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Ein Deutscher in Minsk

3. Februar 2010

Der deutsche Diplomat Benedikt Haller ist der neue Leiter des OSZE-Büros in Minsk. Im Gespräch mit der Deutschen Welle schätzt er die Lage in Belarus ein und erläutert seine künftigen Aufgaben.

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Portrait von Benedikt Haller, der am 18.01.2010 sein Amt in Minsk angetreten hat(Foto: Bymedia)
Benedikt Haller arbeitet seit dem 18.01.2010 in MinskBild: Bymedia

DW-WORLD.DE: Herr Haller, was werden die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit in Belarus sein?

Benedikt Haller: Die Schwerpunkte meiner Tätigkeit und meines ganzen Teams sind vom Mandat des Büros der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Minsk vorgegeben. Wir versuchen, zwei Punkte gleichgewichtig zu verwirklichen: in der wirtschaftlichen Dimension und in der menschlichen Dimension. Ich glaube, dass wir in beiden Dimensionen eine große Zahl nützlicher Projekte in diesem Land vorantreiben können, und dass diese Projekte für alle Institutionen des Landes nützlich sein können. Zum anderen hoffen wir, einen Beitrag leisten zu können, dass die Teilnehmerstaaten der OSZE ausreichend, richtig und umfassend über unsere Tätigkeit hier und über das, was in diesem Lande geschieht, informiert werden.

Logo der OSZE, die seit 2003 mit einem Büro in Minsk vertreten ist
Seit 2003 ist die OSZE mit einem Büro in Minsk vertreten

Manche Politiker bezeichnen Belarus als letzte Diktatur Europas. Was meinen Sie dazu?

Wir sollten keine Pauschalurteile fällen. Es ist ganz klar: Es gibt Probleme in diesem Land, bei deren Lösung wir behilflich sein können. Aber man muss genau hinschauen, die Gründe analysieren und dann versuchen, sie zu lösen.

Wie wollen Sie Ihr Verhältnis zur Staatsmacht und zur Opposition zu gestalten?

Ich glaube in der Tat, dass es eine der Aufgaben ist, hier ein Gleichgewicht herzustellen. Das Mandat gibt mir die Aufgabe, die Regierung des Landes darin zu unterstützen, den Dialog mit den gesellschaftlichen Kräften zu führen. Das bedeutet, dass man mit beiden Seiten gleichermaßen sprechen muss, um diesen Dialog zu erleichtern. Darin sehe ich meine Aufgabe.

Die OSZE-Vertretung wird vor allem von deutschen Diplomaten geleitet. Warum?

Es gab auch einen schwedischen Leiter. Aber ich glaube, das reflektiert die Tatsache, dass Deutschland ein besonders großes Interesse am östlichen Europa hat. Das ist ganz einfach durch die Geografie so gegeben, aber Deutschland hat auch in mancher Hinsicht versucht, als Anwalt von Belarus in bestimmten Zusammenhängen aufzutreten.

Wie kann man Belarus helfen, sich Europa anzunähern?

Die Altstadt von Minsk (Foto: RIA Novosti)
Die Altstadt von MinskBild: RIA Novosti

Zunächst einmal liegt Belarus mitten in Europa. Ich habe bei den Gesprächen in diesem Lande bisher ein großes Interesse festgestellt - an Europa im Ganzen, an Westeuropa als Teil von Europa. Dieses Interesse würde ich gerne unterstützen und auch dazu nutzen, um Menschen Reisen oder die Teilnahme an Seminaren zu ermöglichen.

Ich glaube, es ist vor allem eine Sache menschlicher Kontakte, und ich finde es sehr gut, die auszubauen. Es gibt ein Netzwerk von internationalen Organisationen, die sich gegenseitig verstärken sollten, indem sie ihre Schwerpunkte aufeinander abstimmen und koordinieren. Die OSZE ist eine starke Organisation bei der Etablierung von gemeinsamen Normen, von gemeinsamen Verständnissen und Werten. Die EU hat deswegen ein Interesse daran, das, was die OSZE mit ihren regionalen Schwerpunkten erreichen kann und erreicht hat, zu nutzen.

Das Gespräch führte Gennadij Kessner.
Redaktion: Markian Ostaptschuk / Julia Kuckelkorn