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Das Klima und das Geld: Perspektiven aus Bangladesch

23. November 2011

Die Delegierten in Durban müssen nicht nur neue Klimaziele festlegen, es geht auch um Finanzen. Länder wie Bangladesch brauchen vor allem eines: Neues Geld.

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Eine Familie in Bangladesch sieht zu, wie das Wasser vor dem Fenster des Hauses steigt (Foto: dpa)
Das Wasser steigtBild: picture-alliance/dpa

Die Klimakonferenz von Kopenhagen im Jahr 2009 blieb zwar weit hinter den Erwartungen zurück, aber eines wurde doch erreicht: Zum ersten Mal erkannten die Industrienationen an, dass die Entwicklungsländer durch den Klimawandel horrenden Kosten ausgesetzt sind. Man einigte sich auf ein Ziel: 100 Milliarden Dollar sollten ab 2020 pro Jahr gezahlt werden. 2010 in Cancun wurde dies nochmals bestätigt. Das Geld soll armen Ländern helfen, sich an den Klimawandel anzupassen und in saubere Energien zu investieren.

Bauer setzen Reis in Banglasdesh (Foto: MUFTY MUNIR)
Probleme gibt es auch im InlandBild: picture-alliance/dpa

Wie der so genannte Grüne Klima Fond (GCF) funktionieren soll, ist aber seitdem umstritten. Hier eine Lösung zu finden, wäre ein wichtiger Schritt, um die Blockade in den Klimaverhandlungen zu lösen. UN-Klima-Chefin Christiana Figueres gab kürzlich zu Protokoll, dass die Delegierten in Durban einen Entwurf beraten würden, der 2013 in Kraft treten könnte – wenn er denn angenommen wird. Sie gab allerdings auch zu denken, dass es während einer Finanzkrise wahrlich "nicht die beste Zeit" sei, über Geld zu verhandeln.

Altes Geld, neues Geld

Einer der größten Streitpunkte dürfte sein, wie viel "neues" Geld in den Fond fließt. Die Entwicklungsländer werfen den Industriestaaten vor, für den Klimafond Mittel aus bereits existierenden Hilfsprogrammen umzuleiten. Die ärmsten Länder der Welt argumentieren, dass eine schiere Umschichtung von Mitteln nicht der Tatsache Rechnung tragen würde, dass die Industrienationen für die Probleme des Klimawandels zum allergrößten Teil verantwortlich sind – die Entwicklungsländer aber einen Großteil Kosten zu tragen hätten.

Das Beispiel Bangladesch

Die Probleme des tief gelegenen Bangladesch unterstreichen diese These. Im Oktober 2011 stellten Risikoanalysten der Firma Maplecroft einen Index auf, welche der 200 Länder der Erde am meisten vom Klimawandel bedroht sind. 14 Länder gelten als extrem bedroht. Bangladesch ist der Studie zufolge das Gefährdetste von allen. Die meisten der 160 Millionen Einwohner leben im Küstenbereich. Allein schon dies macht das Land extrem verwundbar für einen Anstieg des Meeresspiegels – und wenn es nur um einen Meter ist. Zudem hat Bangladesch mit Armut und extremem Wetter zu kämpfen und die Regierung verfügt schlicht nicht über die Mittel, um das Land effektiv gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen.

Bangladesch braucht Geld

Einwohner von Kamrangir Char erwarten Hilfe nach deren Überflutungen von 2007. (Foto: dpa)
160 Millionenen Einwohner der Küstenregionen sind direkt betroffenBild: picture-alliance/dpa

Der Umweltminister Bangladeschs, Hasan Mahmud, sagte der Deutschen Welle, dass sein Land noch extrem viel zu tun habe, um sich auf steigende Meeresspiegel vorzubereiten. "Wir müssen unseren Küstenschutz verbessern, wir müssen die Kapazität unserer Flüsse erhöhen – und wir müssen Tausende von Bewohnern entschädigen, die davon betroffen sein werden." Das alles kostet Geld, sehr viel Geld. 2010 schätzte die Weltbank die Kosten für Überflutungsschutz entlang der 6000 Kilometer langen Küstenlinie auf fünf Milliarden Dollar.

Bangladesch hat zwar schon einige Spenden, Subventionen und Kredite bekommen, zudem werden jährlich 100 Millionen des Staatshaushaltes abgezweigt, um dem Klimawandel zu begegnen – aber Gelder vom GCF hat das Land bisher wenig gesehen.

Zwingend - und zusätzlich

Analyst Sayeda Selim Tawhid von der Weltbank forderte gegenüber der Deutschen Welle schnelles Handeln. "Die Risiken in den Küstenregionen steigen weiter – und gleichzeitig entstehen neue Probleme weiter im Inland. Maßnahmen gegen den Klimawandel sind zwingend notwendig – aber zusätzlich zur Entwicklungshilfe."

Hasan Mahmud, Minister für Umwelt und Forst in Bagladesch, spricht auf der Konferenz "Climate Diplomacy in Perspective", Auswärtiges Amt, Berlin 2011. (Foto: Thomas Köhler/photothek.net)
Umweltminister Mahmud: "Extrem viel zu tun"Bild: Thomas Köhler/photothek.net

Die Stimmen von Ländern wie Bangladesch finden auf der Weltbühne zunehmend Gehör. Zwei Wochen vor dem Klimagipfel in Durban haben sich in Bangladesch Abgesandte der 30 Länder getroffen, die besonders vom Klimawandel bedroht sind. Sie stimmten ihre Positionen ab. Das 2009 von den Malediven gegründete "Forum der Klimagefährdeten" wiederholte die Forderung nach "neuen" Geldern - zusätzlich zu bereits bestehenden Hilfsverpflichtungen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon lobte die in Bangladesh versammelten Ländern für ihre "Verpflichtung zu grünem Wachstum" – und forderte sie auf, in Durban "stark und vereint" aufzutreten. Ban sagte, die Welt müsse einen Weg finden, den 100-Milliarden-Fond auf die Beine zu stellen.

Autor: Tamsin Walker, Iftekhar Mahmud
Redaktion: Nathan Witkop/Oliver Samson