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Forscher hören das Gras wachsen

28. November 2016

New Yorker Forscher haben das Wachsen von Maisstengeln hörbar gemacht. Wenn die Stengel wachsen, kommt es zu winzigen Brüchen. Dieser Prozess ähnelt dem Wachstum und der Regeneration unserer Muskeln.

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Maispflanze
Bild: picture alliance/dpa

Wer im Deutschen sprichwörtlich "das Gras wachsen hört", der kann entweder wirklich sehr, sehr gut hören, oder aber er reagiert sehr sensibel auf Gerüchte und Informationen. Er ist gut - manchmal zu gut - informiert und kann Entwicklungen erkennen, bevor andere sie wahrnehmen.

Wenn das Forscherteam um Douglas Cook von der New York University nun das Graswachsen hörbar macht, geht es den Wissenschaftlern weniger um eine Vorhersage als um die Gegenwart. Denn sie möchten Mikro-Bruchprozesse in Maispflanzen erkennbar machen.

Mais ist nämlich auch ein Gras - genauer genommen ein Süßgras aus der Familie "Poaceae". Das Ziel der Forschungen ist es, Verluste durch Windbruch beim Maisanbau zu reduzieren.

Auch Pflanzen haben Muskelkater

Wenn Mais wächst, hört es sich so ähnlich an wie wenn er bricht - berichtet Cook in einer Mitteilung, die gerade auf der Tagung der Acoustical Society of America (ASA) in Honolulu vorgestellt wurde. "Wir glauben, dass das Pflanzenwachstum Millionen winziger Bruchereignisse mit sich bringt, und dass diese Brüche die Pflanze dazu bringen, die gebrochenen Regionen zu reparieren", berichtet der Biomechaniker.

Dieser Prozess, dass ständig Brüche auftreten und repariert werden, führe letztlich dazu, dass die Pflanze größer und größer werde. Man könne dies mit dem Muskelwachstum vergleichen: Wer viel trainiert, bekommt hin und wieder einem Muskelkater aber insgesamt werden die Muskeln stärker.

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Beim Krafttraining kommt es auch zu Mikroverletzungen in den Muskeln. Die werden repariert - die Muskeln werden stärker. Bild: picture-alliance/dpa/L. W. Smith

Methoden aus der Materialforschung

Mit einer jährlichen Ernte von 350 Millionen Tonnen ist Mais das wichtigste Getreide in den USA. Viel geht aber durch Windbruch verloren. Also haben sich die Forscher dem Problem mit Methoden genähert, die sonst Maschinenbauingenieure bei der Materialforschung nutzen.

"Materialbruch ist wie ein mikroskopisches Erdbeben: Die plötzliche Freisetzung von inneren Spannungen sendet Schallwellen, die in alle Richtungen ausstrahlen", erläutert Cook. Diese Wellen haben die Forscher mit piezoelektrischen Kontaktmikrofonen gemessen.

So fanden sie heraus, dass die Blätter der Pflanze während des schnellen Wachstums in besonderem Maße zur Stabilität des Stängels beitragen. Gelingt es Züchtern nun, neue Sorten mit härteren Blättern zu entwickeln, könnte das schon gegen den Windbruch helfen.

fs/hf (dpa)