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LiteraturDeutschland

Cornelia Funke kehrt aus den USA zurück

20. März 2021

Sie ist Deutschlands erfolgreichste Kinderbuch-Autorin - ihre Werke verkaufen sich millionenfach. Nun verlässt Cornelia Funke ihre Wahlheimat USA. Warum?

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Cornelia Funke
Die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia FunkeBild: Dressler Verlag/Jörg Schwalfenberg

Die in Kalifornien lebende Autorin ist eine Meisterin des phantastischen Erzählens. Ihre Geschichten wandern auf dem schmalen Grat zwischen Phantasie und Realität. "Die Realität ist phantastisch", sagte sie einmal im Gespräch mit der DW, "und die einfachste Art, der Wirklichkeit näher zu kommen, ist, phantastisch zu schreiben." Nun tauscht die Bestseller-Autorin ihre Avocadofarm in Malibu gegen eine Olivenfarm in der Toskana: Sie kehrt den USA den Rücken und kommt zurück nach Europa.

"Wenn alles klappt, ziehe ich im August in die Nähe von Volterra in der Toskana", verriet die 62-jährige der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Sie sei gerade dabei, in Italien ein Haus mit Gästewohnungen auf einem Hügel mit Olivenbäumen zu kaufen. Und warum nicht in Deutschland? "Da war ich ja schon", so Funke im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, "ich brauche immer etwas Neues."

Rückkehr nach Europa

Dass sie nach fast 16 Jahren in den USA das Land wieder verlässt, hat aber offenbar mehrere Gründe. Zum einen macht sich Funke Sorgen über den Klimawandel, der die Waldbrände in Kalifornien zu einer ständigen Gefahr hat werden lassen. "In diesem Winter war die Dürre wieder ganz brutal. Wir hatten kaum Regen und dann auch noch Feuer im Januar!", so Funke. Zum anderen machen die steigenden Bodenkosten der Autorin Sorgen.

Ausschlaggebend für den Wegzug sei allerdings ein überraschendes Kaufangebot gewesen. Das Nachbargrundstück gehört einer Firma, die dort ein Natur-Farming-Projekt für Stadtkinder umsetzen will und Funkes idyllisches Grundstück mit den kleinen Gästehäusern einbeziehen möchte. "Die Alternative wäre gewesen, dass ich in ein paar Jahren sage: Steuern, Wasser, Feuergefahr, ich kann diesen gewaltigen Ort als Kinderbuchautorin einfach nicht mehr finanzieren", so Funke im SZ-Interview, "und dann müsste ich an jemanden verkaufen, der hier sein dickes, fettes Haus hinbaut und seinen Pool. Das will ich nicht."

Begnadete Erzählerin

Dass Cornelia Funke sich ihren Traum vom Leben in Kalifornien überhaupt erfüllen konnte, verdankt die 1958 im nordrhein-westfälischen Dorsten geborene Autorin einem überbordenden Schreib- und Zeichentalent. Als Kind las sie gegen die Kleinstadtlangeweile an, verschlang, wie sie einmal erzählte, Tolkiens "Herr der Ringe", Mark Twains "Tom Sawyer" oder auch Robert Louis Stevensons "Schatzinsel". Das habe ihr ganz neue Welten eröffnet. Doch mit dem eigenen Schreiben begann Cornelia Funke erst 1986. Da war sie bereits ausgebildete Sozialarbeiterin - und studierte Buchillustratorin.

Chinesisches Buchcover von Cornelia Funke: Der Herr der Diebe
Exportschlager: die chinesische Version von "Herr der Diebe"

Als begnadete Erzählerin erschafft sie seither magische Traumwelten - und schrieb sich so in die Herzen kleiner und großer Leserinnen und Leser, viele ihrer Werke illustriert sie auch. Ihre Bücher wie "Die wilden Hühner", "Drachenreiter", "Herr der Diebe" und die "Tintenwelt"-Trilogie wurden in über 50 Sprachen übersetzt und mehr als 26 Millionen Mal verkauft. Viele ihrer Werke kamen als Hörbuchfassung heraus. Es gibt Theateradaptionen und inzwischen auch zehn Verfilmungen. Und in hoher Taktzahl legt Funke nach: Im Mai 2021 erscheint ihr neuer "Drachenreiter"-Band.

Künstlerin und Geschäftsfrau

Deutschlands erfolgreichste Kinder- und Jugendbuchautorin ist aber, wie sie selbst sagt, auch Geschäftsfrau. "Das schulde ich meinen Büchern, die sind ja alle meine gedruckten Kinder. Man muss gerade als Künstlerin auch Geschäftsfrau sein, sonst wird man übervorteilt", so Funke in der SZ. "Ich bin selbst von Verlagen, die ich sehr liebe, über den Tisch gezogen worden." Diese verträten ihre eigenen Interessen. "Also muss ich wissen, wie ich die meinen vertrete!" Doch selbst mit 62 und all ihrer Erfahrung falle sie immer noch ab und zu auf die Nase - etwa bei Filmprojekten, denen sie zugestimmt habe.

"Tintenherz" von Cornelia Funke