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Corona in Ischgl: Vier Personen unter Verdacht

30. September 2020

Nach dem massenhaften Corona-Ausbruch im Tiroler Skiort Ischgl zu Beginn der Pandemie ermittelt die österreichische Staatsanwaltschaft gegen vier Verdächtige. Sie sollen die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt haben.

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Österreich | Geschlossene Apre-Ski Bar
In solchen Après-Ski-Bars soll das Coronavirus in Ischgl weitergegeben worden seinBild: Getty Images/AFP/APA/J. Gruber

Nach der Prüfung von mehr als 10.000 Seiten Beweismaterial hätten sich die Ermittlungen konkretisiert, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Innsbruck, Hansjörg Mayr, mit. "Insbesondere wird die Umsetzung von Verordnungen in Bezug auf Verkehrsbeschränkungen in Ischgl beziehungsweise die Quarantäne im Paznauntal näher geprüft." Die Identitäten der Beschuldigten nannte die Behörde nicht. Der österreichische Fernsehsender ORF berichtet, es handele sich um Ischgls Bürgermeister Werner Kurz, Bezirkshauptmann Markus Maaß und zwei Beamte. Der Vorwurf laute auf vorsätzliche oder fahrlässige Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten.

Der Wintersportort Ischgl in Tirol, der auch als Partyhochburg unter den Skiorten gilt, war Ende Februar und Anfang März 2020 ein Corona-Hotspot, der maßgeblich zur Verbreitung des Virus in Teilen Europas beigetragen haben soll. Tausende Urlauber aus 45 Ländern steckten sich mit dem Coronavirus an und verbreiteten es anschließend zu Hause weiter, darunter zahlreiche Touristen aus Deutschland. Den österreichischen Behörden wird vorgeworfen, zu spät auf erste Anzeichen des Ausbruchs in dem beliebten Wintersportort reagiert.

Österreich Wintersportort Ischgl
Kämpft um seinen Ruf: der Tiroler Wintersportort IschglBild: picture-alliance/imageBroker

Vorwürfe auch gegen den Kanzler

Nachdem der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz am 13. März die Quarantäne über das Paznauntal in einer Pressekonferenz verkündete, reisten Tausende Touristen und Saisonarbeiter unter teils chaotischen Bedingungen ab, obwohl sie laut Quarantäne-Verordnung eigentlich im Tal hätten bleiben sollen.

Neben den strafrechtlichen Ermittlungen beschäftigt das Geschehen in Ischgl auch zivilrechtlich die Gerichte. Verbraucherschützer brachten vergangene Woche im Namen von Menschen, die sich beim Urlaub in Ischgl oder bei der Abreise mit dem Coronavirus angesteckt haben sollen, die ersten vier Musterklagen auf Schadenersatz gegen die Republik Österreich ein. Sie werfen den Verantwortlichen vor, zu spät und fehlerhaft reagiert zu haben. Einer der Vorwürfe lautet, dass der Skibetrieb zu lange aufrechterhalten wurde.

kle/gri (afp, dpa, rtr)