1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Coronavirus rafft den Karneval dahin

23. Februar 2020

Die Absage des bunten Treibens in Venedig markiert den bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise in Italien. In Asien spitzt sich die Lage weiter zu. Auch Chinas Präsident räumte das mit deutlichen Worten ein.

https://p.dw.com/p/3YCyK
Italien Pestmaske beim Karneval in Venedig
Ein "Pestarzt" mit der historischen Schnabelmaske beim Karneval in VenedigBild: picture-alliance/dpa/U. Gerig

Der berühmte Karneval in Venedig wird aus Sorge vor einer Ausbreitung des Coronavirus abgesagt. "Wir müssen uns drastischen Maßnahmen anpassen", sagte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia. Dazu zähle die Absage des Venezianischen Karnevals "und sogar noch mehr". Die eigentlich bis Dienstag stattfindenden Feste und Umzüge in Venedig gehören zu den größten und berühmtesten Veranstaltungen des weltweiten Narrentreibens.

"Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen", sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes. Die am stärksten von der Viruserkrankung COVID-19 betroffenen Gebiete sind deshalb abgeriegelt. Den Bewohnern dort sei weder die Einreise noch die Ausreise gestattet, erläuterte Conte. Die Menschen könnten sich nur noch mit "besonderen Ausnahmeregelungen" bewegen.

Wer versuche, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe "strafrechtliche Verfolgung", betonte der Regierungschef. Er setze dennoch auf Verständnis der Bevölkerung. Conte kündigte darüber hinaus auch die Schließung von Unternehmen und Schulen sowie die Absage von öffentlichen Veranstaltungen an. Ein Aussetzen der innereuropäischen Reisefreiheit im Rahmen der Schengen-Zone sei vorerst aber nicht vorgesehen, versicherte der Ministerpräsident.

Italien Coronavirus in Casalpusterlengo
Bild: picture-alliance/FOTOGRAMMA/M. Maule

Europas Hotspot

Bisher wurden in keinem europäischen Land offiziell mehr Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 registriert als in Italien - nämlich weit mehr als Hundert. Die norditalienischen Regionen Venetien und Lombardei melden inzwischen drei Todesfälle. Zum Vergleich: In Deutschland wurden bisher 16 Infektionen gemeldet, in Frankreich zwölf, darunter ein Todesfall.

Der Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38 Jahre alten Mann zurück, der seit Mittwoch schwer erkrankt in einer Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt wird. Wo er sich ansteckte, ist unklar. Der Verdacht, er könnte sich bei einem kürzlich aus China zurückgekehrten Freund infiziert haben, bestätigte sich nicht. Für den Ausbruch in Venetien wurde eine Einschleppung durch dort arbeitende chinesische Geschäftsleute vermutet. Ein Fall in der Region Piemont geht auf Kontakte zu Infizierten in der Lombardei zurück.

Italien Coronavirus in Codogno
Wie ausgestorben: die Kleinstadt Codogno, etwa 60 Kilometer von Mailand entferntBild: picture-alliance/AP Photo/L. Bruno

Türkei und Pakistan schließen Grenzen

Als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Ausbreitung der Coronavirus-Infektionen schließt die Türkei ihre Grenze zum Iran, wie Gesundheitsminister Fahrettin Koca mitteilt. Alle Fernstraßen und Eisenbahnlinien würden gesperrt und Flüge aus dem Nachbarstaat ausgesetzt. Auch Pakistan hat seine Grenzen zum Iran geschlossen. Im Iran sind bislang acht mit dem Virus infizierte Menschen gestorben - so viele wie in keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo das Virus erstmals aufgetreten war. 

In Südkorea rief die Regierung die höchste Warnstufe für Infektionskrankheiten aus. Präsident Moon Jae In gab die Entscheidung nach zwei weiteren Todesfällen durch die Lungenkrankheit bekannt. Die Epidemie stehe vor einem "schwerwiegenden Wendepunkt", sagte er nach einer Krisensitzung seines Kabinetts. "Die nächsten Tage werden entscheidend sein." Mit derzeit insgesamt 602 nachgewiesenen Infektionen ist Südkorea das Land mit der höchsten Fallzahl nach China. 

"Größte Gesundheitskrise seit Gründung"

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping räumte ein, sein Land stehe vor der größten Gesundheitskrise seiner Geschichte. Die Epidemie sei "der größte öffentliche Gesundheitsnotstand mit der schnellsten Verbreitung, dem breitesten Ausmaß an Infektionen und der schwierigsten Vorbeugung und Kontrolle seit der Gründung des neuen Chinas". 

In der offiziellen chinesischen Statistik lag die Zahl erfasster Infektionen am Sonntag bei rund 77.000 - mehr als 2400 Menschen starben dort bereits an der Lungenkrankheit. Experten gehen allerdings von einer weitaus höheren Dunkelziffer in der Volksrepublik aus. Die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen gibt es nach wie vor in der Provinz Hubei, wo die Epidemie im Dezember in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war.

wa/rb/nob (afp, ap, dpa, rtr)