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Cristiano Ronaldo mag keine Cola

Marko Langer
16. Juni 2021

Dass Spitzensportler bei den obligatorischen Pressekonferenzen die Flaschen von Getränkesponsoren selten anrühren, ist bekannt. Aber bei der EURO stellen sie sie nun gar weg. Für die Sponsoren - unschön.

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Euro 2020  Portugal Pressekonferenz Cristiano Ronaldo
Aus diesem Blickwinkel erkennt man die Colaflaschen noch. Ronaldo hatte sie vorher weggeschobenBild: UEFA/REUTERS

Die Binsenweisheit vorneweg: Man muss keine Coca-Cola trinken. Ernährungswissenschaftler warnen seit Jahrzehnten vor dem übermäßigen Konsum von zuckerhaltigen Getränken. Gerne auch stapeln Fotografen kleine Türme aus Zuckerwürfeln, um den extrem hohen Zuckergehalt von Softdrinks zu illustrieren. Als Cristiano Ronaldo vor dem Gruppenspiel gegen Ungarn zwei Flaschen des UEFA-Sponsors Coca-Cola entfernte, hätte er auch nach einer "Light" oder einer "Zero" verlangen können. Stattdessen schob er die braune Brause nach links aus dem Bild und sagte trocken: "Aqua." Dabei hob er eine sponsorenfreie Flasche mit Wasser in die Höhe. Zum Wohl.

Fans und auch der Berichterstatter hier wissen, dass Cristiano Ronaldo seinen Körper mit viel Hingebung behandelt. Der fünfmalige Weltfußballer achtet sehr auf seine Ernährung und Fitness. Fast Food? Softdrinks? Danke, nein, lautet die Devise des Portugiesen. 

Haarshampoo kann man nicht trinken

Ein Blick auf die überaus schicke Website von "CR7", wie sich Ronaldo auch nennt: Elf Firmen sind da als "Partners" aufgeführt. Eine Firma produziert Sportartikel, eine andere Haarshampoo, ein Hotelanbieter ist dabei und ein Streamingdienst. Coca-Cola oder anderen Softdrinkmarken sucht man vergebens. Doch der Portugiese ist offenbar nicht nur kein Fan des Getränks, sondern auch nicht des Konzerns. 

Cristiano Ronaldo präsentiert CR7 Crunch Fitness in Madrid
Eine eigene Fitness-Kette hat Ronaldo auch. Für die macht er gerne WerbungBild: picture-alliance/Geisler-Fotopress

Und die Aktion hat dem Getränkeriesen Coca-Cola offenbar einen Wertverlust in Milliardenhöhe beschert. Der Aktienkurs des Unternehmens sei um 1,6 Prozent eingebrochen, schreibt der Sport-Informationsdienst (SID). Zudem sei der Marktwert des EM-Sponsors um vier Milliarden US-Dollar auf 238 Milliarden gesunken. Und das wegen zwei Flaschen. 

Wir hätten gerne zugehört, wie ein Marketingmanager des Sponsors den Marketingmanager des europäischen Fußballverbandes UEFA anruft mit dem Hinweis, dass das Verhalten Ronaldos ja nun überhaupt nicht in Ordnung sei. Und gerne hätte man die Antwort des Marketingmanagers der UEFA gehört. Zum Beispiel: "Ja, wir werden mit Herrn Ronaldo reden, vielleicht auch eine Strafe." So etwas in der Art. Großer Lacher. Wer sagt es CR7?

Deutschland München | UEFA Euro 2020 | Frankreich v Deutschland | Zweikampf
War "Man of the Match" beim Spiel gegen Deutschland und mochte hinterher kein Bier: Paul PogbaBild: Matthias Hangst/Getty Images

Die UEFA verweist in ihrer Antwort auf eine Anfrage der DW auf ein Statement von Coca-Cola: Das Unternehmen biete "eine Reihe von Getränken für unterschiedliche Geschmäcker und Bedürfnisse an, die den Spielern während des gesamten Turniers zur Verfügung stehen", so der Konzern. "Dazu gehören Wasser, isotonische Sportgetränke und Säfte, Kaffee und Tee sowie Coca-Cola."

Vielleicht hat sich bei der UEFA ja auch ein Marketingmanager aus den Niederlanden am Telefon gemeldet. Dort sitzt Biersponsor Heineken, der mit ansehen musste, wie Frankreichs Mittelfeldstar Paul Pogba nach dem 1:0 gegen Deutschland bei der Pressekonferenz eine Flasche des Biersponsors verschwinden ließ. Man hätte dem Franzosen ja auch wirklich einen guten Chablis hinstellen können, so gut, wie er gespielt hat. Heineken äußerte sich - laut UEFA - nur knapp dazu: "Wir respektieren voll und ganz die Entscheidung eines jeden Spielers, wenn es um das Getränk seiner Wahl geht."

Da ist man ein wenig beruhigt, erinnert sich aber noch dunkel an den Sponsorenstreit bei der der deutschen Nationalmannschaft, als ein Sportschuhfabrikant aus Herzogenaurach (Adidas, nicht Puma, wir wollen ja hier alles beim Namen nennen) erleben musste, wie Nationalspieler plötzlich in Nike-Schuhe schlüpften. Das stieß nicht auf Gegenliebe, jedenfalls nicht bei dem jeweiligen Sponsor, dessen Treter im Karton blieben. Greenpeace wollte vor dem deutschen EM-Auftakt am Dienstagabend mit einer Harakiri-Protestaktion DFB- und UEFA-Sponsor Volkswagen provozieren und hat sich damit eher selbst unbeliebt gemacht. Auf den Schreck einen Schnaps, aber da haben wir auf die Schnelle keinen zuständigen Sponsor gefunden.