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Cyberangriffe auf dem Vormarsch

17. September 2012

Immer mehr Menschen werden Ziel hinterhältiger Attacken aus dem Internet. Vor allem der Diebstahl von Nutzer-Accounts breitet sich massenhaft aus. Eine neue Sicherheitskultur ist nötig, fordert die Hightech-Branche.

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Cyberkriminalität (Foto: Fotolia)
Bild: Fotolia

Obwohl die Zahl der Fälle stagniert, nimmt die Bedrohung des Einzelnen durch Cyberkriminalität in Deutschland weiter zu. Zu diesem Ergebnis kommt der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, bei der Vorstellung des "Cybercrime 2011"-Berichts in Berlin. Demnach gab es im vorigen Jahr rund 60.000 registrierte Fälle von Internet-Kriminalität. Das waren fast genau so viele wie in den Jahren davor, allerdings stieg der wirtschaftliche Schaden um 16 Prozent auf schätzungsweise 71,2 Millionen Euro.

Den größten Anteil mache der Computerbetrug aus, sagte Ziercke. So sei die Schadsoftware für Angriffe auf Computer oder Smartphones professioneller geworden. Zudem gebe es nicht mehr den spezialisierten Einzeltäter, vielmehr handele es sich zunehmend um Kriminelle ohne Fachkenntnisse.

Cyberattacken nehmen zu

Organisierte Kriminalität

Dabei sei auch eine Art Arbeitsteilung zu beobachten, was die Fahndung erschwere: Der eine spioniere die Daten aus, der andere versuche, sie in der realen Welt auszunutzen. "Die Täterbreite hat sich damit deutlich vergrößert", so Ziercke.

Die nötigen Programme kann man sich im Untergrund kaufen oder mieten. So entstand allein durch Phishing-Mails und auf direktem Weg gestohlene Kreditkartendaten ein Schaden von rund 50 Millionen Euro.

Diebstahl persönlicher Daten

Weit verbreitet ist auch der Diebstahl so genannter digitaler Identitäten wie zum Beispiel die Nutzer-Accounts von E-Mail-Fächern, Onlinebanking, sozialen Netzwerken oder ebay-Konten. Im Jahr 2011 wurden dem BKA dazu 6422 Fälle gemeldet - 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das Phishing beim Onlinebanking hat sich laut Ziercke seit 2008 sogar verdreifacht. Die durchschnittliche Schadenssumme lag bei 4000 Euro pro Fall. "Der Diebstahl digitaler Identitäten entwickelt sich zu einem Massenphänomen, das immer größere Schäden anrichtet", bestätigte der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf.

Digitale Erpressung

Laut einer Umfrage des Hightech-Verbands ist mehr als die Hälfte der privaten Internetnutzer schon mit Internetkriminalität in Berührung gekommen. Am häufigsten wurden Computer-Viren oder andere Schadprogramme genannt. Bei rund 16 Prozent der Befragten wurden die Zugangsdaten zu Internet-Diensten ausspioniert. Jeder achte Internetnutzer wurde beim Online-Shopping betrogen.

Eine weitere sich zunehmend ausbreitende Spielart der Internetkriminalität ist die digitale Erpressung. Dabei drohen die Internetgangster zum Beispiel einem Unternehmen, gestohlene Daten zu veröffentlichen. Ebenfalls kommt es vor, dass sie Computer sperren und ihn nur gegen Zahlung einer Gebühr freigeben.

Mittelständische Betriebe im Visier

Die Täter haben es besonders auf mittelständische Unternehmen abgesehen, wobei die Dunkelziffer hoch ist. Um aus dem Dunkelfeld herauszukommen, bedürfe es einer neuen Sicherheitskultur, forderte Bitkom-Chef Kempf.

Viele Unternehmen scheuten davor zurück, nach einem Angriff an die Öffentlichkeit zu gehen: "Doch nur die Meldung von Sicherheitsvorfällen ermöglicht es, dagegen vorzugehen."

uh/rb (dpa,rtr)