vorzugsweise mithilfe eines Siebs, durch dessen Maschen die winzigen Körner ständig fallen. Dieses Prozedere dient dem Abwaschen der Bitterstoffe, der sogenannten Saponine.

Sie gelten für Menschen teils als schädlich, sind aber eine natürliche Abwehr gegen Vögel und andere Fressfeinde. "Wir haben die dafür verantwortlichen Gene identifiziert und können nun zielgerichtet Saponin-freie Pflanzen züchten" freut sich Mark Tester.

Mehr Samen

Ein weiterer Plan ist es, kurzstrohigere Typen der Quinoapflanze mit besserer Standfestigkeit zu züchten. Diese wären dann in der Lage, mehr Samen zu produzieren - ohne umzuknicken.

Quinoaanbau in Mitteleuropa

An dem Forschungsprojekt waren auch Wissenschaftler der Universität Kiel beteiligt. "Wir denken auch über den Anbau von Quinoa in Mitteleuropa nach", sagt Nadine Dolly vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Das sei ökologischer, als Quinoa immer aus Südamerika zu importieren. Damit das klappt, sagt Dolly, sei es notwendig, den Blühzeitpunkt zu verändern.

Quinoa Bolivien
Quinoa: Alt, robust und heiß begehrt. Schon die Inkas bezeichneten ihn als Muttergetreide, er galt als gesund und stärkend.Bild: A.Raldes/AFP/GettyImages

Denn Quinoa ist eine tropische Pflanze, die an kurze Tage angepasst ist. "Bei uns muss sie aber im Langtag blühen. Wir haben bereits die dafür verantwortlichen Gene identifiziert und können nun damit beginnen, in einem weltweiten Quinoa-Sortiment nach vorteilhaften Genvarianten zu suchen."

hf/jh (Uni Kiel, afp, Reuters)