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Gedenken und Protest

13. Januar 2014

Am Jahrestag des "Costa-Concordia"-Unglücks haben Überlebende der Opfer gedacht und zugleich härtere Konsequenzen für den Schiffsbetreiber verlangt. Der angeklagte Kapitän rang sich zu Worten des Mitgefühls durch.

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Die "Costa Concordia" vor der Insel Giglio (Foto: picture alliance/AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

Mehrere dutzend Menschen versammelten sich im italienischen Grosseto zu einer kurzen Kundgebung vor dem Gericht, in dem Kapitän Francesco Schettino der Prozess gemacht wird. Anschließend legten sie eine Schweigeminute ein.

"Unheilbarer Schmerz für uns alle"

Schettino veröffentlichte zum Jahrestag eine Erklärung, in der er von einem "unheilbaren Schmerz für uns alle" sprach. Er ist der einzige noch verbliebene Angeklagte. Vier mitbeschuldigte Besatzungsmitglieder und der oberste Krisenmanager der Reederei Costa Crociere sind bereits zu Haftstrafen zwischen 18 und 34 Monaten verurteilt worden. Schettino hätte am Montag eigentlich zu einem neuen Prozesstermin vor Gericht erscheinen müssen, seine Anhörung wurde wegen eines landesweiten Anwaltsstreits aber auf den 27. Januar vertagt. In seiner Erklärung drückte der von Medien als "Kapitän Feigling" bezeichnete Angeklagte den Familien der Opfer sein "tiefstes Mitgefühl" aus. In Gedanken nehme er an der Schweigeminute teil.

Der angeklagte Kapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino (Foto: picture alliance/AP Photo)
Der angeklagte Kapitän der "Costa Concordia", Francesco SchettinoBild: picture alliance/AP Photo

Der für die Opferfamilien sprechende Anwalt Massimiliano Gabrielli nahm den Jahrestag der Katastrophe zum Anlass, um die Schuld der Reederei Costa Crociere herauszustreichen. "An Bord dieser Schiffe herrschen Sicherheitsmängel", sagte Gabrielli der Nachrichtenagentur Ansa. "Das Gerichtsverfahren zeigt doch, dass die Rettungssysteme nicht funktioniert haben, obwohl sie die Sicherheit der Passagiere gewährleisten sollten." Costa Crociere hatte lediglich eine eingeschränkte Verantwortung für das Unglück übernommen - mit der Begründung, sie habe Schettino und die verurteilten Besatzungsmitglieder nur eingestellt. Am Ende musste Europas größter Kreuzfahrtanbieter eine Million Euro Strafe zahlen, was viele Hinterbliebene als zu geringes Bußgeld kritisieren.

Gedenkgottesdienst, Kirchenläuten, Schiffssirenen

Die "Costa Concordia" hatte am Abend des 13. Januar 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war mit 4229 Menschen an Bord nur wenige Meter vor der Toskana-Insel Giglio in akute Schieflage geraten. Bei dem Unglück starben 32 Menschen, unter ihnen zwölf Deutsche. Der Kapitän verließ das riesige Kreuzfahrtschiff per Rettungsboot und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörde nicht an Bord zurück, obwohl die meisten Passagiere noch festsaßen. Schettino muss sich seit Juli vergangenen Jahres wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffes in Seenot vor Gericht verantworten. Ihm drohen 20 Jahre Haft.

Costa Concordia steht wieder aufrecht

Auf Giglio wurde ein Gedenkgottesdienst für die Opfer abgehalten, an dem auch Anwohner teilnahmen. Bischof Guglielmo Borghetti leitete die Messe in der Kirche Santi Lorenzo e Mamiliano, in der während der Unglücksnacht zahlreiche Schiffbrüchige Zuflucht gefunden hatten. Anschließend warfen Inselbewohner zum Gedenken an die Opfer einen Kranz ins Meer. Am Abend schließlich sollen eine Fackel-Prozession zum Hafen von Giglio sowie Kirchengeläut und Schiffssirenen an das Drama vor zwei Jahren erinnern.

sti/cw (afp, dpa)