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Contra PID

5. Juli 2011

Der Mensch darf sich niemals anmaßen, Herr über Leben und Tod zu sein, meint Klaus Krämer.

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Klaus Kraemer (Foto DW)
Klaus KraemerBild: DW

"Du bist mein bester Freund", sagte er stotternd, klopfte mir zum Abschied auf die Schulter, drehte sich um, und ging - weit vornüber gebeugt und mit ungelenken Schritten. Basti, mein Patensohn, ist jetzt 26 Jahre alt, geistig und körperlich behindert. Doch wo immer Basti auftaucht, wird er mit offenen Armen empfangen und auf geheimnisvolle Weise verbindet er durch sein Gemüt die Menschen - oder durch sein beachtliches Mundharmonikaspiel. Er freut sich seines Lebens. Und ich? Nein, ich möchte keinesfalls auf die Nähe und Zuneigung dieses liebenswerten Menschen verzichten!

Nun sagen etliche Deutsche Ja zur PID. Sie macht es möglich, dass Menschen wie Basti nicht das Licht der Welt erblicken. Im Streit um Gentests an Embryonen haben sich die Befürworter für diese Methode entschieden, die makellose Kinder ohne Gen-Defekte möglich macht. Zu Recht wurden noch vor wenigen Jahrzehnten fast einhellig die abscheulichen und Menschen verachtenden Nazi-Methoden verurteilt, die Menschen in lebenswert und lebensunwert einteilten. Ist PID wirklich etwas völlig Anderes?

PID - die Büchse der Pandora?

Künstlich befruchtete Eizellen auf eventuelle genetische Anomalien zu untersuchen und als krank angesehene Embryonen zu vernichten - wie geht das zusammen mit dem christlichen Menschenbild, auf dem unsere freiheitlich-demokratische Verfassung beruht? Die Würde des Menschen ist unantastbar! Die Würde jedes Menschen - und zwar von der Zeugung an. Nicht alles, was dem Menschen möglich ist, darf er in die Tat umsetzen. Vor allem darf er sich niemals anmaßen, Herr über Leben und Tod zu sein. Das muss ethischer Konsens bleiben.

Menschliches Leben auszusortieren - weil es krank ist oder nicht den gerade geltenden Ansprüchen genügt - ist lebensfeindlich. Und das könnte künftig weiteren Untaten Tür und Tor öffnen. Wie wäre es mit der Verweigerung von medizinischer Hilfe für Rentner oder der Todesspritze für Langzeitkranke? Das Gruselkabinett ethisch verwerflicher Gedanken könnte unverhofft noch einiges auf die Bühne bringen. Darum: Wehret den Anfängen!