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Schockierte Anleger

24. Juli 2008

Euro-Stärke und hohe Rohstoffpreise verderben dem Autokonzern Daimler das Geschäft. Das Unternehmen senkt seine Gewinnprognose – und verliert auf einen Schlag fünf Milliarden Euro an Börsenwert.

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Lackkontrolle im Werk Sindelfingen, Quelle: AP
Lackkontrolle im Werk SindelfingenBild: AP

Als erster Autokonzern weltweit hat Daimler wegen der düsteren Konjunkturaussichten seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Trotz steigender Absatzzahlen bei Pkw und Nutzfahrzeugen geht der Premiumhersteller nicht mehr davon aus, den Gewinn des Vorjahres auch nur annähernd zu erreichen. Neben dem anhaltend starken Gegenwind aus den USA und kräftig gestiegener Rohstoffkosten machte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag (24.7.2008) auch die fortwährenden Belastungen durch die Beteiligung an Chrysler für den Negativtrend verantwortlich.

Zetsche zuversichtlich

Leere Hände: Konzernchef Dieter Zetsche, Quelle: AP
Leere Hände: Konzernchef Dieter ZetscheBild: AP

Im zweiten Quartal sank bei dem Premium-Hersteller das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,13 Milliarden im Vorjahr auf 2,05 Milliarden Euro. Der Gewinn verringerte sich von 1,8 auf 1,4 Milliarden Euro. Zetsche zeigte sich dennoch zuversichtlich. "Wir haben unser Unternehmen gut auf diese Situation vorbereitet und erfüllen alle Voraussetzungen, um auch in schwierigen Zeiten zu den Besten der Branche zu gehören." Mit 373 Millionen Euro hätten dabei die Chrysler-Belastungen negativ zu Buche geschlagen, erklärte Zetsche. Daimler hält noch knapp 20 Prozent an dem angeschlagenen US-Autobauer. Die restlichen rund 80 Prozent waren im Vorjahr an den Finanzinvestor Cerberus verkauft worden. Der Kurs des DAX-Konzerns brach um bis zu elf Prozent auf 37,88 Euro ein - damit verlor das Unternehmen - gemessen am Vortagsschluss - auf einen Schlag fast 5 Milliarden Euro an Börsenwert.

Beim Umsatz legte Daimler im zweiten Quartal um sechs Prozent auf 25,4 Milliarden Euro zu. Der Gesamtabsatz kletterte um zehn Prozent auf 556.500 Fahrzeuge. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Jahresvergleich von 271.486 auf 275.000, in Deutschland von 166.581 auf 168.342 Mitarbeiter. Die Stuttgarter waren bereits holprig und mit Bremsspuren ins Jahr gestartet: Ergebnis und Gewinn gaben im ersten Quartal deutlich nach. Als Prognose für das Gesamtjahr gab Daimler nun ein operatives Ergebnis von mehr als 7 Milliarden Euro aus. Der Wert liegt damit deutlich unter dem EBIT des Vorjahres von 8,7 Milliarden Euro, in dem auch die Mittel aus dem Verkauf der EADS-Anteile enthalten sind. Analysten nannten den Ausblick enttäuschend und sprachen von einer negativen Überraschung.

Probleme auf dem US-Markt

Der zusammengebrochene Markt für schwere Nutzfahrzeuge in den USA werde sich vermutlich erst Ende 2008 oder Anfang 2009 einsetzen erholen, teilte Daimler mit. Zu Jahresbeginn hatte der Weltmarktführer noch auf eine Markterholung in den USA im zweiten Quartal gesetzt und in der Folge den Zeitpunkt immer weiter nach hinten geschoben.

Montage der der C-Klasse am Produktionsband im Werk Sindelfingen, Quelle: AP
Montage der der C-Klasse am Produktionsband im Werk SindelfingenBild: AP

Trotz der Schwierigkeiten auf dem US-Markt konnte das Unternehmen 10 Prozent mehr Lastwagen verkaufen. Das EBIT stieg ebenfalls um 1 Prozent auf 608 Millionen Euro. Das Vorjahresquartal hatte einen Sonderertrag enthalten. Das Geschäftsfeld Daimler Financial Services erzielte von April bis Juni ein EBIT von 183 Millionen Euro. Der Rückgang um 17 Prozent wurde unter anderem auch mit dem Aufbau einer neuen Finanzdienstleistungsorganisation für den US-Markt nach der Trennung von Chrysler begründet.

Der Gewinn im Bereich Vans, Buses, Other ging ebenfalls zurück. Das EBIT brach um 42 Prozent auf 148 Millionen Euro ein. In diesem Segment ist auch die Beteiligung an dem Europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS gebündelt. Der Anteil von Daimler am Ergebnis der EADS habe 32 Millionen Euro betragen. Im Vorjahreszeitraum seien es noch 95 Millionen Euro gewesen. (stu)