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Coe beendet problematische Doppelfunktion

26. November 2015

Der Druck wurde zu groß: Sebastian Coe, Chef des Leichtathletik-Weltverbandes, beendet seine Rolle als Botschafter beim Sportartikel-Giganten Nike. Er steht wegen der Vergabe der Leichtathletik-WM 2021 im Zwielicht.

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Weltverband IAAF-Präsident Sebastian Coe
Bild: Getty Images/L. Zhang

Präsident eines internationalen Sportverbandes und gleichzeitig Botschafter eines großen Sportartikelherstellers - das sind zwei Rollen, die definitiv nicht zusammen gehören. Trotzdem füllte sie Sebastian Coe aus, schon zu seiner Zeit als Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF und auch nach seiner Wahl zum Chef im August. Für sein Engagement bei Nike soll er jährlich umgerechnet 140.000 Euro erhalten haben.

Pikant ist diese Verbindung, weil die IAAF im April die Leichtathletik-WM 2021 nach Eugene im US-Bundesstaat Oregon vergeben hat, dem Gründungsort von Nike. Es war eine überraschende Entscheidung, ohne das übliche Bewerbungsverfahren. Göteborg, das ebenfalls Interesse bekundet hatte, ging leer aus. 2021 feiert Nike zufällig auch sein 50. Unternehmensjubiläum.

Ebenso wird Coe nach den Olympischen Spielen seinen Posten als Vorsitzender des britischen Olympischen Komitees (BOA) räumen. Den Vorsitz bei der PR- und Marketingagentur CSM will Coe allerdings behalten. In seiner Rolle bei CSM berät Coe Bewerber bei der Vergabe von Sport-Großereignissen und verdient dabei gut. So auch bei der Vergabe der ersten Europaspiele an den wegen andauernder Menschenrechtsverletzungen umstrittenen Ausrichter Baku in Aserbaidschan.

Medien: Französische Justiz ermittelt

Coe hatte einem Medienbericht zufolge die umstrittene Vergabe als fehlerhaft bezeichnet, eigene Verantwortung aber zurückgewiesen. Zudem sei die Vergabe an die US-Stadt Teil der Ermittlungen der französischen Polizei. Das berichtet die englische Tageszeitung "The Times".

"Wenn ich Sebastian Coe richtig verstanden habe, hat er gesagt: Ich stimme zu, dass der Prozess nicht korrekt war", erklärte Björn Eriksson, damaliger Chef der ausgebooteten Bewerbung Göteborgs, nach einem Telefongespräch mit Coe: "Er hat aber auch gesagt, dass er in den Vergabeprozess nicht involviert war - im Gegensatz zu anderen."

USA Eugene Oregon Symbolbild Leichtathletik WM 2021 (Photo by Jonathan Ferrey/Getty Images)
Das Stadion in Eugene ist Hort der US-LeichtathletikBild: J. Ferrey/Getty Images

BBC berichtet über mögliche Einflußnahme

Aus einer am Dienstag von der BBC veröffentlichten E-Mail geht hervor, dass Coe mit Vertretern des Sportartikelherstellers Nike die Bewerbung Eugenes diskutiert und versucht haben soll, seinen Vorgänger Lamine Diack von einer schnellen Entscheidung für die US-Stadt zu überzeugen.

Nach derzeitigem Stand plant die IAAF nur bei Beweisen für unangemessenes Verhalten den Bewerbungsprozess für die WM 2021 noch einmal neu aufzurollen. "Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass sowohl die Diskussion als auch die Entscheidung etwas anderes waren als der Wunsch, eine einzigartige Chance zu nutzen, den Sport in den größten Sportmarkt der Welt zu bringen", teilte die IAAF weiter mit.

jk/ml (sid,dpa)