1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Gender-Thema in Davos

19. Januar 2017

Frauen führen multinationale Unternehmen und große Volkswirtschaften, aber sie sind noch immer unterrepräsentiert, was man auch beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum sieht. Nur 20 Prozent der Teilnehmer sind Frauen.

https://p.dw.com/p/2W2Cg
Weltwirtschaftsforum in Davos
Bild: WEF/swiss-image.ch/Valeriano DiDomenico

Der Raum ist klein, nicht mehr als 100 Stühle passen hinein. Zwei Kameras sind aufgebaut, in einer Ecke gibt es eine kleine Kaffeebar. Die Wände strahlen in freundlichen Cremefarben. Die Frauen sind fast unter sich, nur vereinzelt ist ein Mann zu sehen.

"The female quotient @ Davos", also "Der Frauenanteil in Davos" heißt die Lounge, die an der Promenade von Davos liegt. Da, wo fast jeder Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums vorbei muss. Viele hetzen zu Ihrem nächsten Termin durch den Schnee, andere bleiben stehen und schauen, was die Frauen da eigentlich machen. 

Das Programm ist hoch spannend. "Warum Vielfalt eine unternehmerische Notwenigkeit ist" oder "Die Wahl, vor der wir stehen, um unsere Zukunft zu rebooten." Sheryl Sandberg von Facebook war bereits hier, Arianna Huffington, Gründerin der Huffington Post und Paul Polman, Chef von Unilever. 

Starke Führung beim Thema Gender nötig

"Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Führungsfrage", betont Amy Weaver, Executive Vice President von Salesforce, einem kalifornischen Softwareunternehmen mit rund 25.000 Mitarbeitern. Erst als Salesforce-Chef Marc Benioff nach Beschwerden von Mitarbeitern eine gnadenlose Analyse der Vergütung durchsetzte, kam heraus, dass auch sein eigenes Unternehmen Frauen in einigen Positionen schlechter bezahlte als Männer. Salesforce machte das Problem öffentlich, strukturierte um und gilt heute als Vorbild für gleichberechtigte Bezahlung. Auch dank des persönlichen Einsatzes des Chefs.

Männer verdienten weniger

"Es war nicht leicht. Und übrigens: Es gab auch Männer, die weniger verdienten als einige Frauen. Das haben wir ebenfalls geändert", erzählt Weaver, möchte aber keine Detailbeispiele geben. Entscheidend sei, dass unabhängig vom Geschlecht bezahlt werde. 3 Millionen US-Dollar mehr an Gehaltssumme im Jahr koste dies.

Gleiche Bezahlung - nur ein Thema von vielen, die auf dem Weltwirtschaftsforum zum Thema Gender diskutiert werden. Ein anderes ist die starke Unterrepräsentanz von Frauen in Tech-Firmen. Denn die Digitalisierung der Wirtschaft geht rasant voran. Gleichzeitig sind viele Programmierer weiße Männer und was die programmieren, muss nicht immer passen. 

"Was wir brauchen, ist Software, die nicht voreingenommen ist", betont Mike Gregoire, Chef von CA Technologies, einem Unternehmen, das sich mit Datensicherheit und künstlicher Intelligenz beschäftigt. "Stellen Sie sich nur mal vor, wie ineffektiv es sein könnte, wenn ein weißer männlicher Programmierer eine künstliche Intelligenz schaffen würde und dabei seine eigenen Vorurteile in die Software hineinprogrammieren würde. Wir brauchen gemischte Teams!"

Vielfältige Kreativität

Bei CA Technologies sind von den rund 11.000 Beschäftigten 21 Prozent Frauen. In Führungspositionen sind es sogar 28 Prozent. "Ein vielfältiges Team ist ein kreatives Team", betont der Unternehmenschef und hat sich zur Aufgabe gemacht, Frauen im Unternehmen gezielt zu fördern.

Gleichzeitig werden junge Frauen unterstützt. "Tech Girls" heißt ein Programm für 10 bis 14-Jährige, die programmieren lernen wollen, oder aber sich für Mathematik und Physik begeistern.

"Der Pool verfügbarer Mitarbeiter ist zu klein", sagt Gregoire. Es sei deshalb nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit, Frauen in Hightech-Berufen zu fördern. "Unsere Branche ist die zweitschlechteste nach der Luft- und Raumfahrt, wenn es um Gleichberechtigung der Geschlechter geht."

Das Weltwirtschaftsforum veröffentlicht jedes Jahr einen eigenen Bericht zum Stand der Gleichberechtigung. Der letzte erschien im Oktober 2016. (https://www.weforum.org/reports/the-global-gender-gap-report-2016). Danach könne es noch 170 Jahre dauern, bis die Gleichberechtigung erreicht sei.