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Corona-Einschränkungen noch viele Monate

10. August 2020

Deutsche Firmen erwarten noch für mindestens 8,5 Monate Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Krise. Das ergab eine Umfrage des Münchner ifo-Instituts. Besonders Dienstleister machen sich Sorgen.

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Deutschland Coronavirus Lockdown geschlossene Geschäfte in Bonn
Bild: picture-alliance/NurPhoto/Y. Tang

Gute Planung ist das Rückgrat der Wirtschaft; nur lässt sich in der Corona-Krise kaum absehen, wie die nähere Zukunft sich entwickelt. Die Wirtschaftsforscher des ifo-Instituts haben dennoch bei deutschen Unternehmen nachgefragt, für welchen Zeitraum sie noch mit Corona-Einschränkungen rechnen. Fast ein dreiviertel Jahr wird es nach Einschätzung der befragten Unternehmen dauern, bis sich das öffentliche Leben - und damit das Wirtschaftsgeschehen - wieder normalisiert.

Die Zahl markiert die Durchschnittserwartungen aller Branchen. Vor allem Firmen der Freizeitbranche aber befürchten längere Einschränkungen: Sie rechnen mit 13 Monaten und nicht mit 8,5 Monaten. Künstler und die Gastronomie erwarten, die Krise werde sie weitere 11 Monate beeinträchtigen.

Laut ifo äußerten sich in der Sonderumfrage vom Juli nur wenige Branchen etwas optimistischer: Der Handel rechnet mit Einschränkungen für 8,6 Monate, der Bau mit 8,2 Monaten und die Industrie mit 7,8 Monaten. Am geringsten ist die Zeit bei den Getränkeherstellern mit 6,4 Monaten.

Sorgen vor einer zweiten Welle

In Deutschland wird allerdings derzeit besorgt über eine mögliche zweite Corona-Welle diskutiert. Das zeigt, wie unwägbar die Lage bleibt. Die Infektionszahlen jedenfalls steigen. Auch die Tatsache, dass ein Impfstoff nicht in Sicht ist, macht Aussagen über die Dauer der Einschränkungen im Alltag sehr schwierig. 

Vor den Folgen eines vollen Lockdowns im Zuge einer zweiten Welle warnte Carsten Brzeski im Gespräch mit der DW: "Wir wissen jetzt, welche Kosten ein einmonatiger voller Lockdown mit sich bringt: Ein Monat hat Deutschland zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts gekostet." Deshalb empfiehlt der Europa-Chefvolkswirt der ING Bank, im Fall der Fälle lokale Lösungen zu suchen und außerdem stark auf Prävention zu setzen. "Bisher hat die deutsche Regierung zwischen 30 und 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgegeben, um der Krise zu begegnen. Es ist kaum vorstellbar, dass diese Summe noch einmal für eine zweite Welle aufgebracht werden könnte", so Brzeski.

Deutschland Corona- Pandemie Symbolbild Home-Office
Corona-Folge: Home Office statt Arbeit im BetriebBild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Staatliche Corona-Hilfe hilft

Eine andere Umfrage unter deutschen Unternehmen zeigt, dass die staatliche Corona-Hilfe bisher tatsächlich viele Unternehmen gerettet hat. Demnach würden mehr als vier von zehn Betrieben, die staatliche Hilfe beantragt haben, die Krise nach eigenen Angaben ohne diese Hilfe nicht überleben. Das zeigt eine Untersuchung der Universität Mannheim und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), aus der die Süddeutsche Zeitung zitierte.

Zwei Drittel der 8.500 Firmen, die an der Umfrage teilnahmen, haben demnach in irgendeiner Form staatliche Hilfen beansprucht. Die drei meistgenutzten Maßnahmen waren Kurzarbeitergeld, Corona-Soforthilfe und die Stundung von Steuerzahlungen.

ar/bea (rtr, afp – IFO, ZEW)