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Deutsche Bank auf Brautschau

Brigitte Scholtes Frankfurt am Main
26. September 2018

Die Fusions-Spekulationen um die Deutsche Bank halten an. Jetzt ist neben der Commerzbank auch die schweizerische UBS in den Fokus gerückt. Aber ist die Deutsche überhaupt noch attraktiv?

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Deutsche Bank - Symbolbild
Bild: picture-alliance/Geisler-Fotopress/C. Hardt

Der Vorstand der Deutschen Bank bemüht sich zwar, die seit einiger Zeit zirkulierenden Fusions-Spekulationen herunterzuspielen. Deren Finanzvorstand James von Moltke sagte am Mittwoch auf einer Investorenkonferenz in London, der Vorstand sei "in diesen Tagen konstant darüber erstaunt, was durch die redaktionellen Filter kommt und sich in der Presse wiederfindet". Anlass dazu war ein Bericht des "Handelsblatts". Danach habe der Vorstand der Bank auf seiner Strategiekonferenz Mitte des Monats ein Zusammengehen sowohl mit der Commerzbank als auch mit der UBS durchgespielt. 

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hatte sich auf einer Bankentagung vor einem Monat für einen "starken nationalen Champion" ausgesprochen. Das freut Deutsche Bank-Chef Christian Sewing natürlich. "Wir sind eine globale Bank mit Kunden auf allen Kontinenten und haben eine besondere Verantwortung für unseren Heimatmarkt", sagte er bei einer Tagung in Düsseldorf. Doch am Dienstag hatte er beim "Tag der deutschen Industrie" in Berlin auch darauf verwiesen, dass die Deutsche Bank zunächst einmal im eigenen Haus aufräumen müsse, bevor man über Fusionen nachdenken könne. Die Commerzbank aber als möglichen Fusionspartner hatte er da zumindest auf längere Sicht nicht ausgeschlossen.

Zwei Kranke zusammen machen keinen Gesunden

Betriebswirtschaftlich erkennt Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus fairesearch keinen Vorteil: "Beide haben sowohl Probleme bei der Strategie als auch bei der Profitabilität." Die Commerzbank habe zwischen 2008 und 2017 gar keinen Gewinn gemacht, die Deutsche Bank in den letzten drei Geschäftsjahren sogar neun Milliarden Euro Verlust. Mit einem Zusammengehen könnten allenfalls Kosten gespart werden, denn es müssten Doppelfunktionen abgebaut werden. Mitte des Jahres beschäftigte die Deutsche Bank 95.400 Mitarbeiter, die Commerzbank knapp 48.800.

Commerzbank
Seit Anfang der Woche nach 30 Jahren nicht mehr im Dax gelistet: Die CommerzbankBild: Daniel Roland/AFP/Getty Images

Eine Fusion oder eher Übernahme dürfte aber zu einem personellen "Blutbad" führen, wie Commerzbank-Mitarbeiter diese Vision schon vor zwei Jahren nannten. Denn die Idee einer Fusion der beiden privaten deutschen Großbanken wird ja immer wieder durchgespielt. Nach Befürchtungen der Mitarbeiter stünde dann eine deutlich fünfstellige Zahl von Arbeitsplätzen auf der Kippe. Das könnte dem Commerzbank-Großaktionär, dem Bund, politisch nicht recht sein. Zu einem Zusammengehen drängen kann die Geldhäuser auch niemand - anders als auf die Commerzbank, wo die Bundesregierung noch immer 15 Prozent der Anteile hält, hat sie bei der Deutschen Bank keinen Einfluss.

Deutsche UBS passt auch nicht

"Eine Übernahme ergibt gar keinen Sinn", urteilt entsprechend auch Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der Technischen Universität Darmstadt. Man könnte allenfalls die Kunden auf die Plattform der Deutschen Bank transferieren und die Commerzbank schließen, spielt er eine theoretische Möglichkeit durch. Strategisch aber würde das die Deutsche Bank auch nicht weiterbringen. "Man bekommt den Eindruck, als könne die Deutsche Bank sich aussuchen, mit wem sie fusionieren möchte", wundert er sich. Das aber sei eher umgekehrt.

Es erschließt sich den meisten Beobachtern zudem auch nicht, warum sich die schweizerische UBS ausgerechnet mit der Deutschen Bank zusammentun sollte. Da sei zunächst einmal die unterschiedliche Gesetzeslage in der Europäischen Union und in der Schweiz. Aber nicht nur das: "Die UBS ist anders aufgestellt, und sie spielt in einer anderen Liga", sagt auch Schiereck.

Allein im ersten Halbjahr erwirtschafteten die Schweizer einen Gewinn vor Steuern von umgerechnet gut 3,2 Milliarden Euro, die Deutsche Bank nur 1,1 Milliarden Euro. Die UBS ist an der Börse mit 54 Milliarden Euro mehr als doppelt so viel wert wie die Deutsche Bank mit 22 Milliarden Euro. "Das wäre keine Fusion, sondern eine Übernahme", sagt fairesearch- Analyst Hein. Ob das der deutschen Politik recht wäre, das ist zweifelhaft. "Die UBS und die Deutsche Bank ergänzen sich zwar vom Geschäftsmodell", meint Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Doch ob die UBS tatsächlich bereit sein könnte, die Deutsche Bank in ihrer aktuellen Verfassung zu übernehmen, "das glaube ich nicht, vor allem auch, wo diese jetzt noch unter Überwachung der Bafin steht".

Bildergalerie Schweiz Steuern Großbank UBS in Zürich Axel Weber
Axel Weber, einst Chef der Bundesbank, heute Präsident des Verwaltungsrates der UBSBild: Getty Images/AFP

Die Herren Blessing und Weber

Die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht hatte in dieser Woche nämlich bekannt gegeben, dass sie für mindestens drei Jahre einen Sonderaufpasser in der Deutschen Bank installiert, der sie im Bereich Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Investmentbank-Bereich stärker beaufsichtigt. Die Schweizer haben sich nach der Finanzkrise stark auf die internationale Vermögensverwaltung konzentriert und ihr Investmentbanking deutlich reduziert. "Die UBS möchte ihr Investmentbankgeschäft nicht wieder ausbauen", ist Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus fairesearch überzeugt. "Warum sollten sie sich neue Risiken ins Haus holen?"

Das dürften auch den beiden Deutschen an der Spitze der UBS klar sein: Verwaltungsratspräsident ist Axel Weber, der frühere Bundesbank-Präsident, Chef der Vermögensverwaltungssparte Martin Blessing, der frühere Chef der Commerzbank.