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Das Morden in Homs geht weiter

10. Februar 2012

In der syrischen Oppositionshochburg Homs droht nach sechstägigem Dauerbeschuss durch die Armee von Machthaber Assad eine menschliche Tragödie. Kanzlerin Merkel drängt auf eine UN-Resolution.

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Brennendes Haus in Homs (AP-Foto von einem Amateur-Video)
Bild: AP

Homs wird seit sechs Tagen von der syrischen Armee mit Artillerie und Panzern beschossen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben allein am Donnerstag 63 Menschen. Seit Beginn der Offensive auf die Protest-Hochburg am 4. Februar seien hunderte Zivilisten getötet worden, so die Beobachtungsstelle weiter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bestätigte den Tod von etwa 250 mehrheitlich unbewaffneten Zivilisten.

Die drittgrößte syrische Stadt ist von Regierungstruppen umstellt. Armeeposten kontrollieren alle Zufahrtsstraßen. Seit zehn Tagen konnten keine Lebensmittel mehr nach Homs geliefert werden. Auch Medikamente werden knapp. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gehen auch die Heizölvorräte zur Neige. In ganz Homs gibt es nach Angaben von Aktivisten nur noch drei Ärzte, einer wurde durch Granatenbeschuss verletzt.

Syrien braucht Hilfe der Vereinten Nationen

"Raketenregen" auf Unruhebezirk

Besonders in Stadtteilen wie Baba Amr wird die Lage der Bewohner immer verzweifelter. Ein Oppositionsaktivist sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Raketen regnen ununterbrochen auf Baba Amr". In den von den Bombardierungen betroffenen Häusern befänden sich zahlreiche verkohlte Leichen.

Ein weiterer Aktivist sagte, Homs sei inzwischen eine "Geisterstadt". Die Aufständischen seien mit ihren Handfeuerwaffen den "Raketen des Regimes" unterlegen. In anderen Berichten hieß es ergänzend, die Opposition befürchte einen großen Sturmangriff auf die Stadt. Unabhängige Berichte aus den Krisengebieten in Syrien sind nicht möglich, da das Regime westlichen Journalisten die Arbeit verbietet.

Anschläge in Aleppo

Aus der bisher eher ruhigen syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo werden Bombenanschläge auf ein Gebäude des Militärgeheimdienstes und auf den Sitz der Ordnungspolizei gemeldet. Mindestens 28 Menschen seien getötet und 235 verletzt worden, meldete das staatliche Fernsehen. Die Regierung machte "Terroristen" für die Explosionen verantwortlich. Assad-Gegner beschuldigten das Regime, die Anschläge inszeniert zu haben, um die Aufmerksamkeit vom brutalen Vorgehen in Homs abzulenken. Sie berichteten unter Berufung auf Anwohner von einem verdächtigen Verhalten der Sicherheitskräfte vor den Explosionen: "Dies ist ein weiteres schwarzes Theaterstück des Regimes."

Merkel zeigt sich entsetzt

Westliche Politiker reagierten schockiert auf das anhaltende Morden in Syrien. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte der "Passauer Neuen Presse": "Die Bilder und Berichte aus Syrien wühlen mich genauso auf wie wahrscheinlich die meisten Bürger." Merkel bedauerte, dass im UN-Sicherheitsrat eine Resolution gegen die Gewalt in Syrien am Veto Russlands und Chinas gescheitert ist. "Davon dürfen wir uns jetzt aber nicht entmutigen lassen, Deutschland arbeitet weiter daran, dass es eine UN-Resolution geben wird", betonte die Kanzlerin.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton appellierte an Russland, doch noch eine UN-Resolution zu Syrien zu unterstützen. Moskau und Peking hatten am Samstag im Sicherheitsrat eine Entschließung blockiert, in der der Friedensplan der Arabischen Liga unterstützt wurde. Er sieht unter anderem einen Machtverzicht Assads vor.

US-Präsident Barack Obama nannte die Gewalt in Syrien "schockierend". Nach einem Treffen mit dem italienischen Regierungschef Mario Monti in Washington sagte Obama, dem "Blutvergießen" müsse ein Ende gesetzt werden. Italien und die USA seien sich darin einig, dass die syrische Regierung, die "ihr Volk angreift", ersetzt werden müsse.

wl/gmf (dpa,rtr,afp,dapd)