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Corona-Lockerungen in England aufgeschoben

31. Juli 2020

In England steigt die Zahl der Coronavirus-Infektionen wieder. Der britische Premier Boris Johnson zieht die Konsequenzen und verschiebt die nächsten Lockerungen der Beschränkungen um mindestens zwei Wochen.

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Eine Frau mit einer Schutzmaske steht vor einer U-Bahn in London
Diese Pendlerin in London ist in einem U-Bahnhof mit Schutzmaske unterwegsBild: picture-alliance/NurPhoto/J. Feeney

"Wir müssen schnell reagieren", sagte der britische Premierminister Boris Johnson auf einer Pressekonferenz in London. Um das Virus unter Kontrolle zu halten, müsse man nun auf die Bremse treten. Er wisse, dass der Verzicht auf weitere Lockerungen von Corona-Schutzmaßnahmen ein Rückschlag für viele Menschen sei. Es tue ihm sehr leid, aber "wir können das Risiko einfach nicht eingehen". Zum 1. August sollten eigentlich in England kleine Hochzeitsempfänge wieder möglich sein und zum Beispiel Casinos wieder öffnen dürfen. Dies soll sich nun um mindestens zwei Wochen verzögern. Außerdem kündigte der Regierungschef weitere Schutzmaßnahmen an, darunter das Tragen von Masken in Kinos.

Kurz zuvor waren wegen gestiegener Infektionszahlen in Teilen Nordenglands die Kontaktbeschränkungen verschärft worden. Betroffen davon sind Millionen Menschen im Großraum Manchester sowie Teile von West Yorkshire und East Lancashire. Die Maßnahmen waren erst kurz vor Inkrafttreten in der Nacht zum Freitag verkündet worden, was auf Kritik unter anderem der Opposition stieß. Man habe schnell handeln müssen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock in Interviews.

In den betroffenen Regionen dürfen sich Mitglieder verschiedener Haushalte nicht mehr in Innenräumen und Privatgärten treffen. Sie sollen auch nicht gemeinsam Pubs und Restaurants besuchen. Die Maßnahmen gelten ebenfalls für die weiter südlich gelegene Stadt Leicester. Einige andere Einschränkungen dort werden aufgehoben.

Das Virus bestraft Sorglosigkeit

Hancock führte die verstärkte Ausbreitung des Virus auf Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Abstandsregeln zurück. Die Regierung handle "schweren Herzens", schrieb er auf Twitter. "Aber wir können einen Anstieg von COVID-19-Fällen in ganz Europa sehen und sind entschlossen, alles Nötige zu tun, um die Menschen zu schützen." Die Maßnahmen seien nicht getroffen worden, um gezielt die Feierlichkeiten beim islamischen Opferfest Eid al-Adha in Nordengland zu unterbinden, betonte Hancock auf Nachfragen in Interviews. Kurz zuvor hatte Premierminister Boris Johnson vor einer zweiten Coronavirus-Welle in Großbritannien gewarnt. In bis zu 30 Gebieten stiegen die Infektionszahlen "ein bisschen" an, sagte Johnson am Donnerstag bei einem Besuch im nordenglischen North Yorkshire.

Großbritannien ist in Europa am schlimmsten von der Pandemie betroffen: Bisher wurden etwa 46.000 Todesfälle registriert. Mehr als 300.000 Infektionsfälle wurden dort verzeichnet. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Corona-Krise reagiert zu haben. Die britische Regierung ist nur für die Corona-Maßnahmen in England zuständig. Die anderen Landesteile wie Nordirland, Schottland und Wales entscheiden über ihre eigenen Pandemie-Maßnahmen.

Frankreich zieht die Zügel an

Wegen steigender Infektionszahlen verschärft auch die französische Regierung die Gangart. Sie gibt den örtlichen Behörden nun mehr Spielraum bei der Maskenpflicht. Um die Ausbreitung der Lungenkrankheit COVID-19 einzuschränken, könnten die Präfekturen nun die Maskenpflicht auf öffentliche Plätze ausdehnen, erklärte Gesundheitsminister Olivier Véran. Diese Entscheidung könne vor Ort je nach Gesundheitslage getroffen werden. Die Präfektur von Lille reagierte sofort und kündigte für die Stadt eine Maskenpflicht etwa in der Fußgängerzone an. Auch auf Parkplätzen an Einkaufszentren oder in Parks ist die Maske verpflichtend.

Menschen mit Schutzmasken laufen auf einer Straße in Lille an einem Polizeiauto vorbei
Schutzmasken in der Fußgängerzone: Das ist hier in Lille ab sofort PflichtBild: Getty Images/AFP/D. Charlet

Eigentlich sind in Frankreich Masken nur in geschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr Pflicht. Das sind zum Beispiel Geschäfte, Restaurants und Behörden. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln müssen die Menschen eine Corona-Schutzmaske tragen. Einige Städte - etwa in der Bretagne - hatten bereits eigenmächtig zuvor eine Maskenpflicht an der frischen Luft eingeführt. Andere Orte wie zum Beispiel die Hafenstadt Quiberon haben den Zugang zum Strand eingeschränkt. Abends und in der Nacht ist dieser nicht mehr zugänglich. Auf der Halbinsel in der Bretagne hatten Behörden zuletzt sehr viele Fälle identifiziert. Verantwortliche auch in anderen Badeorten wie Sables-d'Olonne oder Biarritz an der Atlantikküste hatten moniert, dass sich an den Stränden abends junge Menschen in großen Gruppen treffen würden.

In Frankreich steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen seit einigen Wochen wieder leicht. Die Gesundheitsbehörden rufen immer wieder zur Vorsicht auf. Auf dem Freizeitgelände Paris Plages können sich Besucher zum Beispiel kostenlos mit einem Schnelltest auf Corona testen lassen. Mit mehr als 30.000 Todesopfern ist Frankreich schwer von der Corona-Pandemie getroffen.

kle/uh (dpa, afp, rtre, ape)